Hammelburg
"Wo hamma denn eingekäfft?"
Da kaufte man früher in der Stadt ein: Dieser Frage gingen die Teilnehmer der Reihe "Erlebt & Erzählt " in der Stadtbibliothek Hammelburg nach.

"Wo hamma denn eingekäfft?" - dieser Frage ging man im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Erlebt & Erzählt" in der Stadtbibliothek Hammelburg nach. Leiterin Karin Wengerter freute sich, hier außerordentlich viele Besucher begrüßen zu dürfen, alle Plätze waren restlos gefüllt. Mit zahlreichen historischen Fotos lies man die Erinnerungen an das "alte Hammelburg" wieder aufleben, wobei Zeitzeugen ihre Geschichten erzählten und auch das Publikum miteinbezogen wurde. "Die Frage war damals: wie reicht das Einkommen, was ist unbedingt notwendig", so Moderator Ernst Stross. Ein Vorteil war früher, dass man keinen Plastikmüll erzeugte: so wurden die Gurken meist aus großen Fässern verkauft und auch Waren wie Bratheringe wurden direkt in die von den Kunden mitgebrachten Behältnis gefüllt. "Damals wurde noch der Kontakt zum Kunden gepflegt, die persönlichen Gespräche, die hier entstanden, waren sehr wichtig und stärkten die Gemeinschaft", so Stross. Dinge wie das "Anschreiben", sollte das Geld nicht reichen, waren damals gang und gäbe.
Anfangs stand die Deckung der Grundbedürfnisse im Vordergrund, der Wandel zu den Discountern hin habe zur Schließung zahlreicher innerörtlichen Geschäfte geführt, bedauerte Stross.
"Wir hatten damals alle Geschäfte direkt in der Stadt: von Bekleidung über Nahrungsmitteln bis hin zu Haushaltswaren konnte man hier alles kaufen", so Efriede Dickert, die als Zeitzeuge auf dem Podium mit dabei war. Das Einkaufen habe damals Spaß gemacht, man stand mit den Verkäuferinnnen und Verkäufern auf Du und Du. "Natürlich gab es nach dem Einkauf beim Metzger auch noch die obligatorische Scheibe Gelbwurst", schwärmte Dickert und das Raunen im Publikum zeigte, dass diese Zeiten noch gut im Gedächtnis sind.
"Früher baute man viele Nahrungsmittel auch noch selbst an. Jeder hatte Hühner, Schweine und ein kleine Gärtchen, in dem man Gemüse und Salat zog", erinnerte sich Josef Kirchner. Während des Krieges habe man nur Dinge eingekauft, die man nicht selbst produzieren konnte, wie beispielsweise Zucker und Kaffee. Nach dem Krieg seien dann in Hammelburg viele Geschäfte entstanden, das so genannte Wirtschaftswunder machte sich auch hier bemerkbar. "Mein Vater machte 1949 in der Diebacher Straße seinen Laden auf, wo Matratzen, Federn und auch Bekleidung gekauft werden konnten", erinnerte sich Zeitzeuge Gerhard Klauda zurück. Sein Vater war aus dem Sudetenland eingewandert, die Möbel, die bei ihm gekauft wurden, wurden in ganz Hammelburg ausgefahren. Später eröffnete er dann einen Laden in der Bahnhofstraße. "Das Geschäft ernährte die Familie, reich werden konnte man davon aber nicht", so Klauda. Die Zeiten damals seien sehr beschwerlich gewesen: so ging sein Vater vor der Gründung des Geschäfts von Markt zu Markt und verkaufte Spielzeug. Lange Fußwege standen auf der Tagesordnung, die Fortbewegung fand meist auf "Schusters Rappen" statt. Doch damals sei dies nichts ungewöhnliches gewesen.
Mit zahlreichen historischen Fotos wurden die Besucher in der Stadtbibliothek in die damalige Zeit zurückversetzt. Dies rief bei den Besuchern viele Erinnerungen wach, die Diskussion und der Austausch mit den Zeitzeugen war sehr lebhaft. Viele erinnerten sich auch noch an die alten Dorfnamen der Händler, was eine sehr tiefe Verbundenheit mit den örtlichen Geschäften bezeugte. Moderator Ernst Stross zeigte auf, wie viele verschiedene Geschäfte es damals in Hammelburg noch gab.
