
Die Ziegen des Bio-Rhönbauern Joachim Schmitt (Oberweißenbrunn) weideten während der Sommermonate auf dem Himmeldunkberg. Am ersten Oktoberwochenende riss eine Wölfin eine der Ziegen . Joachim Schmitt erinnert sich: „Ich hatte am Morgen schon ein schlechtes Gefühl und habe gleich nach den Tieren geschaut.“ Da fand er das Drama, eine aufgerissene Ziege
Mittlerweile konnte nachgewiesen werden, dass die Wölfin, die in derselben Nacht in der hessischen Rhön bei Hilders Schafe gerissen hatte, sich in den frühen Morgenstunden auf dem Himmeldunkberg an Schmitts Ziegen vergriff.
Was kommt im Frühjahr?
Schmitts haben gleich reagiert: „Wir haben die Tiere in Ortsnähe gebracht. Im Winter sind sie jetzt im Stall. Aber was kommt im nächsten Frühjahr auf uns zu?“, fragen sich Joachim Schmitt und seine Tochter Hanna besorgt. Den gesamten Sommer über hatten sie schon ein ungutes Gefühl. Kaum ein Schaf- oder Ziegenhalter, der keinen Riss durch Wölfe meldete. „Die Pferde brachten wir daher nur tagsüber auf die Koppel.“
Das Heulen der Wölfe
Die Lage des Hofes und der Weiden zwischen dem Truppenübungsplatz Wildflecken und dem Himmeldunkberg sei ein Jagdgebiet für Wölfe. „Wir haben am Hof schon Wölfe heulen gehört. Die Kühe drehen sich im Stall im Kreis; sie erkennen die Gefahr. Der Stall ist wolfssicher.“
Seine Tochter Hanna Schmitt hat sich mehr als Gedanken darüber gemacht, wie groß die Gefahr ist, wenn sie spätabends noch im Stall ist. „Ich habe Angst, dass der Wolf kommt, wenn ich abends die Stalltüre zu mache und plötzlich schauen mich zwei Augen an.“
Wölfin übersprang den Herdenschutzzaun
Schmitts haben bereits einen Herdenschutzhund, der die Hühner vor Füchsen und Habichten verteidigt. Zusätzlich haben sie zwei weitere Herdenschutzhunde angeschafft: zwei Welpen namens Lotte und Selma, ebenfalls Pyrenäenberghunde.
„Aufgrund des Geländes können wir nicht alle Weiden zu 100 Prozent wolfssicher machen“, erklärt Joachim Schmitt. Schmitts Ziegen auf dem Himmeldunkberg waren durch einen Herdenschutzzaun gesichert. Die Wölfin übersprang den 1,10 Meter hohen Zaun mühelos.
Zwölf Hunde wären zum Schutz nötig
Zu Schmitts Hof gehören außerdem 40 Mutterkühe mit Nachzucht. Alle Tiere mit Herdenschutzhunden und Wolfsschutzzäunen zu sichern, werde nicht möglich sein.
„Ich müsste zwölf Hunde halten, das ist finanziell nicht machbar“, betont Schmitt unter Hinweis auf die hohen Kosten für Futter und Tierarzt .
Wie soll es weiter gehen?
Hanna Schmitt erklärt die Situation: „Es geht uns nicht darum, den Wolf auszurotten, sondern sicherzustellen, dass die Problemwölfe , die Zäune überspringen, entnommen werden. Wenn diese Wölfe im nächste Jahr Nachwuchs bekommen, bringen sie ihren Jungen von Anfang bei, wie sie jagen müssen. Dann wird es existenzbedrohend für einen landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb, wie unseren.“
„Ein heißes Thema“, ist sich Joachim Schmitt bewusst und verweist auf eine weitere Problematik: Hohe Herdenschutzzäune in der Natur schließen das Wild aus, was wiederum zu Problemen mit Jagdpächtern führen werde. Um die Landwirtschaft sowie die Jagd dauerhaft zu gewährleisten, brauche es Kompromisse. „Jeder Landwirt ist daran interessiert, seine Tiere so gut es geht zu schützen“, ist er sicher.
Der Wolf hat auch im Winter Hunger
Ausschließlich Herdenschutzzäune aufzustellen, sei keine praktikable Lösung, da dies zeitaufwendig und kostenintensiv sei - und das Thema einseitig auf die Landwirte abgewälzt werde. Zudem könne es sich nicht jeder leisten, Herdenschutzhunde zu halten. Abgesehen von den Kosten, erfordern solche Tiere einen erfahrenen Hundehalter.
Sorgen macht sich Schmitt, dass der Wolf nun in den Wintermonaten den Orten nahe rückt. „Er wird Hunger bekommen. Die Herden sind im Stall. Das Rehwild ist aus den Wäldern hier oben verschwunden. Bei einer Drückjagd auf der bayerischen Seite des Himmelsdunkbergs sei kein einziger Schuss gefallen.“
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