Die Therme Sinnflut schließt zwar erst am 30. September. Für Dagmar Kühnen von der Rheuma-Liga drängt dennoch die Zeit. Trotz langer intensiver Suche hat die Teamleiterin keine Ersatzstätte für die Wassergymnastik gefunden. Stets erhielt Kühnen Absagen; sie weiß nicht, wen sie noch fragen soll. Aber vielleicht gibt es doch Hoffnung.
Die Rheuma-Liga gehört zu den stärksten Nutzern der Sinnflut. Rund 320 Teilnehmer betätigen sich dort in 26 Funktionstrainingsgruppen, so Kühnen.
Verlust der Sinnflut wäre herb
Ihr zufolge agieren immer zwei Gruppen im Wechsel für 45 Minuten. Die erste übt im Wasser, während die zweite ihre Gymnastik auf dem Trockenen betreibt. In der Woche darauf wird getauscht. „Anders wäre das nicht zu stemmen.“
Wenn die Sinnflut nicht mehr zur Verfügung steht, bedeutet das einen herben Verlust für die Rheuma-Liga. Vor der Corona-Pandemie nutzten ihre Mitglieder Räume und Wasserbecken in der Sinntal- und der Hartwaldklinik im Staatsbad, aber auch im Dorint und der Franz-von-Prümmer-Klinik. Also fragte Kühnen dort wieder an. Ohne Erfolg.
Passt Gruppe dem Dorint nicht mehr ins Konzept?
„Im Dorint Vital und Spa, wo wir seit vielen Jahren mit sehr vielen Gruppen unser Funktionstraining absolviert haben und wegen Corona nicht mehr nutzen konnten, passen wir nach Aussage des neuen Hoteldirektors Michael Demmerle, nicht mehr ins Konzept“, schreibt die Teamleiterin.
Es sei sehr traurig, dass alte und behinderte Menschen nach vielen Jahren der guten Zusammenarbeit plötzlich nicht mehr ins Konzept passen würden. „Wir fragen uns natürlich, woher dieses auf einmal kommt. Wir waren immer ein verlässlicher Partner.“
Absage wegen Spa-Fans unter Kurzurlaubern
Auf Nachfrage schwächt Demmerle diese Aussage etwas ab. Dagmar Kühnen habe ihn im Dezember 2022 das erste Mal angerufen; vorher habe er sie und die Vergangenheit der Rheuma-Liga in seinem Hotel nicht gekannt. Inzwischen habe er mit Mitarbeitern gesprochen.
Der Grund für seine Absage an Kühnen sei „eine reine Kapazitätsfrage“ gewesen. „Ich habe aber nie gesagt, dass wir sie gar nicht reinnehmen.“
Corona hat im Hotel viel verändert
Laut dem Hoteldirektor hat sich durch die Corona-Pandemie viel verändert. Vorher habe das Dorint viele Tagungsgäste empfangen. Davon kämen aktuell weniger, dafür mehr Kurzurlauber. Diese würden oft den Spabereich mitbuchen und nutzen. Dasselbe gelte für Gäste der Limes- und der Betty-Ford-Klinik, die zuletzt auch die Belegung erhöht hätten.
Die Rheuma-Liga drei Mal pro Woche und dann noch zu den Stoßzeiten an Nachmittagen und Abenden für mehrere Stunden in seinem Hotel unterzubringen, hält Michael Demmerle für schwer machbar. Der Direktor bietet trotzdem an, „noch einmal Gespräche zu führen. Aber wir müssten einen Mittelweg finden, der für beide Seiten passt.“
In Rehakliniken verschärfte Corona-Regeln
Auch bei den beiden Rehahäusern der Rentenversicherung im Staatsbad hat Kühnen angefragt. Doch auch bei der Hartwald- und der Sinntal Klinik sei es „bisher noch nicht gelungen, eine Zusage zu bekommen“. Dort verstecke man sich noch hinter Corona. „Alle unsere Teilnehmer sind mehrfach geimpft und wir sind sehr vorsichtig, da es sich bei Rheumatikern ja auch um eine Risikogruppe handelt“, versichert die Teamleiterin.
Aus der Sinntalklinik heißt es, dass sich dort vor allem Patienten nach einer Bestrahlung erholen, deren Immunsystem noch niedergedrückt und anfällig für Krankheiten sei. Um sie zu schützen, gelten noch verschärfte Corona-Regeln .
Pflicht zum Maskentragen in Sinntalklinik
Das heißt: Maskentragen für alle im Haus, zwei bis drei Schnelltests für alle, ein PCR-Test für Patienten, die anreisen. Ungeimpfte kommen gar nicht rein.
„Unser Hygienekonzept lässt Auswärtige und erst recht größere Gruppen noch nicht zu“, heißt es bedauernd. Wenn die Pandemie endgültig vorbei sei, könne man sich gut vorstellen, dass sich das ändert. Dann sei man auch gesprächsbereit, vielleicht schon im Herbst 2023. Ähnliche Aussagen trifft die Hartwaldklinik.
Hotel Ursula kann nicht so viele Gruppen aufnehmen
Dagmar Kühnen derweil auch im Hotel Ursula in der Stadt nachgefragt, das ebenso über ein Schwimmbecken verfügt. „Aber dort kommt man nicht mit so vielen Leuten unter“, sagt sie. Außerdem müsse man auf die Kosten achten. Immerhin verfüge man jetzt über Multifunktionsräume in der Ludwigstraße.
Die Teamleiterin will nun bei den Verantwortlichen der angesprochenen Häuser persönlich vorbeischauen. Sie hofft auf deren Einsicht und Entgegenkommen. „Es kann doch nicht immer alles auf dem Rücken der Alten und Kranken ausgetragen werden.“
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Warum sollten unsere jungen Menschen mit einer guten Ausbildung in Bad Brückenau bleiben, bzw. zurück kommen, wenn hier die Infrastruktur langsam aber deutlich "zurückgefahren" ist u wird?Ohne Angebot für Freizeit und attraktivem Berufsangebot ist das Aussterben der Städte, nach dem Aussterben der Dörfer,jetzt schon erkennbar.
Es ist ein Unding die Kurse zur Gesunderhaltung/Schwimmkurse in die meist zu warmen( anstrengend für den Kreislauf) Hotelbäder auszulagern.
MP, macht bitte mal eine Umfrage in den Großstädten warum es die Fachkräfte in die Grosstädte zieht!
Ich muss mich immer wundern, dass vor der Autobahnabfahrt Hammelburg mit einem Schild für eine attraktive Stadt geworben wird und die Bahnhofstrasse einer "Geisterstrasse" gleicht, sowie Schloss Saaleck einem Geisterschloss gleicht!