Geschäftsführer Christoph Hoenig steckt die Ziele gerne hoch: Das "Neumühle Resort & Spa" mit Vier-Sterne-Superior-Standard zwischen Diebach und Morlesau sieht er als "eines der besten Hotels in Deutschland". Deshalb freut es ihn auch, dass sein Haus vor Kurzem beim Online-Portal "Holiday-Check" jeweils zu den Top Ten der beliebtesten Hotels in Bayern und der beliebtesten Wellnesshotels in Deutschland zählt. Trotzdem: "Sich auf Erreichtem auszuruhen war noch nie eine gute Idee", sagt Hoenig, und: "Unser Ziel ist es, eines der exklusivsten Spa- und Wellness-Resorts in Deutschland zu werden." Dazu hat sich der Geschäftsführer einen echten Experten geholt: Der 63-jährige Peter Droessel ist seit Jahresbeginn "Director of Spa & Wellbeing" in der Neumühle.
Als "Spa-Guru" wird Droessel in der Fachpresse gerne bezeichnet. Eigentlich sei er bereits im " Vorruhestand " gewesen, habe sich mit seiner Frau Swantje ein Haus in Bad Königshofen gekauft. "Wir haben die ganze Welt gesehen, jetzt geht es zurück in die Heimat", sagt Droessel, der 1958 im Mellrichstädter Stadtteil Mühlfeld geboren wurde. In den 1970er Jahren machte er eine Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister. Er habe das Kurzentrum Bad Königshofen miteröffnet. Danach habe er sich in der Orthopädie bei einem Sportmediziner therapeutisch weitergebildet. Über Stationen in Spanien und St. Moritz verschlug es Droessel nach München.
"In vielen guten Luxus-Hotels gab es keine Therapeuten", erinnert er sich. Peter Droessel gilt als Pionier im Spa- und Wellness-Bereich: Er eröffnete die weltweit erste "Spa-Suite", konzipierte das erste "Nivea-Haus" in Hamburg mit, in dem es hochwertige Wellness-Angebote zu günstigen Preisen gebe, und führte in Düsseldorf das weltweit erste Day-Spa, das rund um die Uhr geöffnet war. "Wenn man um Mitternacht am Flughafen landet, kann man sich eine Stunde später dort verwöhnen lassen", fasst Droessel das Konzept zusammen. Aber auch große Thermen wie den "Aqua-Dome" in Tirol führte der gelernte Masseur. Kitzbühel, Cannes, Paris, Como, Miami oder die Bermudas waren weitere berufliche Stationen.
"Ich bin ein Visionär, kein Verwalter", sagt Droessel über sich selbst. In mehr als 40 Jahren habe er nicht nur die deutsche Spa-Landschaft mitgestaltet, sondern sei auch international oft neue Wege gegangen. Das betriebswirtschaftliche Fachwissen habe er sich selbst beigebracht, bei allen Herausforderungen als Spa-Betreiber habe er sich aber bis heute die Arbeit als Therapeut bewahrt. "Das war mir immer sehr wichtig." Dabei seien auch viele prominente Gäste regelmäßig zu ihm gekommen. In seinem Gästebuch hat er Autogramme und Fotos festgehalten. Die Liste reicht von Lady Di über Mitglieder der Rockefeller-Familie, Siegfried und Roy oder Schauspielerin Ornella Muti bis zum Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt .
Unter anderem sei er weltweit als Gast-Therapeut unterwegs gewesen und habe sich über Jahrzehnte ein internationales Netzwerk aufgebaut. Auch in die Neumühle wolle er immer wieder Experten aus fernen Ländern holen, die ihre Erfahrungen mit dem Team teilen, aber eben auch neue Gäste anlocken sollen. Seine eigenen Angebote stehen als "Iconic Treatment" im Spa-Programm. "Ich habe meine eigenen Behandlungsformen entwickelt", erzählt Peter Droessel und vergleicht den Spa-Bereich mit der Küche des Hotels : "Ein prämierter Koch kreiert ja auch seine eigenen Gerichte." Grundlage seiner Behandlung sei bis heute die typisch europäische Therapeuten-Ausbildung, aber er baue eben auch Anregungen aus seiner Zeit in Honolulu auf Hawaii, von Reisen nach Südostasien und auf die Kanaren oder von indianischen Heilern mit ein.
Wie kommt man dann an die Fränkische Saale? "Ich habe Herrn Hoenig getroffen, und wir haben sofort gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen", erzählt Droessel. Es habe ihn einfach gereizt, in der Abgeschiedenheit der Neumühle "etwas ganz Besonderes" in Franken aufzubauen. Deshalb habe er auch nicht nur einen Beratervertrag unterschrieben, sondern mit 63 nochmal eine Vollzeit-Stelle angenommen. "Ich stürze mich immer mit Haut und Haaren rein."
"Man kann klein, fein und extrem gut sein", lautet das Credo des neuen Spa-Direktors. Deshalb habe er auch fünf erfahrene Therapeuten eingestellt. "Bei uns ist die jüngste 32, in vielen Spas gehört man da zu den ältesten", berichtet der 63-Jährige. Mehr als 100 Jahren Berufserfahrung würden die sechs Mitarbeiter des Spa-Bereichs mitbringen, die der Direktor als "ein halbes Dutzend Gurus" bezeichnet. Und: Weitere Mitarbeiter seien willkommen, schließlich soll der Spa-Bereich wachsen. Bereits jetzt verfügt die Neumühle über einen rund 1000 Quadratmeter großen Spa-Bereich. Bei nur 62 Hotel-Betten bedeute das viel Platz für jeden einzelnen Gast. Trotzdem werde weiter investiert: Bereits in diesem Sommer werde der 30 000 Quadratmeter große Außenbereich neu ausgestattet, unter anderem soll ein neuer Massage-Pavillon entstehen. "Saint-Tropez-Feeling an der Saale" kündigt der 63-Jährige für den Sommer an.
Außerdem wird eine bauliche Erweiterung vorbereitet: "Die Pläne stehen soweit, es gibt nur noch offene Fragen zur Fassade", berichtet Geschäftsführer Christoph Hoenig, und: "Ich bin zuversichtlich, dass wir das noch bis Jahresende durchziehen können", auch wenn es derzeit wegen der Ukraine-Krise viele Fragezeichen und möglicherweise Engpässe beim Material geben könnte. Peter Droessel steuert weitere Ideen bei: Ein "Spa-Butler" könnte etwa feuchte Bademäntel austauschen oder die Liege an der Saale reservieren.
Wirtschaftlich stehe die Neumühle nach der Corona-Pandemie bestens da: Obwohl bis Mitte Mai geschlossen war, sei 2021 "das erfolgreichste Jahr aller Zeiten" gewesen, berichtet Hoenig. "Die Gäste hatten einen riesigen Nachholbedarf", kommentiert er die Nachfrage im Sommer 2021. Zum Jahresende habe es mit steigenden Inzidenzen zwar einen leichten Einbruch gegeben, trotzdem verzeichnete der Geschäftsführer einen Rekord-Umsatz. Hoenig betont, dass das Hotel außer den Zuschüssen zum Kurzarbeitergeld keinerlei staatliche Hilfen in Anspruch genommen habe. Der höhere Umsatz sei also ausschließlich über die Gäste erwirtschaftet worden. Und: Für die kommenden Monate gebe es bereits eine hohe Nachfrage.
Spa-Direktor Peter Droessel geht es auch darum, Spa-Erlebnisse zu "demokratisieren": "Jedermann kann und soll sich ab und an einen Spa-Aufenthalt leisten können." Während der Aufenthalt im Hotel mindestens 200 Euro pro Person und Nacht kostet, gebe es die Tageskarte fürs Spa inklusive Massage für 120 Euro pro Person. Es gebe immer mehr Menschen, die gezielt für ein solches "Day-Spa" sparen. Rund 20 Prozent der Besucher seien aktuell keine Hotel-Gäste, sondern reisen aus einem Umkreis von bis zu einer Stunde Fahrzeit an - vom Pärchen Mitte 20 bis zum "betagten Ehepaar", berichtet Droessel. Allerdings sei das nur mit Voranmeldung möglich.
Gründung Die Verleger-Familie Schaub aus Rheinland-Pfalz investierte in den 1980er Jahren in die Neumühle, die 1983 als Luxus-Hotel eröffnet wurde. Aktuell gibt es 62 Betten in 30 Zimmern. 63 Mitarbeiter betreuen die Gäste.
Gemarkungen Der Kernbereich der Neumühle liegt auf einer Art Exklave der Gemeinde Wartmannsroth : Die Fläche an der Saale ist komplett von der Gemarkung des Hammelburger Stadtteils Diebach umgeben, auf deren Fläche auch ein Teil der Gebäude steht.
Geschäftsführer Seit Dezember 2019 ist Christoph Hoenig Chef in der Neumühle. Von Ende März 2020 bis Mai 2021 war das Hotel geschlossen. In dieser Zeit wurde rund eine halbe Million Euro in Renovierungsarbeiten investiert.rr