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Bad Kissingen
WLAN für Gymnasien im Kreis Bad Kissingen
Der Kulturausschuss genehmigt Mittel für 2018. In Bad Brückenau läuft ein Pilotversuch.
Die Bad Brückenauer Gymnasiasten Vincenz Schaab (von links), Niklas Streit und Jannik Müller können bereits ganz offiziell im Kollegstufenraum einen der drei WLAN-Zugänge der Schule nutzen.Ralf Ruppert       -  Die Bad Brückenauer Gymnasiasten Vincenz Schaab (von links), Niklas Streit und Jannik Müller können bereits ganz offiziell im Kollegstufenraum einen der drei WLAN-Zugänge der Schule nutzen.Ralf Ruppert
| Die Bad Brückenauer Gymnasiasten Vincenz Schaab (von links), Niklas Streit und Jannik Müller können bereits ganz offiziell im Kollegstufenraum einen der drei WLAN-Zugänge der Schule nutzen.Ralf Ruppert
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 19.08.2022 04:40 Uhr
Das Franz-Miltenberger-Gymnasium geht neue Wege: Schüler dort dürfen zu Unterrichtszwecken das hausinterne WLAN nutzen. Als "coole Sache" bezeichnet das Jannik Müller aus Motten. Der 16-Jährige besucht die Q 11 mit Niklas Streit (17) aus Riedenberg und Vincenz Schaab (18) aus Schönderling. "In Sport habe ich ein Referat übers Schultergelenk gehalten, da habe ich mir Infos aus dem Netz gezogen", berichtet Niklas Streit. Aktuelle Nachrichten recherchiert Vincenz Schaab.
Natürlich haben die Schüler auch schon die Grenzen des Systems ausgetestet: "Snap-Chat geht gar nicht", berichtet Vincenz Schaab. Bei You-Tube sind sie sich nicht einig: Auf dem einen Handy läuft's, auf dem anderen nicht. Auf Wikipedia dagegen kommen alle. Überraschend an eine Grenze gestoßen ist Jannik Müller bei der Vorbereitung eines Deutsch-Referats: "Das Friedrich-Schiller-Archiv ist gesperrt", wundert er sich.
Die drei WLAN-Zugänge für Unterrichtszwecke am Bad Brückenauer Gymnasium sind ein Pilotprojekt des Landkreises. Ein Ergebnis: Von rund 30 Lehrern am kleinsten der vier Gymnasien im Landkreis haben zwei Drittel die WLAN-Zugänge bereits in den Unterricht eingebaut. Demnächst sollen pädagogische Konzepte folgen. Auf die wartet Sachbearbeiter Walter Manger vom Landratsamt. "Bis jetzt können wir wenig planen, auch aus dem Kultusministerium gibt es noch keine Vorgaben oder Zuschuss-Richtlinien", sagte er auf Nachfrage in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses.
"Die Erfordernisse an die EDV wachsen stetig", erklärt der stellvertretende Landrat Emil Müller (CSU). Immerhin geht der Haushaltsansatz für 2018 leicht zurück: von knapp 308 000 Euro heuer auf gut 294 000 Euro. Die Kreisräte stimmten dem Teil-Haushalt zwar zu, einige Fragen blieben aber offen: "Wenn nur Internet-Recherche betrieben wird, ist das noch kein pädagogisches Konzept", fasste Abteilungsleiter Manfred Gerlach die Erwartungen zusammen.


Thema am Buß- und Bettag

"Wir brauchen's ganz dringend", freut sich Joachim Schwigon, Leiter des Münnerstädter Gymnasiums, über den Beschluss des Kulturausschusses. Sogar Schüler hätten bereits Anträge gestellt. Er selbst baue das Internet regelmäßig in den Unterricht ein, etwa um mit einer Animation in Kernphysik den Tunneleffekt zu erläutern. "Wo man keine Versuche machen kann, ist das ideal", sagt Schwigon. Am Buß- und Bettag befasse sich eine Arbeitsgruppe mit weiteren Ideen.
Am Bad Kissinger Gymnasium gibt es bereits WLAN-Hotspots, die Schüler der Oberstufe für Recherchen nutzen können, berichtet der stellvertretende Schulleiter Jens Beck. Viele Lehrer würden ihre eigenen Endgeräte mitbringen, um sicher und zuverlässig arbeiten zu können. "Eine flächendeckende, stabile und schnelle WLAN-Verbindung würde diesen Prozess natürlich fördern", sagt Beck.
Am Hammelburger Gymnasium wurde im Juli extra für das dreitägige "Smart Camp" der 8. und 10. Klassen ein temporäres WLAN eingerichtet. Ansonsten gibt es bislang nur WLAN im Lehrerzimmer. Aus der Sicht von Schulleiter Helmut Schreiner müssen noch viele technischen Details geregelt werden, denn: "Es ist sicher nicht so gedacht, dass die Schüler das nur wie einen öffentlichen Hotspot nutzen."

Das Franz-Miltenberger-Gymnasium hat das, was alle Gymnasien im Landkreis fordern: WLAN-Zugänge, die auch für Unterrichtszwecke genutzt werden dürfen. "Bis jetzt sind es aber nur drei Zugangspunkte", kommentiert Systembetreuer Joachim Ostheimer den Pilotversuch des Landkreises. Ein Router steht im Computerraum und ist auch nur dort nutzbar, die beiden anderen decken mehrere Räume ab, darunter den Aufenthaltsraum der Oberstufe.


