Das Thema ist gewissermaßen ein Dauerbrenner in der Bad Kissinger Stadtpolitik: Hier sind die Möglichkeiten zum Austreten mangels ausreichender Zahl öffentlicher Toiletten beschränkt. Das Problem des verbotenen "Wildpinkelns" geistert immer wieder mal durch öffentliche Debatten.
Als einen Schritt zur Lösung des Problems hat die Stadtverwaltung im Jahr 2020 eine Toilettenanlage am Tattersall-Parkplatz errichtet. Außerdem sucht sie auf der Suche nach bezahlbaren Alternativen verstärkt Verbündete in Form von privaten Betrieben. Gefragt sind dabei Gastronomen und Einzelhändler, die die stillen Örtchen ihrer Lokalitäten für Passanten zur Verfügung stellen.
Das Ergebnis dieser Suche präsentierte Wirtschaftsförderer Sebastian Bünner in der jüngsten Stadtratssitzung: Er präsentierte einen Flyer, in dem 22 WC-Anlagen und "Freundliche Toiletten" ausgewiesen sind. Davon gelten zehn als behindertenfreundlich und sechs bieten Wickelgelegenheiten für Kleinkinder an.
Vorhanden sind in dem Verzeichnis auch sieben Gastronomiebetriebe im Rahmen ihrer Öffnungszeiten und ein Einzelhandelsbetrieb. Erkennbar werden teilnehmende Betriebe durch einen entsprechenden Aufkleber im Eingangsbereich.
"Durchgehend positive Rückmeldungen"
"Es gab durchgehend positive Rückmeldungen", freut sich Wirtschaftsförderer Sebastian Bünner über das Ergebnis seiner bisherigen Akquise. Er sieht jetzt die Innenstadt samt dem Bereich zur Saale hin mit stillen Örtchen gut versorgt. Erfreulich ist die Großzügigkeit der Anbieterinnen und Anbieter auch gegenüber den Gästen der Stadt: Bis auf die städtische Toilettenanlage am Tattersall wird keine Gebühr erhoben. Sie beträgt 50 Cent. Positiv vermerkt Bünner, dass die Privatbetriebe gegenüber der Stadt auf eine Reinigungspauschale verzichten. Dies wohl auch im Hinblick auf einen eventuell erforderlichen Verwaltungsaufwand.
Mit einer Informationskampagne will die Stadtverwaltung ihre Initiative zur "Freundlichen Toilette" in Kürze vorstellen. Diese Initialzündung soll weitere Teilnehmer zum Mitmachen bewegen. Entsprechend wird die Zahl der Anbieterinnen und Anbieter laufend aktualisiert, stellt Bünner in Aussicht. Er habe nach dem Redaktionsschluss des Flyers zusätzliche Interessentinnen und Interessenten in Aussicht. Bis zu 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hält er demnach aktuell für denkbar. Darüber hinaus sieht er im Bereich des Einzelhandels weiteres Potenzial. Ein Kriterium sei natürlich ausreichend Platz im Sanitärbereich.
Seine Freude und Dankbarkeit gegenüber den Beteiligten brachte Oberbürgermeister Dirk Vogel bei der Stadtratssitzung mit einem Wortwitz zum Ausdruck: Nun habe die Stadt auch mit Hilfe privater Unterstützung ein anhaltendes Problem "heruntergespült".
Kosten halten sich für die Stadt in Grenzen
Nach den Worten von Sebastian Bünner zahlt sich die Eigeninitiative der Stadtverwaltung zur Koordination des Angebotes nicht nur für den Imagegewinn der Kurstadt aus. Mit dem Druck der Flyer und Aufkleber hielten sich die bisherigen Kosten der Aktion mit unter 1000 Euro in Grenzen. Viel teurer wäre es gewesen, sich einer bestehenden App unter ähnlichem im Internet zu bedienen. Dafür wäre ein fünfstelliger Betrag fällig geworden. Deswegen habe man von dieser zunächst angepeilten App-Lösung wieder Abstand genommen.
Zu haben sind die Flyer an den üblichen Anlaufstellen, wie Rathaus und Staatsbad GmbH, aber auch bei teilnehmenden Betrieben. Abgerufen werden kann die Karte auch im Internet unter der Homepage der Stadt unter dem Stichwort "Freundliche Toilette". Sofort umgesetzt wird eine Anregung vom Behindertenbeauftragten des Stadtrates, Bernhard Schlereth. Er riet, alle behindertengerechten Toiletten in den verschiedenen Karten des Internets ausdrücklich auch als solche auszuweisen.