Maria Rinecker bewohnt ein besonderes Stück Hammelburger Geschichte. Und noch dazu in bester Familientradition. Aus dem Bauernhof der 56-Jährigen in der Dalbergstraße ging Urgroßonkel Jakob Rinecker hervor. Dieser rief mit seinem Testament 1841 die Rinecker- Stiftung ins Leben.
Dieses Vermächtnis wird dank Maria Rinecker künftig wieder stärker ins Bewusstsein rücken. Sie richtet ihr Elternhaus her. Mit einer kleinen Ausstellung zum Leben der Vorfahren und ausgefallenen Aktionen will sie das Haus beleben. „Das Konzept ist noch in Arbeit“, lässt sie erkennen.
Der architektonische Rahmen ist schon mal Erfolg versprechend. Das Haus wohl von vor 1590 wartet mit einigen Schmankerln auf. Es ist eines der ältesten in der Stadt.
Den Stadtbrand von 1854 hat es überstanden. Dafür wäre es fast dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen. Einer der vereinzelten Bombenabwürfe über der Saalestadt richtete 1945 erhebliche Schäden an. „Scheune und Stall waren sogar eingefallen“, weiß die Eigentümerin aus Schilderungen von Augenzeugen. „Seinen besonderen Charakter hat der Hof aber nicht eingebüßt“, freut sich Maria Rinecker über die solide Reparatur des Kriegsschadens.
Bei der Annäherung an die Vorderfront des Hauses fallen der steinerne Torbogen mit dem Hauswappen darüber, die doppelflügelige Eingangstür sowie die kleinen Fenster auf. Bewundernd bleiben Touristen stehen. Sie rätseln darüber, was in den beiden verwaisten Nischen links- und rechts neben dem Eingang gestanden haben könnte. Auch Maria Rinecker rätselt noch.
Hinter dem großen Portal wartet ein großer Flur. Auffallend sind zwei Durchreichen von hier in die Wohnräume. Womöglich war das Gebäude einst Zenthaus, wo die Landwirte ihre Abgaben für die Landesherren leisteten. Das hier einst Reichtum zuhause war, offenbaren auch das große Treppenhaus und die gute Stube mit den hölzernen Wandspiegeln.
Nicht immer ging es auf dem Hof wohlhabend zu. Die Eltern der aktuellen Bewohnerin waren die letzten Kuhhalter in der Altstadt. „Es war Anfang der 1970er Jahre“, erinnert sie sich an den Abzug der Milchtiere. Ansonsten gab es Schweine, Ziegen, Hasen und Tauben. Aber so gut wie keine Maschinen. Zur Heuernte in die Saalewiesen ging es mit dem Kuh-Fuhrwerk.
1977 hatte Maria Rinecker ihren Geburtsort Richtung Südbayern verlassen. Jetzt entdeckt sie die Lebensqualität Hammelburgs neu. Hier ist sie mit wachsender Begeisterung Mundart und Heimatdichtern auf der Spur.
Sensibel saniert Maria Rinecker seit 2009. Vieles ist noch originalgetreu vorhanden, wie das Plumpsklo über den Hof. Im großen Gewölbekeller, wo einst Kohlrüben und Kartoffeln lagerten, schlummert noch ein leeres Weinfass.
Stunde um Stunde steckte sie ins Entrümpeln und in die Stabilisierung des Gebäudes. Die Sprossenfenster sind bereit erneuert. Mauerdurchbrüche für den Einbau einer Zentralheizung will die Bauherrin dem Haus ersparen. Sie heizt weiter mit Holz. Aufgeräumte Scheune und der kleine Bauerngarten ums Eck versprühen einen besonderen Charme. Manches dekorative Element offenbart die künstlerische Ader der Hauseigentümerin. Als nächstes Großprojekt steht neben den heimatgeschichtlichen Erkundigungen ein Neuanstrich der Fassade an. Davon künden einzelne Farbproben an der Front des Hauses. Zug um Zug geht es mit viel Eigenleistung voran. Schon jetzt verspricht das Rinecker-Haus ein Farbtupfer im touristischen Hammelburg zu werden.