zurück
Windheim
Windseller See in Windheim hat ein Fisch- und Biberproblem
Ein Biber gräbt unermüdlich am Damm des Windseller Sees – und der läuft aus. Zugleich gefährden ausgesetzte Fische das Biotop – ein Eingreifen ist dringend nötig, findet Klaus Schebler.
Windseller See Windheim       -  Der Windseller See bei Reichenbach ist ein Biotop: Beobachten ja, baden verboten!
Foto: Ellen Mützel | Der Windseller See bei Reichenbach ist ein Biotop: Beobachten ja, baden verboten!
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 22.04.2025 02:38 Uhr

Ein wahres Naturparadies ist er, der Windseller See. Er liegt rund einen Kilometer westlich der Ortsmitte, Richtung Bad Bocklet/Hohn. Schon in einem Plan für das Königliche Rentamt von 1852 ist die Fischteichanlage des Ortes Windheim eingezeichnet und hat die gleiche Form wie heute. Seit 1985 ist er in der Karte der bayerischen Biotope, weiß Umweltreferent im Stadtrat und Windheimer, Klaus Schebler. 

Anzeige für den Anbieter Flourish über den Consent-Anbieter verweigert

Im Jahr 2005 sei der See nur noch 20 Zentimeter tief gewesen. Mit Fördermitteln (20.000 Euro) sowie Geldern von Stadt und Landkreis sei der See wieder hergerichtet worden. Danach hatte er wieder eine Tiefe von circa 1,80 Metern. „Grund für die Förderung war der seltene Kamm-Molch, den es hier gab. Er laicht im Frühjahr immer wieder gern an unserem kleinen See“, berichtet der Windheimer. Auch Kröten und Frösche laichen hier zu Hunderten im Frühling.

„Wir haben hier auch Eisvögel. Und im März kommen die Enten zum Brüten aus dem Saaletal hierher“, berichtet er. Auch Schlangen sind rund um den See zu Hause. „Es ist ein echtes Naturparadies.“ 

Fische im See ausgesetzt

Doch derzeit geht es dem Paradies nicht sonderlich gut – und das hat zwei Gründe: Zum einen ist es für den Kamm-Molch und weitere Amphibien wichtig, dass in dem Wasser keine Fische sind. Denn diese fressen den Laich der Tiere. „Es kommt immer wieder vor, dass unvernünftige Leute Schildkröten oder exotische Fische in dem Weiher aussetzen“, ärgert sich Klaus Schebler. Von „außen“ kommen keine, denn ein Bach fließt nicht in den See. 30 bis 40 große Kois habe er zuletzt in dem See gesehen.

Die Untere Naturschutzbehörde bestätigt: „Tatsächlich verursachen die ausgesetzten Fische mitunter große Probleme. Zuletzt wurden nach unseren Kenntnissen Koi-Karpfen in den Teich gesetzt. Sie stellen eine immense Gefahr für die Amphibien des Teiches dar.“

Biber gräbt am Damm und demoliert Mönch

Ein weiteres Problem: Der Biber ist seit ein paar Jahren auch am See. Und an der Seite, die den See zur Straße mit einem Damm abgrenzt, gräbt er hin und wieder. Und diese Löcher spülen sich durch den Damm. Die Folge ist, dass der See wortwörtlich ausläuft. 1,45 Meter Wasser statt 1,90 sind derzeit im See. Für die Amphibien sieht die Untere Naturschutzbehörde hier prioritär nicht das Problem.

Klaus Schebler schon: „Die Frösche befestigen den Laich an den Gräsern im See, dann sackt das Wasser ab und der Laich trocknet aus.“ Der Bauhof habe zwar versucht, die Löcher abzudichten, doch es kämen immer mehr Stellen. 

Fotoserie

Zudem baut er den Mönch zu, sodass dort dieser den Wasserhaushalt nicht mehr regulieren kann. Das betont auch die Naturschutzbehörde: „Es handelt sich um einen ‚Kaltwassermönch‘, der das kalte Wasser vom Teichboden ablaufen lässt und so den See künstlich erwärmt – was den Amphibien zugutekommt. Aber eben nur, wenn lange der Mönch funktioniert.“ Zuletzt hatte das Tier sogar ein Blech aus dem Mönch entfernt, mitgeschleppt und teilweise zerbissen. 

Es muss sich etwas tun

Dass der Biber Bäume fällt, stört Klaus Schebler nicht. „Was umfällt, bleibt liegen. Normalerweise wächst auch immer etwas nach. Wir haben hier viel Wald.“ Wenn er nichts mehr am See finde, ziehe er vielleicht sogar einfach weiter. Laut der Unteren Naturschutzbehörde trage der Biber durch die gefällten Bäume sogar dazu bei, dass sich die Amphibien besser verstecken können. 

Klaus Schebler will, dass sich in Sachen Mönch und Damm endlich etwas tut. „Es gab schon mehrere Termine mit der Unteren Naturschutzbehörde und die haben immer versprochen, dass etwas gemacht wird. Aber es ist nichts passiert. Und jetzt wird es eben immer schlimmer.“ Das gehe seit drei Jahren – im Frühjahr 2024 sei das letzte Gespräch dazu gewesen. „Es wäre schade, wenn dieses wunderschöne Biotop kaputtgeht“, findet er. 

Untere Naturschutzbehörde plant Maßnahmen

Die Untere Naturschutzbehörde erklärt, dass Maßnahmen geplant seien und Begehungen stattgefunden hätten. Sie verspricht, dass im Laufe dieses Jahres etwas passiert. „Die Arbeiten waren bereits für Ende 2024/Anfang 2025 geplant, mussten aber aufgrund diverser Krankheitsfälle verschoben werden. Aktuell wird die Ausschreibung vorbereitet.“

Windseller See Windheim       -  Der Windseller See ist eigentlich ein Biotop für Amphibien - doch Fische und der Biber machen es ihnen schwer.
Foto: Ellen Mützel | Der Windseller See ist eigentlich ein Biotop für Amphibien - doch Fische und der Biber machen es ihnen schwer.

Die Pläne, die sich mit den Hoffnungen von Klaus Schebler decken, sehen vor, den See teilweise zu entleeren und abzufischen. „Anschließend wird innen am Damm eine Vergitterung aufgebracht, die die Grabtätigkeiten des Bibers verhindern soll.“ Der Kaltwassermönch werde wieder ertüchtigt und besser vor Manipulationen durch den Biber geschützt. Zusätzlich gebe es Überlegungen, einen befestigten Notüberlauf einzubauen. Und es geht weiter: „Im Süden befindet sich ein Steinriegel. Dieser soll entbuscht werden und somit als Reptilienhabitat dienen.“

Ob der seltene Kamm-Molch noch am See lebt, können weder Schebler noch die Behörde sagen. Hierzu könnten nach den Arbeiten aber Kartierungen gemacht werden. 

 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Windheim
Amphibien
Mönche
Naturschutzbehörden
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Roland Albert
    Die Ämter schieben bei diesen immensen Zeitverzügen jeweils auf ein Ereignis, welches ihnen am besten in den Kram passt.die eigene Unfähigkeit habe ich dort noch nie gefunden.
    In der freien Wirtschaft müssen Krankheitsbilder ebenfalls verarbeitet werden und da klappt das auch, weils muss. Nur in der Behördenlandschaft bekommt man erklärt, warum die nix in einer angemessenen Reaktionszeit geleistet bekommen.
    Deswegen funktioniert unser Land nicht mehr, jeder erklärt dem anderen, ein anderer sei schuld am eigenen Versagen….
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten