zurück
Bad Brückenau
Bad Brückenau: Wohin steuert die PWG nach Dirk Stumpe?
Der Rückzug der Bad Brückenauer Gallionsfigur überrascht nicht nur die Mitglieder. Nun will die Vereinigung einen Neustart wagen. Vorher wird aber schonungslos Bilanz gezogen.
Dirk Stumpe tritt als Kandidat für das Amt des Bürgermeisters von Bad Brückenau an       -  Dirk Stumpe ist aus der PWG ausgetreten. Die Parteilose Wählergruppe muss sich nun neu aufstellen.
Foto: Steffen Standke | Dirk Stumpe ist aus der PWG ausgetreten. Die Parteilose Wählergruppe muss sich nun neu aufstellen.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 13.06.2024 02:44 Uhr

Dieses Schreiben war ein Schock, vor allem für die Mitglieder der Parteilosen Wählergruppe (PWG) in Bad Brückenau: Dirk Stumpe, PWG-Bürgermeisterkandidat und langjähriges Mitglied, tritt aus der Vereinigung aus. Der 50-Jährige begründet das mit dem „Verhalten einiger PWG-Mitglieder und auch Kollegen des Stadtrats während des Wahlkampfs". Aus Stumpes Sicht steht dieses „im krassen Gegensatz zu den Prinzipien und den moralischen Werten, für die die PWG eigentlich stehen sollte". Doch wie geht es nun mit der vereinsähnlich organisierten Gruppe weiter?

Stumpe über lange Zeit prägend für die PWG

Dirk Stumpe ist nicht irgendein ausgeschiedenes Mitglied. Der Bad Brückenauer saß 22 Jahre für die PWG im Stadtrat, war ihr Fraktionssprecher und als meinungsstark bekannt. Besonders prägend seine klare Ablehnung eines überdehnten städtischen Haushalts mit der Therme Sinnflut als 31,1 Millionen Euro teures „Familienbad für alle". Zudem sitzt Stumpe im Aufsichtsrat der Stadtwerke.

Seine Entscheidung für den PWG-Austritt verteidigt er mit den Worten: „Ich hätte gegenüber den Leuten und mir selber das Gesicht verloren, wenn ich das nicht getan hätte." Künftig fühlt er sich als fraktionsloser Stadttrat „in Abstimmungsverhalten und Wortmeldungen frei". Mittelfristig will Stumpe eine neue politische Gruppierung gründen, aber keine Partei. Bis zur Kommunalwahl sei es aber noch zwei Jahre hin.

Kleinhans wird neuer Fraktionssprecher

PWG-Vorstandsmitglied Emanuel Fritschka erreichte das Schreiben seines Stadtratskollegen im Urlaub. Er kann zumindest die Frage nach dem künftigen Fraktionssprecher beantworten. Diese Aufgabe wird Claudio Kleinhans übernehmen.

Im Aufsichtsrat der Stadtwerke bleibt Stumpe indes bis zum Ende der Legislaturperiode 2026. „Da ist es nicht so einfach rauszugehen", sagt der 50-Jährige. Für ihn ist die PWG an einem Tiefpunkt angekommen; er hält sie für „zu 99 Prozent tot". Die einzige Chance , wieder hochzukommen sei, nach außen Einigkeit zu demonstrieren.

Zumindest letztere Aussage unterschreibt auch Emanuel Fritschka. „Geschlossenheit ist die einzige Chance für die nächsten Wahlen. Wir müssen wieder zueinander finden. Die PWG darf nicht nur ein Sprungbrett sein", sagt der Bad Brückenauer Mediziner.

Mitgliederversammlung soll Neubeginn einläuten

Als nächsten Schritt will man am 6. Juni eine Mitgliederversammlung im Hotel-Restaurant zur Krone am Marktplatz abhalten. „Dort wollen wir besprechen, was bei der Bürgermeister-Wahl schlecht rübergekommen ist beziehungsweise was auf die Wählerinnen und Wähler abschreckend gewirkt hat und was die PWG mehr hätte leisten können", so Mitvorstand Fritschka.

Diese Wahlnachlese will er ausdrücklich mit Dirk Stumpe durchführen. „Wir schauen aber auch nach vorn auf die Kommunalwahl 2026."

Neue Kräfteverhältnisse im Bad Brückenauer Stadtrat

Spannend wird sein, wie sich die jüngsten Entwicklungen - speziell die Wahl von Jan Marberg (SPD) zum Bürgermeister und Stumpes PWG-Austritt - auf die Verhältnisse im Stadtrat auswirken werden. Die PWG-Fraktion scheint deutlich geschwächt, zumal auch Stadträtin Heike Greenberg-Kremser ihr nicht mehr angehört, dafür der CSU zuneigt und an deren Fraktionssitzungen teilnimmt.

Auch die SPD mit ihren bisher drei Sitzen gewinnt durch Marbergs Eintritt in das Gremium hinzu, könnte zusammen mit den Grünen (zwei Sitze) einen neuen Machtblock bilden (Die Grünen haben den neuen Bürgermeister auch im Wahlkampf unterstützt).

Gute Zusammenarbeit über Fraktionen hinweg

Fritschka findet schon, „dass die Proportionen sich verändert haben". Allerdings habe der Stadtrat in jüngerer Vergangenheit sach- und themenbezogen sowie interfraktionell gut zusammengearbeitet. Viele einstimmige Beschlüsse habe er gefällt.

Ähnlich sieht es Dirk Stumpe. „Ich sehe keine Machtverschiebungen. Wir haben die vergangenen vier Jahre querbeet konstruktiv zusammengearbeitet." Dies solle auch so bleiben.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Roland Limpert
Sinnflut
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top