Als Kurort hat Bad Kissingen seinen Gästen und seinen Einwohnern viele Stellen zu bieten, die dazu einladen, in Stille zu sich selbst zu finden. Eine Insel der Ruhe ist die Stadt deshalb aber noch lange nicht. Der Straßenverkehr lärmt sich vor allem auf dem Ring, der B 286 und der B 287 mit Brummen, Heulen, Quietschen und Krachen durchs Stadtgebiet. Gemessen an der täglichen Belastung mit Fahrzeugen gehört Bad Kissingen nach Angaben von Stadtplaner Wolfgang Russ zu den 35 am stärksten von Umgebungslärm betroffenen Kommunen in Unterfranken.
Ein Lärmbelastungskataster, welches das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) erstellt hat, zeigt: In Bad Kissingen gehört der Ring auf seiner gesamten Länge von der Einmündung des Autobahnzubringers Richtung Oberthulba im Westen bis zur Abzweigung Richtung Klaushof im Norden zum betroffenen Gebiet. Dazu kommen die B 286 durch Arnshausen bis hoch zur Abzweigung nach Wirmsthal sowie die B 287 bis hinter die Pyramide und kurz vor Münnerstadt.
Betroffen sind im Landkreis außerdem die Ortsdurchfahrt von Nüdlingen, Münnerstadt entlang von Verkehrsadern nördlich und nordwestlich des Stadtzentrums, Bad Brückenau, die B 287 im von Hammelburg und Fuchsstadt eingefassten Abschnitt. Und, wen wundert's, die beiden Autobahnen auf ihrem jeweils gesamten Verlauf durch Kreisgebiet.
Wie viele Menschen wo unter hohen durchschnittlichen Verkehrslärmpegeln zu leiden haben, machen Betroffenheitsstatistiken des LfU deutlich. In der Kurstadt sind demnach tagsüber 600 Menschen einem Pegel zwischen 55 und 60 Dezibel ausgesetzt. Bei 300 sind es 60 bis 55 Dezibel und bei 200 sogar bis zu 70 Dezibel. Nachts ist die Zahl der Betroffenen ein wenig kleiner. Da sind laut Liste 400 Kissinger immerhin noch 50 bis 55 Dezibel ausgesetzt und 200 sogar 55 bis 60 Dezibel.
Aus dem Bäderkreis listet das LfU auch für Bad Brückenau, Elfershausen und Nüdlingen Zahlen von Menschen auf, die besonders unter Verkehrslärm zu leiden haben. Nach Bad Kissingen am stärksten belastet ist demnach Nüdlingen.
Statistisch erfasst hat das LfU auch Schulen und Krankenhäuser, die erhöhten Verkehrslärmbelastungen ausgesetzt sind. Von mehr als 55 Dezibel betroffene Krankenhäuser listet die Statistik im Bäderkreis für Kissingen selbst und für Bad Brückenau auf. Die Zahl der betroffenen Schulen wird in Kissingen mit vier, in Bad Brückenau mit drei und im Gemeindegebiet von Elfershausen mit zwei angegeben.
Als Stadtplaner Wolfgang Russ dem städtischen Bauausschuss diese Woche die Grundlageninformationen vorstellte, verwies er auf die EU-Umgebungslärmrichtlinie als Hintergrund. Die Stadt will schrittweise ins Thema einsteigen.
Umgebungslärm
Die Europäische Union hat bereits 2002 eine Umgebungslärmrichtlinie erlassen, um damit europaweit schädliche Auswirkungen und auch Belästigungen durch Verkehrslärm zu verhindern, sie wenigstens zu mindern oder ihnen vorzubeugen.
Es hat eine Weile gedauert, bis die Auswirkungen dieser EU-Richtlinie Bad Kissingen erreichten. Nach Angaben von Stadtplaner Wolfgang Russ wurden 2012 lärmkritische Bereiche genau erfasst und in Lärmkarten veröffentlicht.
Kartiert habe das Bayerische Landesamt für Umwelt alle Autobahnen, Bundesstraßen und Staatsstraßen, „die laut offizieller Verkehrszählung 2010 durch mehr als drei Millionen Kraftfahrzeuge pro Jahr belastet sind“. Das entspreche einer Verkehrsbelastung von 8200 Kraftfahrzeugen am Tag. Bad Kissingen sei nach diesem Maßstab eine der insgesamt 35 betroffenen Kommunen in Unterfranken.
Das Lärmbelastungskataster und Betroffenheitsstatistiken finden sich im Internet unter www.lfu.bayern.de