Noch sieht Bürgermeister Michael Kastl keine akute Dringlichkeit, städtische Notunterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.Die Stadt stehe aktuell im Soll, was die Zahl untergebrachter Flüchtlinge betreffe. Im Ort gebe es bereits eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge der Regierung von Unterfranken und eine Wohngruppe für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge, die in einem städtischen Gebäude untergebracht ist. Außerdem hätten hier zahlreiche ukrainische Flüchtlinge im Ort private Wohnung gefunden. Trotzdem schließt Kastl nicht aus, dass die Stadt plötzlich vor der Herausforderung stehen wird, Notunterkünfte zur Verfügung stellen zu müssen. Deshalb kündigte er in der Sitzung einen zentralen städtischen Notfallplan an. „Denn hier will niemand die Belegung von Turnhallen“. Er bat im Stadtrat um das Vertrauen in die Verwaltung, wenn diese kurzfristig handeln muss.
Spekulationen und Abwehrhaltung
Wie dieser Notfallplan aussehen wird, darüber gab es in der Sitzung keine Auskunft. Die Stadträte wurden insofern informiert, dass dieser in der Verwaltung erstellt werden soll. Vorerst sei er nachrangig, da Kastl hofft, dass anderweitige Möglichkeiten gefunden werden. Auf Anfrage unserer Redaktion teilt Kastl mit, dass die Verwaltung nun überprüfen soll, welche städtischen Gebäude grundsätzlich nutzbar wären und welcher Aufwand erforderlich wäre, sie als Notunterkunft herzurichten. Dieser Plan soll eine rathausinterne Handhabe sein, wenn über Nacht Flüchtlinge untergebracht werden müssten.
Kaum noch freie Wohnungen
Michael Kastl geht davon aus, dass der Stadt rein rechnerisch sieben Menschen pro Monat zugewiesen werden. Die Stadt müsse sich eventuell darauf einstellen, auch Obdachlosenplätze anzubieten. Denn Flüchtlinge, die ein Bleiberecht erworben haben, dürfen eigentlich nicht mehr in Gemeinschaftsunterkünften leben. Sie müssen sich auf dem Wohnungsmarkt selbst um eine Wohnung kümmern. Doch das werde immer schwieriger.
Es wird spekuliert
In der Sitzung erklärte Michael Kastl jedoch auch, er wisse nicht, ob sich im Stadtgebiet bereits private Anbieter von Wohnraum mit dem Landratsamt in Verbindung gesetzt hätten.Er weiß nur: „Es gibt viele Spekulationen und Abwehrhaltung“.
Alternativen zur Turnhalle
Stadträtin Rosina Eckert fragte in der Sitzung nach, ob das BBZ unter Umständen erneut als Notunterkunft zur Verfügung stünde wie 2022 bei der Ankunft der ersten ukrainischen Flüchtlinge. Bürgermeister Michael Kastl betonte, dass diese Räumlichkeiten damals lediglich für eine Übergangsphase von zwei bis drei Tagen zur Verfügung gestellt worden waren, ehe die Menschen bei Privatleuten unterkommen konnten. Er schloss das BBZ jedoch nicht komplett aus. „Es liegt an unserer Entscheidung, ob das gewollt ist“. Warum sollte es nicht nutzbar sein, bevor eine Turnhalle verwendet wird, fragte Kastl in die Runde.
Asyl ein Grundrecht
Stadtrat Günther Scheuring wollte wissen, ob es Aussagen zur Aufenthaltsdauer gibt. „Wir müssen davon ausgehen, dass sie erst mal bleiben“, informierte der Bürgermeister.
So schwierig die Situation ist, Bürgermeister Michael Kastl machte deutlich, dass die Stadt ihren Beitrag leisten wird. Das Recht auf Asyl sei ein Teil des Grundgesetzes. „Wir müssen sehen, dass wir das ordentlich lösen“.
Schon viel Erfahrung
Dem stimmte Rosina Eckert zu. Die Münnerstädter hätten in der Flüchtlingsfrage immer ein offenes Ohr gehabt. Sie erinnerte an die vietnamesischen Boatpeople , die Anfang der 1980er Jahre im ehemaligen Augustinerkloster und späteren Jugendhaus untergebracht waren. Die Gemeinschaftsunterkunft am Schindberg sei vor rund drei Jahrzehnten die erste im Landkreis Bad Kissingen gewesen. „Wir werden es hinbringen“, stellte Michael Kastl fest.