Skifahren in der Rhön ist seit vielen Jahren schon keine Selbstverständlichkeit mehr. Winter, in denen nicht genug Schnee fällt, um über Wochen konstant einen Liftbetrieb aufrecht erhalten zu können, häufen sich.
Auf der Wasserkuppe und dem Zuckerfeld wird die Skisaison mittels künstlicher Beschneiung aufrechterhalten und der Skitag dank Flutlicht bis in die Abendstunden hinein verlängert.
Unverzichtbar für den Wintersport
„Kunstschnee ist für den Wintersport im Mittelgebirge wichtig. Es ist existenziell, dass wir künstlich beschneien“, bringt es Jeremias Kümpel auf den Punkt. Er ist Referent der Geschäftsleitung der Firma Wiegand Erlebnisberge, Rasdorf, die die Ski- und Rodelarena auf der Wasserkuppe betreibt.
„Ohne Kunstschnee hätten wir im vorigen Jahr zwei Wochen öffnen können, so waren es 94 Skitage, und wir hätten locker noch was dranhängen können, doch die Skifahrer waren satt.“
Kunstschnee ist kein Plastik
Wichtig ist ihm zu betonen, dass es sich nicht um künstlichen Schnee handelt, also keine Plastikauflage oder Plastikpartikel. Der künstlich erzeugte Schnee bestehe wie natürlicher Schnee aus Eiskristallen.
Kein Trinkwasser nötig
Wertvolles Trinkwasser werde auf der Wasserkuppe nicht benötigt. Regen- und Sickerwasser werde in eigens angelegten Teichen aufgefangen. Eine Teichkühlung sorge dafür, dass das Wasser drei bis vier Grad habe, die ideale Temperatur, um in der Beschneiungsanlage effektiv zu Schnee zu werden. Die Kühlung wie auch die „Schneekanonen“ benötigen Energie.
Griffiger und Eisiger
Künstlich erzeugter Schnee habe eine etwas andere Konsistenz als natürlicher Schnee . Er sei nicht so anfällig für Regen und Wind, halte insgesamt länger. „Ich würde ihn als griffiger und eisiger bezeichnen“, so Kümpel.
Am Arnsberg wird nur ausgebessert
Auch an den Arnsbergliften gibt es eine Beschneiungsanlage. „Wir bessern aber nur aus, eine vollflächige Beschneiung ist bei uns nicht möglich und auch nicht vorgesehen“, sagt Madeleine Adrian, die mit ihrem Mann Matthias die Arnsberglifte betreibt.
Flutlicht verlängert den Skitag
Nicht nur die Beschneiungsanlage, auch die Flutlichtanlage verlängert den Pistenspaß auf der Wasserkuppe . „Ohne Flutlicht wäre spätestens zwischen 17 und 18 Uhr Schluss mit dem Skifahren. Durch das Flutlicht kann der Skitag bis 20 Uhr in der Woche und 22 Uhr am Wochenende verlängert werden“, berichtet Kümpel.
Nach Feierabend zum Skifahren
„Wer tagsüber arbeitet, kommt nach Feierabend gerne zum Skifahren auf den Berg.“
Bis zu einer Stunde Anfahrt werde in Kauf genommen, um zwei Stunden unter Flutlicht zu fahren. Um die Energiekosten zu reduzieren, werde auf der Wasserkuppe nach und nach auf LED-Beleuchtung umgestellt. „Wichtig ist, dass der Sicherheitsaspekt nach wie vor gegeben ist und die Piste gut ausgeleuchtet wird.“
Flutlicht am Zuckerfeld
Verlängerten Pistenspaß – dank Flutlicht und Beschneiung – gibt es auch am Zuckerfeld. Auch hier werde kein Trinkwasser benötigt, sondern Wasser aus einem Überlaufbecken der Fulda entnommen. „Ohne Schneemaschinen wäre der Liftbetrieb so nicht möglich“, sagt Betreiber Harald Jörges.
Wichtiges Angebot für Familien
Ganz ohne natürlichen Schnee gehe es nicht. Zustände wie im Alpenraum möchte Jörges in der Rhön nicht sehen, wo nur noch ein weißes Band für den Lift und die Piste beschneit werden. „So wie wir es jetzt haben, ist es optimal.“ Ihm ist es wichtig, gerade Familien mit Kindern in der Region ein gutes Wintersportangebot zu machen.
„Die Menschen kommen, und sie sind dankbar für das, was wir ihnen bieten.“
Die Flutlichtanlage wurde bereits auf LED-Lampen umgestellt, neu ist seit diesem Jahr ein Handsfree-Zugang, der das Abknipsen am Lifthäuschen der Karte erspart.
Für den Sternenpark nicht unproblebmatisch
Sabine Frank, die Koordinatorin des Sternenparks Rhön wünscht sich, dass, gerade, wenn Flutlicht umgerüstet werde und entsprechende Investitionen anstehen, die Schutzbestimmungen des Natur- und Immissionsschutzgesetzes berücksichtigt werden.
„Wichtig ist, dass das Licht auf den Boden und nicht in den Himmel leuchtet.“
Dass das Flutlicht den Rhöner Nachthimmel erhelle, wenn auch nur in den Abendstunden, sei für jeden aufmerksamen Beobachter schon von weitem zu sehen. „Bei bedecktem Himmel reicht die Lichtstreuung von der Wasserkuppe bis zum Schwarzen Moor.“
Naturschutz: Keine negativen Beeinträchtigungen
Torsten Kirchner (Gebietsbetreuer im Naturschutzgebiet Lange Rhön) beobachtet die Natur seit vielen Jahren sehr genau. Grundsätzlich könne er auf Pisten, ob beschneit oder nicht, keine negativen Auswirkungen auf den Pflanzenbestand feststellen. Die Märchenwiese auf der Wasserkuppe kenne er sehr gut.
„Der sommerliche Pflanzenbestand ist auf der Piste spitze. Ich habe keine negativen Beeinträchtigungen festgestellt, sie ist sehr artenreich.“
Für Kirchner ist das keine Überraschung, denn viele der Arten, die sich auf den Pisten finden, sind an Kälte, Schnee und kurze Vegetationsperioden gewöhnt. Durch künstlichen Schnee werde dies erzielt. „Das ähnelt den Wintern vor 30 und 40 Jahren.“
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Kann man einfach nicht mehr verstehen!