Doch auch einige negative Seiten der "guten alten Zeit" wurden an den historischen Aufnahmen deutlich. So gab es damals noch keine Kanalisation, was bedeutete, dass die Hinterlassenschaften der Kühe einfach auf der Straße landeten. "Da war es nötig, dass die Straße am Samstag gekehrt wurde", merkte Josef Kirchner mit einem Schmunzeln an.
Ein Foto vom ehemaligen Kupsch zeigte, dass hier Bratheringe, Kokosfett und Öl offen verkauft wurde. Waren und Preise waren mit Kreide an die Tafeln geschrieben. "Nach der Währungsreform konnte man endlich auch wieder Waren kaufen", merkte Gerhard Klauda an. Die Preise seien allerdings sehr hoch gewesen, kein Wunder, dass damals 50 Prozent des Geldes für die Ernährung ausgegeben wurde. Sepp Halbritter, dessen Familie früher in Hammelburg einen "Kolonialwarenladen", also den Vorläufer des Supermarkts hatte, zeigte anhand zinnerner Gefäße, wie damals Salatöl und andere Flüssigkeiten verkauft wurde. Der Zucker wurde in Spitztüten an den Mann bzw. die Frau gebracht, der Kaufmann musste früher das Befüllen noch selbst vornehmen - diese Arbeit übernahmen oft die Kinder.
Doch natürlich war nach dem Krieg auch für Unterhaltung gesorgt. So eröffneten die Saaleck-Lichtspiele in den 50er Jahren, ein Foto zeigte, dass dies mit der Premiere des Films "Ferien vom Ich" gefeiert wurde. Der damalige Besitzer Heinrich Lang zeigte außerdem den umstrittenen Film "Die Sünderin" mit Hildegard Knef, was für Proteste aus den Reihen der Kirche sorgten. "Das hat aber alles nichts gebracht: natürlich waren wir alle drin", merkte ein Besucher mit einem Schmunzeln an. Ein Foto, dass einen Zug von Elefanten durch die Hauptstraße zeigte, machte darauf aufmerksam, dass in jedem Jahr der Zirkus am Bleichrasen gastierte, was nicht nur für die Kinder des Ortes ein Highlight war. Moderator Ernst Stross appellierte an die Besucher, bei ihren Einkäufen die kleinen Läden in der Stadt zu berücksichtigten: nur so könnten diese überleben.
Es wurde für alle ein interessanter Abend, bei dem viele Erinnerungen wieder wach wurden. Dabei wurde deutlich, dass es früher in Hammelburg sehr viele Möglichkeiten gab, "eizukäffe".
Anfangs stand die Deckung der Grundbedürfnisse im Vordergrund, der Wandel zu den Discountern hin habe zur Schließung zahlreicher innerörtlichen Geschäfte geführt, bedauerte Stross.
"Wir hatten damals alle Geschäfte direkt in der Stadt: von Bekleidung über Nahrungsmitteln bis hin zu Haushaltswaren konnte man hier alles kaufen", so Efriede Dickert, die als Zeitzeuge auf dem Podium mit dabei war. Das Einkaufen habe damals Spaß gemacht, man stand mit den Verkäuferinnnen und Verkäufern auf Du und Du. "Natürlich gab es nach dem Einkauf beim Metzger auch noch die obligatorische Scheibe Gelbwurst", schwärmte Dickert und das Raunen im Publikum zeigte, dass diese Zeiten noch gut im Gedächtnis sind.
