Die Bundeswehr und das Erbe der Wehrmacht sorgen am Standort Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) weiter für Diskussionen. Auswirkungen der Kampagne von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gegen Wehrmachtsnostalgie dringen nur spärlich nach draußen. Informationen hat sich das Verteidigungsministerium vorbehalten, erklärt ein Offizier auf Nachfrage dieser Redaktion.
Hat ausgerechnet die rechtsnationale Zeitung „Junge Freiheit“ Informanten am Ausbildungszentrum Infanterie? Das Internetportal des Blattes berichtet darüber, dass ein Gemälde von Generalfeldmarschall Rommel übermalt worden sei.
Ob was dran ist oder nicht, wird frühestens am Freitag zu erfahren sein. Das Ausbildungszentrum Infanterie arbeitet in Absprache mit dem Verteidigungsministerium an einer Pressemitteilung, die möglicherweise am Freitag zu erwarten sei. Während andere Medien auf Informationen warten, um den Vorfall einzuordnen, schreibt die „Junge Freiheit“ von Bilderstürmerei.
Wolffsohn kritisiert Gedenken
Wie vielschichtig die Diskussion um die Wehrmachtsvergangenheit am Standort Hammelburg ist, zeigt schon die geografische Lage des Ausbildungszenrums Infanterie. Es liegt an der Rommelstraße. Für die Namensgebung ist die Stadt verantwortlich.
Auf Nachfrage dieser Zeitung kritisiert der Militärhistoriker Michael Wolffsohn dieses Gedenken. „Rommel war ein sehr talentierter, hochdekorierter militärischer Führer“, sagt er. Aber: Unter seiner Leitung des Afrikakorps seien 1000 nordafrikanische Juden nach Auschwitz deportiert worden.
„Taugt so jemand als Identifikationsfigur?“, fragt Wolffsohn. Mit dieser Frage muss sich möglicherweise auch noch einmal der Hammelburger Stadtrat bezüglich der Rommelstraße befassen. Nicht besser mache es, so der Historiker, dass die militärischen Leistungen Rommels von Militärs weltweit bewundert werden. Ein britischer Diplomat stiftete 1962 den Rommelpreis. Bis in die 1990er Jahre wetteiferten Mannschaften der Bundeswehr um die Trophäe.
Doch auch ein anderer Namenspatron im Lager Hammelburg hat zumindest eine diskussionswürdige Vergangenheit: Adolf Heusinger. Nach ihm ist die General-Heusinger-Kaserne benannt. Die Unterkünfte für übende Soldaten wurden Mitte der 1980er Jahre errichtet. Heusinger war der erste General und später Generalinspekteur der Bundeswehr. An der Einfahrt auf den Truppenübungsplatz, die nur über eine gesperrte Anbindung zu erreichen ist, zeigt ein Gedenkstein jüngere Lebensdaten Heusingers auf. Der General gehörte vor seiner Karriere in der Bundeswehr dem Generalstab des Oberheereskommandos der Wehrmacht an.
Für Historiker Wolffsohn ist auch Heusinger keine Identifikationsfigur. Maßstab für eine Benennung sollten Auszeichnung und Programm sein. „Natürlich gibt es nicht nur schwarz oder weiß“, räumt er ein. Jedes Ideal könne man in Frage stellen. „Aber wer für eine Namensgebung steht, der sollte dem Ideal schon ziemlich nahe kommen“, findet Wolffsohn. Bei der Vergangenheit des Generals und verschiedener seiner Entscheidungen auf hoher Wehrmachtsebene meldet er entschiedene Zweifel an.
Noch ist unklar, wie weit Ursula von der Leyen mit ihrer Kampagne gegen Wehrmachtsnostalgie geht. Einer möglichen Kontroverse um Symbolisches aus der Vergangenheit ist das Ausbildungszentrum Infanterie vorweg gekommen.
Bis Ende 2014 hieß die Einrichtung Infanterieschule. Mitte der 1980er Jahre hatte sich die Schule ein Wappen mit den gotischen Buchstaben IS gegeben. Es entsprach dem Wappen der Wehrmachts-Infanterieschule in Döberitz.