Drei Schafe sind am 15. April in Mittelkalbach. das nahe der Landesgrenze zu Bayern und Motten liegt, gerissen worden. Eine DNA-Untersuchung hat jetzt ergeben: Verantwortlich dafür ist ein Wolf. Das Hessische Umweltministerium geht von einem durchziehenden Einzeltier aus. Es ist der zweite Fall dieser Art in diesem Jahr.
Schafhalter sauer
„Die Verharmlosung des Wolfs muss aufhören. Wir sind eine zivilisierte Region, wir können hier keinen Wolf gebrauchen“, ärgert sich der Schafhalter, der nicht namentlich genannt werden möchte, über den Vorfall.
Ein kleiner Trost für die osthessischen Weidetierhalter: Das Tier scheint nur auf der „Durchreise“ gewesen zu sein. Davon geht zumindest das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) aus, dem der Fall gemeldet worden war und das die DNA-Analyse in Auftrag gegeben hatte.
Bisher keine Beweise
„Wir haben bislang keine Beweise für Wölfe, die länger in Hessen bleiben. Der hier verantwortliche Wolf könnte bereits weiter nach Baden-Württemberg, Thüringen oder Bayern gezogen sein“, erklärt die hessische Wolfsbeauftragte Susanne Jokisch auf Nachfrage der Fuldaer Zeitung.
„Nur ein sehr geringer Prozentsatz der Wölfe in Deutschland frisst Nutztiere. Aber Wölfe nehmen das, was sie am Einfachsten kriegen können. Gerade durchziehende Tiere nutzen die Gelegenheit, wenn sie sich ergibt“, so Jokisch. Wichtig sei daher, zu verhindern, dass sie damit mehrfach Erfolg haben.
Im Fall Mittelkalbach seien die Schafe vollständig von einem unter Strom stehenden Zaun umgeben gewesen. Wie es dem Wolf trotzdem gelingen konnte, an seine Beute zu kommen, ist nicht bekannt.
Mensch für Wolf nicht interessant
Für den Menschen ist der Wolf in der Regel nicht gefährlich, sagt Jokisch. „Wölfe interessieren sich eigentlich nicht für Menschen – es sei denn, sie haben ihre natürliche Distanz zum Menschen verloren, etwa weil sie regelmäßig von ihm gefüttert wurden. In diesem Fall gibt es ganz klare Regeln, die sagen: Wird eine gewisse Distanz unterschritten, wird der Wolf offiziell als auffällig eingestuft – auch dann, wenn er keine Aggressivität gegenüber dem Menschen gezeigt hat.“
In gemeinsamer Datei erfasst
Über die bei Genabgleichen gewonnen Erkenntnisse von auffälligen Wölfen tauschen sich die Landesämter für Umwelt grenzüberschreitend aus. Zentral werden bundesweit ermittelte Proben im Senckenberg-Institut in Frankfurt ausgewertet und in einer gemeinsamen Datei erfasst, erklärt ein Sprecher am bayerischen Landesamt für Umwelt in Augsburg auf Nachfrage dieser Zeitung. (mlo/dübi)