Erst fehlt das Glück, dann kommt auch noch Pech dazu: Seit Jahren wird über die beiden Windparks in Fuchsstadt und Sulzthal diskutiert. Wie überall in Bayern bremsten Bedenken der Bürger und die 10-H-Regelung der Staatsregierung den Bau erheblich aus. Beide Gemeinden stimmten nach langen Diskussionen trotzdem einem Windpark mit jeweils drei Windrädern im südlichen Teil ihrer Gemarkungen, auf der Wasserscheide zwischen Saale- und Werntal, zu. Bis Ende 2021 sollten sich die Rotoren längst drehen, allerdings gibt es in beiden Fällen Hindernisse: In Sulzthal kommen die Transporte nicht durch, in Fuchsstadt sind alle Teile da, aber der Anlagen-Hersteller Nordex hat nach der Havarie eines Windrads alle vier Baustellen des baugleichen Typs in Deutschland gestoppt, darunter die drei in Fuchsstadt. Ein Ende des Baustopps ist nicht absehbar.
Anfang 2020 sah es noch gut aus: In Sulzthal wurden die Fundamente der Windräder gegossen und die Zuleitungen zum Umspannwerk Fuchsstadt gelegt. In Fuchsstadt kam allerdings bereits die erste Hiobsbotschaft: Der Windrad-Hersteller Senvion meldete Insolvenz an. Weil dort noch keine Fundamente gegossen waren, gab es einen Baustopp samt neuem Bauantrag und neuer Bewerbung um die Einspeisevergütung bei der Bundesnetzagentur . Es blieb bei der Nabenhöhe von 164 Metern, allerdings wurden der Rotor-Durchmesser von 144 auf 149 Meter und die Leistung von 3,7 auf 4,5 Megawatt erhöht.
Transport trotz Baustopp
Im Februar 2021 wurden die Fundamente gegossen, Mitte Mai begann der Bau des ersten Beton-Turms: Die Türme der Windräder in Fuchsstadt bestehen jeweils etwa zur Hälfte aus mit Drahtseilen verspannten Beton-Fertigteilen und aus einem Stahl-Aufsatz. Seit September ragen drei Türme südlich von Fuchsstadt in den Himmel. Im November wurden die Rotorblätter vom Lager Hammelburg zur Baustelle transportiert, obwohl damals schon klar war, dass sie vorerst nicht montiert werden dürfen: "Aufgrund der Havarie einer baugleichen Anlage herrscht aktuell ein Baustopp und ein Betretungsverbot der Baustelle . Die Anlagen wurden dazu in einem 30 Meter Radius mit Bauzaun abgesperrt", teilt ein Sprecher der Green City AG in München mit, und: "Derzeit läuft die Ursachenanalyse seitens des Herstellers. Sobald diese abgeschlossen ist, werden wir auf dieser Basis die weiteren Schritte festlegen." Für alle weitere Fragen verweist Green City auf das laufende Verfahren.
"Noch keine Erkenntnisse"
"Einen genauen Termin, bis wann die Ergebnisse der Gutachter vorliegen, können wir aktuell noch nicht nennen", teilt Sprecher Felix Losada vom Windrad-Hersteller Nordex mit. 18 baugleiche Windräder seien in Deutschland bereits gebaut, vier weitere im Bau. Nach der Havarie in Haltern am See sei nicht nur ein Baustopp verhängt worden, sondern auch der Betrieb der bestehenden Windräder eingestellt worden. "Es liegen noch keine abschließenden Erkenntnisse zum möglichen Unfallgeschehen und der Ursache vor", teilt ein Nordex-Sprecher auch rund zwei Monate nach dem Unfall in Haltern mit, und: "Erst beim Vorliegen der Ursache können die weiteren Schritte geplant werden."
Für Sulzthal sind drei Anlagen mit einer Leistung von je drei Megawatt, 149 Meter Nabenhöhe und 68 Meter langen Rotoren geplant. Auch dort stehen die Türme bereits, aber die Rotorblätter fehlen noch. Eigentlich stand bereits eine Route für den Transport, die Polizeiinspektion Schweinfurt sollte den Weg von der Autobahn-Abfahrt Wasserlosen über Obbach nach Sulzthal absichern. Der Transport fiel jedoch aus: "Ursache ist eine Baustelle auf der A73 zwischen Erlangen und Bamberg, die nicht umfahren werden kann", teilt Ina Buchholz vom Windpark-Betreiber Alterric mit. Alterric hatte das Projekt im Rahmen einer Umstrukturierung von der Konzern-Schwester Enercon übernommen. "Wir rechnen damit, dass der nächste Transport ab dem 17. Dezember möglich ist und die Anlagen Anfang nächsten Jahres in Betrieb gehen können", heißt es weiter von Alterric aus dem ostfriesischen Aurich. Der bereits angelieferte Kran bleibt nach Angaben des Unternehmens vor Ort, aktuell liegt er neben der Zufahrt zum südlichsten Windrad.
Bei anderen Windparks gab es wegen Verzögerungen auch juristische Folgen. "Die immissionsschutzrechtlichen Genehmigungen sind derzeit nicht von einem akuten Erlöschen betroffen", gibt das Landratsamt Bad Kissingen auf Nachfrage Entwarnung. Sollte die jeweils gesetzte Frist zur Inbetriebnahme nicht eingehalten werden können, seien Verlängerungen möglich. Die Anlagenbetreiberin müsste nur einen schriftlichen Antrag unter Darlegung der entsprechenden Gründe einreichen.