Forderung seit mehreren Jahren

"Das ist schon drei, vier Jahre eine Forderung vor allem der jüngeren Kollegen", berichtet Stefan Bub, Schulleiter des Franz-Miltenberger-Gymnasiums. Die Idee sei mit Elternbeirat und Schulforum besprochen worden, danach gab es einen Antrag an den Sachaufwandsträger, also den Landkreis Bad Kissingen. Nach Messungen an anderen Gymnasien sei schnell klar geworden, dass es langfristig Zugangspunkte in jedem Klassenzimmer geben muss: "Dann kann man auch die Leistung runterregeln und die Strahlung minimieren", erklärt Ostheimer, und: "In der endgültigen Ausführung können die Lehrer das auch ganz ausschalten." Über eine Software könne festgelegt werden, welches Klassenzimmer mit WLAN versorgt wird. Im laufenden Pilotversuch sei das alles noch nicht möglich.
"Wir überlegen natürlich, wie das sinnvoll eingesetzt werden kann", sagt Ostheimer zur aktuellen Nutzung der drei WLAN-Zugänge. "Bei mir dürfen ältere Schüler das Handy im Unterricht verwenden", berichtet er von seinem eigenen Informatik-Unterricht. Aber: Unterm Strich seien das immer nur wenige Minuten pro Schulstunde, gerade im Fach Informatik sei die Arbeit an den stationären Rechnern wichtiger: "An einem 19-Zoll-Bildschirm kann ich natürlich viel mehr machen."
Auch Schulleiter Stefan Bub ist sich sicher, dass die WLAN-Versorgung nicht die Rechner überflüssig macht: "Der Computerraum wird nicht das Schicksal des Sprachlabors teilen", sagt er mit Hinblick auf die längst abgebauten Kopfhörer-Stationen. Gerade in den Fremdsprachen werde oft mit den neuen WLAN-Zugängen gearbeitet: von der Suche nach Vokabeln bis zum Lesen aktueller Tageszeitungen anderer Länder. "Natürlich darf die Lehrer-Schüler-Beziehung nicht in den Hintergrund treten", betont Bub jedoch: Es sei weiterhin besser, die Aussprache direkt vom Lehrer zu hören, als per Headset eine Stimme aus dem Internet runterzuladen.
Auch in Geschichte oder Religion gebe es interessante Anwendungen. "Nach zwei Monaten kann man sagen: Es funktioniert", zieht Bub Zwischenbilanz. Auch Ostheimer sieht den Pilotversuch sehr positiv: "Durch das schuleigene WLAN haben wir die Möglichkeit, zu kontrollieren, was Schüler machen", verweist er auf Filter und Schutz-Mechanismen, die beim mobilen Zugang der Schüler nicht möglich wären.
Trotzdem sind auch noch viele Fragen offen. "Wir können niemanden verpflichten, sein eigenes Gerät mitzubringen", nennt Ostheimer als Beispiel für eine technische Frage, die noch völlig offen ist. Seine Lösung vorerst: Ausgediente Smartphones und Tablets sammeln, die die Schüler dann nutzen dürfen. Vor allem aber müssten nun pädagogische Konzepte entwickelt werden, wie man WLAN sinnvoll in den Unterricht einbauen kann. Das Thema stehe auf dem Programm des pädagogischen Tages am Buß- und Bettag, kündigt Bub an, und: "Wir müssen das jetzt alles überarbeiten und überdenken."
Grundsätzlich seien alle Gymnasien dazu aufgerufen, in den kommenden Jahren Medienkonzepte zu entwickeln: "Wir müssen den Kindern vernünftige und kritische Recherche beibringen, das hat nichts mit WLAN zu tun", gibt Bub als Ziel aus. Das müsse auch im Interesse der Lehrer sein, denn: "Man ist vor den Schülern glaubwürdiger, wenn man zeigt, dass man sich damit befasst." Und für Systembetreuer Ostheimer sind WLAN und Internet längst "Kulturtechniken". Sein Fazit: "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Schüler sinnvoll damit umgehen."

Schulen Der Kreis ist Sachaufwandsträger für zwölf Schulen, von Berufsschule bis Gymnasium. Der Kulturausschuss bewilligte für die EDV-Ausstattung 294 112 Euro für kommendes Jahr. Darin enthalten ist die WLAN-Ausstattung der vier Gymnasien, die drei Realschulen sollen 2019 folgen. Für alle anderen Anschaffungen und Investitionen stehen 2018 weitere 262 400 Euro zur Verfügung.

Zuschüsse Der Kreis unterstützt Vereine beim Kauf von Instrumenten, Noten oder Trachten mit zehn Prozent. Das Budget von 23 000 Euro ist für heuer bisher gerade einmal zu 20 Prozent ausgeschöpft. Weitere Anträge sind noch möglich.

Kirchen Mit fünf Prozent (maximal 2600 Euro) bezuschusst der Kreis die Renovierung von Kirchen. Für heuer sind bislang 520 Euro für Elfershausen und 2600 Euro für Rothhausen genehmigt. Ein Antrag aus Langendorf steht noch aus, auch hier ist der Haushaltsansatz von 13 000 Euro noch nicht erreicht.

Sport Der Kulturausschuss stimmte zu, dass der Sportbeirat neben aktiven Sportlern und Funktionären in Zukunft auch einem Förderer pro Jahr den Ehrenbrief verleihen darf. rr
 
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