
Es ist nicht das erste Mal. Dass ein Wolf eine am Ortsrand grasende Schafherde attackiert, hat Dominik Lieb aus Oberbach Anfang Oktober 2023 selbst erfahren (wir berichteten). Doch was ihm kürzlich zugetragen wurde, besitzt für ihn eine neue Dimension: Eine Wölfin holt sich ihre Beute von einem Grundstück mitten im Ort, nur wenige Meter vom Haus einer Familie mit Kleinkind entfernt. Das alarmiert nicht nur Lieb.
Tatort 50 Meter von Kindergarten und Haus des Gastes entfernt
Der Vorfall ereignete sich in der Nacht auf den 27. April, nur 50 Meter weg von Haus des Gastes und örtlichem Kindergarten, 40 Meter vom Bahnradweg entfernt. Das Grundstück mitten in einer Siedlung bietet einen länglichen Zuschnitt. Am einen Ende steht das Haus; der mit einem Drahtzaun eingehegte Rest gehörte drei Schafen.
Bis zu jenem Samstag Ende April. Da holte sich die Wölfin, in der Fachsprache Fähe genannt, ein Mutterschaf. Das Ganze muss dramatisch verlaufen sein; jedenfalls fanden die Besitzer Spuren, dass das Schaf durch die Äste von Obstbäumen geschleift wurde, die auf dem Grundstück stehen. Seltsamerweise fraß die Angreiferin fast nur das Äußere vom Schaf, ließ die Innereien unberührt.
Schafbesitzer sicher, dass in Ortsmitte nichts passiert
Der einfache Drahtzaun zum Schutz der als Haustiere gehaltenen Schafe war natürlich nicht auf einen Wolfsriss ausgelegt. „Die Besitzer hatten darauf vertraut, dass so etwas so ortsnah nicht vorkommt", so Dominik Lieb. Wölfe meiden Menschen. Normalerweise. Logisch, dass die Familie beunruhigt war, auch wegen des Nachwuchses, so Lieb, der in Oberbach Jagdvorstand und -obmann ist.
Nach dem Fund gegen 10 Uhr wurden Proben vom verendeten Mutterschaf eingeschickt. Das zuständige Landesamt für Umwelt (LfU) hat einen genetischen Nachweis bestätigt. Demnach war eine Wölfin am Werk, aber wahrscheinlich nicht die mit der Bezeichnung GW3092f, die besonders vergangenen Herbst ihr Unwesen in Rhön und angrenzendem Spessart trieb - und die sich im Oktober nachweislich an Liebs Schafherde bediente.
Fähe vom Truppenübungsplatz für Riss verantwortlich?
Er, aber auch der Oberbacher Jagdpächter Hans-Jörg Blank und Edgar Thomas vom Kreisbauernverband Bad Kissingen sind überzeugt, dass für den jüngsten Vorfall im Oberbacher Kernort eine neue Fähe verantwortlich ist - und zwar eine aus dem Nachwuchs im angrenzenden Truppenübungsplatz Wildflecken. Laut Thomas ist die dort einst heimische Mufflon-Population längst vernichtet. „Die Wildschafe waren leichte Beute."
Aber auch die restlichen Wildbestände im Truppenübungsplatz sind ausgedünnt, meint Blank. Das würden die dort tätigen Jäger sagen. Nebenerwerbslandwirt Lothar Leipold hat beobachtet, dass auch die Schäden in der Flur durch Wildschweine zurückgegangen sind. Ein Hinweis auf die Tätigkeit des Wolfes?
Hans-Jörg Blank ist nach eigenen Angaben im Wald mehrfach einem begegnet - immer spätabends oder in der Nacht. Mal habe der Abstand 200 Meter betragen, mal nur 50. Auch würden Wildkameras die Raubtiere regelmäßig erfassen, es fänden sich Losungen, also Kotspuren. „Der Wolf ist omnipräsent."
Reh- und Rotwild verhält sich vorsichtiger
Das zeige sich auch im Verhalten von Reh- und Rotwild. Es sei vorsichtiger, rotte sich zusammen, trete fast nicht mehr aus dem Wald heraus - was die planmäßige Jagd erschwere. „Ich mache das seit 18 Jahren. Letztes Jahr habe ich erstmals den Rehabschussplan nicht erfüllen können."
Im Allgemeinen sieht Blank wenig Gefahr durch den Beutegreifer für Menschen im Wald. Er will keine Angst schüren, dass der Wolf kleine Kinder anfällt. Wissen tue er das natürlich nicht.
