
Als Bischof Anthony Adaji in Oberthulba aus dem Auto ausstieg, war die erste Person, die er traf kurioserweise Bürgermeister Mario Götz in legerem Sportdress und mit Fahrrad. Der Bürgermeister befand sich nämlich gerade auf dem Weg zur Einweihung des Radweges Wittershausen – Aura. Vor acht Jahren war der Bischof zuletzt zu Gast bei Pfarrer Blaise Okpanachi, der 2016 noch in der Pfarreiengemeinschaft Saalekreuz Elfershausen wirkte.
Am Samstag fand in Oberthulba und am Sonntag in Thulba jeweils ein sehr persönlicher und feierlicher Pontifikalgottesdienst mit anschließendem Stehempfang statt. Der Bischof aus Nigeria folgt in Deutschland einer Einladung ins Erzbistum Paderborn und besucht im Vorfeld für eine Woche seinen Freund Pfarrer Blaise.
Eintrag ins Gästebuch
Am Sonntag bereitete die kirchliche zusammen mit der politischen Gemeinde für den Bischof einen Empfang. Es sei toll, dass man hier in Oberthulba durch die Freundschaften von Pfarrer Blaise eine ganze Reihe von Bischöfen empfangen dürfe. „Die Freunde von unserem Pfarrer Blaise sind auch unsere Freunde“, hieß Bürgermeister Götz den Bischof im Pfarrsaal willkommen und bat ihn, sich im Gästebuch des Marktes zu verewigen.
Auch Kirchenpflegerin Rosemarie Schmitt begrüßte Bischof Anthony und alle Gäste. Sie trug zusammen mit Sohn Florian Stücke auf der Veeh-Harfe vor. Der Bischof berichtete von seiner Arbeit in Nigeria und vom Fortschritt seines Projektes Schul-, Konvent- und Brunnenbau in Emekutu, das die Pfarreiengemeinschaft St. Michael im Thulbatal 2023 mit 9000 Euro unterstützt hat. Der 230 Meter tiefe Brunnen sei fertiggestellt und die Wassertanks – einer für die Schule und einer für das Schwesternkonvent – funktionierten, freute sich der Bischof .
Schule für rund 300 Kinder
Das Gesamtprojekt solle noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Dann würden rund 300 Kinder die neue Schule besuchen und drei Schwestern im Konvent einziehen, von der eine die Schule leitet, eine für die Finanzen und eine für Religionsfragen zuständig ist. Von der Schule profitieren mehrere Dörfer, die Schülerinnen und Schüler hätten einen langen Schulweg, den sie zu Fuß zurücklegen müssten. „Allein die Elektrische Stromversorgung sei – für euch hier unvorstellbar – eine riesengroße Herausforderung“, so der Bischof . Er würde das hier nicht erzählen, um Spenden zu bekommen, sondern weil es die nackte Realität sei.
In seiner Präsentation zeigte er Fotos von der alten und von der neuen Schule. Auch Pfarrer Blaise zeigte Bilder aus seiner Heimat und von seiner Familie und übersetzte die Worte des Bischofs . Bischof Anthony sprach auch von Korruption in Nigeria, außerdem würden Schule und Bildungsmöglichkeiten fehlen und „ohne Bildung gebe es keine Zukunft“.
Fragen zum Zölibat
Abschließend beantwortete der Bischof bereitwillig einige Fragen: So sei der Priesternachwuchs zufriedenstellend, gerade vor drei Wochen habe er drei Priesterweihen vollzogen. Die „Ausbildung“ zum Priester dauere zehn Jahre und jedes Jahr würden zehn bis zwölf junge Männer ins Priesterseminar aufgenommen. „In Nigeria beobachten wir die Situation noch“, sagte der Bischof auf die Frage nach Reformen in der Kirche. Er sieht im Zölibat nicht den Grund für zu wenig Priester. Obwohl in der anglikanische Kirche die Priester heiraten dürfen, gebe es dort weniger Priester.
In Nigeria stehe der Islam vor Christentum, seit 1979 hätte es nur zwei christliche Präsidenten im Land gegeben. Auf die Frage nach Hobbys erzählte er, früher gern Fußball gespielt zu haben, heute genieße er dies eher mal vor dem Fernseher.



