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BAD KISSINGEN/RAMSTHAL
Wo Trampen auch im Sitzen geht
Rainer Kraus (links) würde jederzeit jemanden mitnehmen, der auf der Mitfahr-Bank am Ortsausgang von Ramsthal (Lkr. Bad Kissingen) sitzt. Bernhard Gößmann-Schmitt hofft, dass möglichst viele Gemeinden bei dieser Idee mitmachen.
Foto: Carmen Schmitt | Rainer Kraus (links) würde jederzeit jemanden mitnehmen, der auf der Mitfahr-Bank am Ortsausgang von Ramsthal (Lkr. Bad Kissingen) sitzt.
Von unserem Redaktionsmitglied Carmen Schmitt
 |  aktualisiert: 11.02.2017 03:29 Uhr

Sie sieht aus wie eine normale Bank. Wäre da nicht das Schild mit dem ausgestreckten Daumen. Wer auf der bequemen Holzbank am Ortsausgang von Ramsthal (Lkr. Bad Kissingen) Platz nimmt, braucht eine Mitfahrgelegenheit. Daher ist auf dem Schild auch ein „Daumen raus“, abgebildet – so wie es Tramper tun, die von jemandem mitgenommen werden wollen.

Die Idee dazu ist während einen Dorf-Wettbewerbs entstanden. Die Initiatoren wollen mit dieser ungewöhnlichen Mitfahrgelegenheit für mehr Mobilität auf dem Land sorgen. Denn nicht jeder hat immer jederzeit ein Auto zur Verfügung.

„Ich hab schon ein paarmal angehalten“, sagt Rainer Kraus. Wenn er auf dem Weg nach Bad Kissingen oder Schweinfurt ist, kommt der Ramsthaler ohnehin an einer der beiden Bänke vorbei. Die stehen seit dem Sommer im Dorf. Damals arbeitete ein Arbeitskreis um Bernhard Gößmann-Schmitt Ideen aus, mit denen sich die Gemeinde im Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ beworben hatte. Die Mitfahr-Bank war ein Projekt im Konzept des Ortes.

Mehr Werbung soll her

„Wir hatten uns überlegt, wie man die Mobilität verbessern kann“, erzählt Bernhard Gößmann-Schmitt. Vorbild für die Ramsthaler Bank waren andere Regionen in Bayern und Deutschland, die aus einer normalen Sitzgelegenheit bereits eine Zentrale für eine Mitfahrgelegenheit gemacht hatten. Trampen 2.0. sozusagen. Aber: Wie viele Ramsthaler nutzen diese Mitfahrgelegenheit wirklich?

„Ich denke, die Bank wird schon genutzt“, sagt Alfred Gündling, der Bürgermeister von Ramstahl. Das Gemeindeoberhaupt räumt ein: „Es müsste nur mehr kommuniziert werden. Es fehlt noch die Publikmachung.“ Immerhin stehen die Bänke seit einem halben Jahr in der Ortschaft. Ohne dass sie als „Mitfahrgelegenheit“ beworben wurden.

„Es ist schwierig, die Idee umzusetzen, wenn man nur eine Bank hinstellt“, sagt Patricia Schießer, Bürgermeisterin von Euerdorf (Lkr. Bad Kissingen) und Vorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Euerdorf. „Das Angebot ist zu vage.“ Gedacht ist die Mitfahr-Bank als Ergänzung. Eine Art Überbrückung, wenn keine Busse fahren, erklärt Bernhard Gößmann-Schmitt. Schließlich sei der Busfahrplan auf dem Land doch ziemlich löchrig.

Begegnungen stärken und Hilfe unter Nachbarn stärken

Konkurrenz zum regulären Betrieb des öffentlichen Nahverkehrs sei die Bank nicht. „Sie soll nichts Bestehendes ersetzen“, sagt Matthias Bickert, Manager der Kommunalen Allianz „Fränkisches Saaletal“. Vielmehr soll sie Begegnungen schaffen und die Nachbarschaftshilfe stärken. Freilich, wer auf der Bank sitzt, sollte flexibel sein. Um pünktlich zu einem Termin zu kommen, eigne sich die Mitfahr-Bank nicht, sagt Bernhard Gößmann-Schmitt. Noch nicht.

Er glaubt an das Potenzial der Bank. Wenn noch mehr Gemeinden mitziehen, könnte das das Mobilitätsproblem der älteren Generation eindämmen, erklärt er. „Die Idee würde leben, wenn sich viele beteiligen.“ In ein paar Wochen soll das Konzept diskutiert werden. „Die Idee ist gar nicht schlecht. Aber wenn nur eine Kommune mitmacht, bringt es gar nichts“, sagt Patricia Schießer. „Wir sollten versuchen, eine gemeinsame Lösung auf VG-Ebene zu finden“, sagt die Bürgermeisterin. „Die Bank als Treffpunkt hat Potenzial“, sagt Alfred Gündling. Ramsthals Bürgermeister kann sich vorstellen, die Mitfahr-Bank als eine Art Börse im örtlichen Amtsblatt zu bewerben.

Der Landkreis äußert sich zurückhaltender. Aus Sicht des Kreises sei es sinnvoller, neue Ideen und Konzepte vorher mit einer Bedarfsanalyse zu hinterfragen und einen Probebetrieb anzulegen. „Erst dann kann beurteilt werden, ob Ideen tatsächlich nachhaltig umsetzungsreif sind und angenommen werden“, heißt es aus dem Landratsamt.

Geringe Nachfrage

Die Erfahrung begründe die Systematik: Der Wunsch nach Beförderung und das tatsächliche Nutzerverhalten stimmen manchmal nicht überein, heißt es aus dem Amt. Beispiel Fahrservice Saaletal: Die Saaletalallianz hat während des vergangenen Sommers zusammen mit einer Handvoll Fahrunternehmen einen Fahrservice ausprobiert. Mit dem sollten Bürger nach dem Besuch eines Weinfestes nach Hause gebracht werden. Das Projekt wurde nach der Pilotphase wieder eingestellt. Die Nachfrage war zu gering. Oder: die Mitfahrzentrale Rhön, die Onlineplattform des Biosphärenreservats, über die sich Fahrgemeinschaften bilden können. Die letzten Angebote und Gesuche sind teilweise über ein Jahr alt.

Zugestiegen ist bisher noch niemand bei Rainer Kraus. Die Leute, die er auf der Mitfahr-Bank angetroffen hat, hatten die Bank nur zum Ausruhen genutzt. „Jederzeit“ würde er jemanden mitnehmen, sagt er. „Und wenn es zeitlich passt, auch wieder mit heim.“

 
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Kommentare
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  • H. S.
    jeder Ort sollte so eine Bank haben, es fahren genug leere Autos durch die Gegend.
    Der mitgenommene sollte dem Fahrer dann auch einen Obolus zukommen lassen, die höhe ist egal.... es zählt einfach nur die Geste... könnte auch ein Apfel, oder ein Stück Kuchen sein grinsen
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