Kritischer wird es laut ihm, wenn ein oder mehrere Hunde dabei seien. „Hunde sind für Wölfe Nahrungskonkurrenten, aber auch Beute." Man müsse den Leuten nahebringen, dass sie nicht mehr unbedarft in den Wald gehen, sondern sich vorsichtiger verhalten, sagten Blank und Edgar Thomas unisono.
Edgar Thomas: Wolf muss reguliert werden
Der Mann vom Kreisbauernverband ergänzt: „Bauern- und Jagdverband wollen bewusst machen: Es verändert sich etwas, wenn der Wolf keine natürlichen Feinde hat. Dann versucht er es immer wieder. Wir müssen dem Wolf lehren, dass er einen natürlichen Feind hat." Thomas meint damit den Menschen.
Laut ihm sei die Region keine Wildnis, sondern eine Kulturlandschaft. Die Weidetiere prägten die Landschaft - und pflegten sie auch. Deswegen die klare Forderung: „Wir wollen den Wolf regulieren." Was nicht anderes als einen begrenzten Abschuss des unter strengem Naturschutz stehenden Beutegreifers bedeutet.
Man müsse den politischen Druck Richtung Berlin erhöhen, sagt Thomas noch. Dort müsse man „den guten Erhaltungszustand des Wolfes feststellen". Dies sei Voraussetzung, das Wildtier zu „regulieren", ergänzt Blank. „Keiner von uns will den Wolf ausrotten. Aber es muss bestimmte Grenzen geben, eine bestimmte Größenordnung."
Kritik an staatlich geförderten Schutzzäunen
Edgar Thomas will auch „intern Weidetier-und Schafhaltern zeigen, wie man etwas Schutz vor dem Wolf hinbekommen kann". Wobei er und Blank die von Behörden finanziell geförderte Wolfsschutzzäune kritisch sehen. Eine solche Einhegung müsse 90 Zentimeter hoch sein; ein Wolf überspringe locker 1,20 Meter. Oder er grabe sich drunter durch. Bewuchs verhindere häufig, dass verlässlich Strom auf den Drähten fließt.
Hans-Jörg Blank fürchtet, dass Wolfszäune das heimische Wild am Durchziehen hindern, „alte Wildwechsel" versperren. Und Nebenerwerbslandwirt Leipold bemängelt die hohen Kosten für die Zäune, die - trotz späterer Förderung durch den Staat - vorzustrecken sind.
Dominik Lieb hat zurzeit einen „Herdenschutzhund zur Probe" bei seinen Schafen stehen. Er hofft, dass dieser Wölfe dauerhaft fernhält.

Stellen Sie sich vor ein Schulbus fährt an einem Windrad vorbei, und ein Flügel bricht ab.
Kampf dem Wolf und den Windrädern!!!
Satire Ende
Ich könnte mir übrigens auch gut vorstellen Braunbären neu anzusiedeln.
Möglichst ortsnah - Ortsnähe dürfte in Deutschland ja kein Problem sein.
Mal in den Archiven schauen, was sonst noch so neu angesiedelt werden könnte.
Gab es nicht auch schon mal Säbelzahntiger in Europa? Könnte man da nicht alternativ sibirische Tiger nehmen?
Wollen Sie das auch? In Afrika werden noch mehr Sache. Als normal angesehen, bei denen der Mitteleuropäer die Haare rauft .
Wie leben in einem stark und starr reguliertem mitteleuropäischen Land und nicht in Afrika.
Warum soll man sich über freilaufende und Schafe fressende Wölfe denn freuen?
Natürlich kann ich die Angst und den Ärger wegen der Schafe verstehen. Aber dann muss man sie halt schützen, soweit es irgendwie möglich ist. In anderen Ländern funktioniert es doch auch.
In Südtirol habe ich gesehen, dass Esel in den Schafherden mitlaufen. Vielleicht sollte man das hier auch mal überlegen.
Und zum Esel? Haben Sie die Bilder gesehen wo ein Esel bei lebendigem Leib von Wölfen angefressen werden? Der Esel hilft nicht!
Esel sind kluge, aufmerksame und vor allem laute Wesen. Jetzt kapiert?
Wachen Sie auf!! IA...hilft nicht gegen den Wolf
Wenn es nicht irgendwie funktionieren würde, würden es die Südtiroler nicht machen. Die haben dort nämlich schon länger mit Wölfen zu tun.
In dem Video ist aber kein Mensch..nur Wölfe und der lebendige Esel..
Und wenn der Wolf tatsächlich Ihr Lieblingstier sein sollte, dann halten Sie sich einen im Wolfsicheren Zaun oder schauen sich das Tier im Tierpark an.