Der Landkreis Bad Kissingen hat im Jahr 2017 in einem seniorenpolitischen Gesamtkonzept festgestellt, dass im Raum Hammelburg unter anderem rund 100 stationäre Pflegeplätze fehlen. Seitdem ist zwar in Thulba ein Seniorenheim eröffnet worden, aber die Heime in Euerdorf und im Hammelburger Bürgerspital fielen weg.
„Der Bedarf ist da“, kommentiert deshalb auch Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) die Pläne der HP&P-Gruppe eine große Senioren-Wohnanlage an der Berliner Straße zu bauen. Architekt Helmut Peter stellte im Stadtrat die Baupläne vor. Betreiber soll die Berliner Michael-Bethke-Unternehmensgruppe werden.
Fünf Einzelgebäude geplant
„Wohnresidenz Saaletal“ soll die neue Anlage heißen. Auf rund 7500 Quadratmetern Grundfläche sollen an der Berliner Straße fünf miteinander verbundene Einzelgebäude entstehen. Mit einer Kombination aus Holz und Putz soll sich die Fassade in die Umgebung einfügen.
Stadtbaumeister Detlef Mohr erinnerte beim Bauantrag auf Nachfrage aus dem Stadtrat daran, dass die Stadt bereits bei der Bauvoranfrage im Jahr 2020 angeregt hatte, in Teilbereichen ein Geschoss niedriger zu bauen.
Apartments mit ein oder zwei Betten
In vier Gebäuden sollen 83 Senioren-Apartments mit ein bis zwei Betten entstehen, die bis zu 143 Bewohnern Platz bieten. In einem Gebäude ist eine ambulant betreute Wohngemeinschaft mit 24 Einzelzimmern vorgesehen.
Die gesamte Anlage ist barrierefrei, die Nutzfläche summiert sich auf mehr als 5000 Quadratmeter.
51 Pkw-Stellplätze vorgesehen
Laut Mohr sollen auf dem Gelände insgesamt 51 Pkw-Stellplätze entstehen, rund 20 davon im Gebäude. Das seien etwa doppelt so viele Stellplätze wie in der Satzung vorgeschrieben.
„Ich bin der Meinung, dass das gut durchdacht ist“, kommentierte der Stadtbaumeister den gesamten Bauplan. Positiv sei auch, dass durch die Nutzung einer Baulücke die Innenentwicklung gestärkt werde.
Kosten: mehr als 25 Millionen Euro
Investor Helmut Peter schätzte die Kosten auf mehr als 25 Millionen Euro. Die HP&P-Gruppe mit Sitz in Gießen und Büros in Dresden, Berlin, München und Hamburg habe in den vergangenen 40 Jahren mehr als 100 Senioreneinrichtungen realisiert.
„Wir investieren bundesweit in alles, was mit Senioren zu tun hat“, sagte Peter. Der Architekt kündigte auch einen ambitionierten Zeitplan an: Der Baubeginn sei bereits für Frühjahr 2024 geplant. In nur 24 Monaten soll die Einrichtung bezugsfertig sein.
Größe zwischen 42 und 68 Quadratmeter
Das Konzept sehe auch vor, dass die gesamte Wohnanlage auf einmal an den Markt geht, weil nur so der reibungslose Betrieb sichergestellt sei. Die einzelnen Wohnungen seien zwischen 42 und 68 Quadratmeter groß.
Die Wohnungen werden laut Peter ausschließlich vermietet, die Preise schätzte er auf Nachfrage auf rund 20 Euro pro Quadratmeter.
Rundum-Service in der Wohnanlage
„Wir wollen den Herbst des Lebens besonders gestalten“, sagte Michael Bethke, Geschäftsführer der gleichnamigen Unternehmensgruppe. Die Wohnresidenz Saaletal solle unter der Marke „Casa de la Vida“ geführt werden. Im Vordergrund stehe dabei nicht die stationäre Pflege, sondern „ein schönes Zuhause, ein gutes Essen und ein abwechslungsreicher Tag“.
Das Konzept beinhalte einen Rundum-Service von der regionalen Küche im hauseigenen Restaurant über Friseur und Physiotherapeuten im Haus bis zum elektronischen Patientenmanagement. „Wir bringen Ihnen eine sehr schöne Einrichtung nach Hammelburg “, warb Bethke im Stadtrat für sein Projekt.
48 Mitarbeiter werden gesucht
Auch zum Bedarf an Mitarbeitern äußerten sich Peter und Bethke: Insgesamt gehen beide von 48 neuen Arbeitsplätzen aus. Im Bereich der ambulanten Pflege würden alleine rund 15 Mitarbeiter benötigt.
Mit jeweils rund zehn Mitarbeitern plant der Betreiber im Restaurant und in der Wohngemeinschaft, hinzu kommen Hausmeister und Mitarbeiter am Empfang, die unter anderem kulturelle Veranstaltungen und Ausflüge organisieren.
Mehr als 1200 Mitarbeiter bundesweit
Laut Michael Bethke hat seine Unternehmensgruppe bereits jetzt mehr als 1200 Mitarbeiter. Vom Hausnotruf über ambulante bis zur stationären Pflege biete er ein breites Spektrum in den Einrichtungen an. Großen Wert lege er auch auf Ausbildung, unter anderem in der eigenen Küche.
„Die Bewohner können sich in ihren Wohnungen völlig autark ernähren, aber erfahrungsgemäß kommen sie einmal am Tag ins Restaurant“, berichtete Bethke aus anderen Einrichtungen. Umso wichtiger sei eigenes Personal. Bethke plant, auf der Suche nach Auszubildenden auch Schulen in der Region zu kontaktieren.
Zustimmung im Stadtrat
„Wenn sich ein Investor bereit erklärt, hier zu investieren, kann man das nur begrüßen“, kommentierte CSU-Fraktionssprecher Martin Wende das Konzept. Der Bedarf im Raum Hammelburg sei groß.
Dem Bauantrag zum Projekt erteilte der Stadtrat einstimmig das gemeindliche Einvernehmen. Für das Genehmigungsverfahren ist das Landratsamt Bad Kissingen zuständig.
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