"Früher baute man viele Nahrungsmittel auch noch selbst an. Jeder hatte Hühner, Schweine und ein kleine Gärtchen, in dem man Gemüse und Salat zog", erinnerte sich Josef Kirchner. Während des Krieges habe man nur Dinge eingekauft, die man nicht selbst produzieren konnte, wie beispielsweise Zucker und Kaffee. Nach dem Krieg seien dann in Hammelburg viele Geschäfte entstanden, das so genannte Wirtschaftswunder machte sich auch hier bemerkbar. "Mein Vater machte 1949 in der Diebacher Straße seinen Laden auf, wo Matratzen, Federn und auch Bekleidung gekauft werden konnten", erinnerte sich Zeitzeuge Gerhard Klauda zurück. Sein Vater war aus dem Sudetenland eingewandert, die Möbel, die bei ihm gekauft wurden, wurden in ganz Hammelburg ausgefahren. Später eröffnete er dann einen Laden in der Bahnhofstraße. "Das Geschäft ernährte die Familie, reich werden konnte man davon aber nicht", so Klauda. Die Zeiten damals seien sehr beschwerlich gewesen: so ging sein Vater vor der Gründung des Geschäfts von Markt zu Markt und verkaufte Spielzeug. Lange Fußwege standen auf der Tagesordnung, die Fortbewegung fand meist auf "Schusters Rappen" statt. Doch damals sei dies nichts ungewöhnliches gewesen.
Mit zahlreichen historischen Fotos wurden die Besucher in der Stadtbibliothek in die damalige Zeit zurückversetzt. Dies rief bei den Besuchern viele Erinnerungen wach, die Diskussion und der Austausch mit den Zeitzeugen war sehr lebhaft. Viele erinnerten sich auch noch an die alten Dorfnamen der Händler, was eine sehr tiefe Verbundenheit mit den örtlichen Geschäften bezeugte. Moderator Ernst Stross zeigte auf, wie viele verschiedene Geschäfte es damals in Hammelburg noch gab.
Doch auch einige negative Seiten der "guten alten Zeit" wurden an den historischen Aufnahmen deutlich. So gab es damals noch keine Kanalisation, was bedeutete, dass die Hinterlassenschaften der Kühe einfach auf der Straße landeten. "Da war es nötig, dass die Straße am Samstag gekehrt wurde", merkte Josef Kirchner mit einem Schmunzeln an.
Ein Foto vom ehemaligen Kupsch zeigte, dass hier Bratheringe, Kokosfett und Öl offen verkauft wurde. Waren und Preise waren mit Kreide an die Tafeln geschrieben. "Nach der Währungsreform konnte man endlich auch wieder Waren kaufen", merkte Gerhard Klauda an. Die Preise seien allerdings sehr hoch gewesen, kein Wunder, dass damals 50 Prozent des Geldes für die Ernährung ausgegeben wurde. Sepp Halbritter, dessen Familie früher in Hammelburg einen "Kolonialwarenladen", also den Vorläufer des Supermarkts hatte, zeigte anhand zinnerner Gefäße, wie damals Salatöl und andere Flüssigkeiten verkauft wurde. Der Zucker wurde in Spitztüten an den Mann bzw. die Frau gebracht, der Kaufmann musste früher das Befüllen noch selbst vornehmen - diese Arbeit übernahmen oft die Kinder.
Doch natürlich war nach dem Krieg auch für Unterhaltung gesorgt. So eröffneten die Saaleck-Lichtspiele in den 50er Jahren, ein Foto zeigte, dass dies mit der Premiere des Films "Ferien vom Ich" gefeiert wurde. Der damalige Besitzer Heinrich Lang zeigte außerdem den umstrittenen Film "Die Sünderin" mit Hildegard Knef, was für Proteste aus den Reihen der Kirche sorgten. "Das hat aber alles nichts gebracht: natürlich waren wir alle drin", merkte ein Besucher mit einem Schmunzeln an. Ein Foto, dass einen Zug von Elefanten durch die Hauptstraße zeigte, machte darauf aufmerksam, dass in jedem Jahr der Zirkus am Bleichrasen gastierte, was nicht nur für die Kinder des Ortes ein Highlight war. Moderator Ernst Stross appellierte an die Besucher, bei ihren Einkäufen die kleinen Läden in der Stadt zu berücksichtigten: nur so könnten diese überleben.
Es wurde für alle ein interessanter Abend, bei dem viele Erinnerungen wieder wach wurden. Dabei wurde deutlich, dass es früher in Hammelburg sehr viele Möglichkeiten gab, "eizukäffe".
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