Den Opfern der Nationalsozialisten ihre Identität zurückgeben – das ist eine der Kernaufgaben der Stolpersteine. Zu diesen kleinen Denkmalen, die der Künstler Gunter Demnig in den Gehsteig vor der letzten freiwilligen Wohnung der Betreffenden setzt, erstellt die Kissinger Initiativgruppe Biografien der Opfer.
Willi Loewenthal kam am 6. Januar 1928 in Bad Kissingen als Sohn des Bankiers Ludwig Loewenthal und dessen Ehefrau Rose Kohn zur Welt. Da sein Vater wegen seines politischen Engagements schon bald nach Hitlers Machtergreifung verfolgt wurde, sah sich die Familie gezwungen, in die Niederlande zu fliehen. So musste auch Willi als Fünfjähriger seine Heimat verlassen. Zwischen Oktober 1933 und Januar 1936 lebte er mit seinen Eltern in Den Haag. Für mehrere Monate wohnte die Familie anschließend in Voorburg, bevor sie im November 1936 nach Amsterdam umzog. Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 dürfte Willi in Amsterdam unter der einsetzenden Judenverfolgung gelitten haben. Er besuchte in den folgenden Jahren wohl das jüdische Lyzeum, damals die einzige Bildungseinrichtung, die für jüdische Kinder zugänglich war. Diese Schule besuchte auch die ein Jahr jüngere Anne Frank.
Im Juli 1943 wurde Willi Loewenthal ins Konzentrationslager Bergen-Belsen verschleppt, wo er verschollen ist. Er war zum Zeitpunkt der Deportation 15 Jahre alt.