Steffen Standke
Es schien etwas Ruhe eingekehrt zu sein im Streit um nicht weitergeleitete Abschläge für Wasser zwischen der Gemeinde und dem Vermieter der Wohnhäuser Reußendorfer/Colonel-Huff-Straße in Wildflecken . Zumal die Gemeinde das Nass nicht wie angedroht am 24. April zum insgesamt fünften Mal innerhalb eines Jahres abstellte. Doch weit gefehlt: Der Konflikt scheint auf einen neuen Höhepunkt hinzusteuern.
Zunächst teilt Bürgermeister Gerd Kleinhenz auf Nachfrage mit, dass „auf unsere offene Forderung eine Teilzahlung bei uns eingegangen“ ist. Der Rest sei weiterhin offen.
Wie berichtet, forderte die Marktgemeinde von der Plan B Private Capital GmbH aus Limburg/Lahn beziehungsweise deren Unterfirma X-Direct Betriebs- und Management GmbH als Vermieter der Häuser einen niedrigen fünfstelligen Eurobetrag für Wasserversorgung , Kanalgebühren und Grundsteuer. Die Mieter zahlten die Abschläge über ihre Nebenkostenpauschale; eigentlich müsste der Vermieter diese umgehend an den Wasserversorger weiterleiten – was er wiederholt nicht tat. Fälligkeit der Forderung war zum 15. Februar. Der nächste Abschlag wäre planmäßig am 15. Mai zu zahlen.
Zum ausstehenden Rest der Abschläge vom 15. Februar, schreibt Kleinhenz: „Wir haben unsere Forderungen an den Gerichtsvollzieher übergeben. Offensichtlich bestehen noch weitere Forderungen bei anderen Versorgern in viel größerer Höhe.“ Der Bürgermeister bestätigt, dass sich eine Gruppe von Mietern des auch als Klein-Manhattan bekannten Quartiers organisiert hat und so versucht, ihre Rechte einzufordern.
Konflikt scheint sich zuzuspitzen
Ein Betroffener, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, bestätigt, dass am 22. April eine Facebook-Gruppe gegründet wurde, der 45 Mieter und ein regionaler Anwalt angehören. Diese Gruppe diene dem Austausch untereinander. Sie sei nach außen hin sichtbar, was aber nicht für die dort geteilten Inhalte gelte.
Der Informant spricht von einer möglichen Zuspitzung des Konfliktes. Zum einen habe die Frankfurter Volksbank Rhein-Main die Mieter der beiden Wohnstraßen kontaktiert. Das Schreiben liegt der Redaktion vor. Darin wird über die „Abtretung der monatlichen Miet-/Pachtzinsforderungen an unser Haus“ informiert.
Das heißt, dass die betroffenen Bewohner ihre Nettomiete nicht mehr an ihren Vermieter überweisen oder einem von diesem Bevollmächtigten übergeben sollen, sondern auf ein Konto der Volksbank mit Sitz in Frankfurt/Main. Offensichtlich treibt diese so Verbindlichkeiten der Vermieterfirmen ein. Die Nebenkosten samt gegebenenfalls anfallender Umsatzsteuer bleiben davon unberührt, heißt es in dem Schreiben weiter.
Allerdings droht den Mietern von Klein-Manhattan nun wohl wegen nicht weitergereichter Abschläge an die Versorger auch die Abschaltung von Gas und Allgemeinstrom. Selbst wenn die Gemeinde das Wasser künftig nicht mehr abstellt: Es würde vermutlich kalt bleiben.
Der Informant berichtet, dass dieser Schritt nur deswegen nicht erfolgt sei, weil bisher kein Zugang zu den entsprechenden Betriebsräumen möglich war.
Unter den rund 200 Betroffenen herrsche weiter Unruhe. Sie fühlten sich wie auf der 1912 im nördlichen Eismeer untergegangenen Titanic. „Wir steuern auf einen Eisberg zu, den wir zwar sehen, aber wir können nichts machen. Weil kein Kapitän mehr auf der Brücke ist.“
Derzeit wird eine Liste erstellt, welche der insgesamt 72 Wohnungen mit wie vielen Menschen belegt ist. Denn bei einem Treffen in der Aula der Sinntalschule am 22. April kam die Idee auf, die Nebenkosten am Vermieter vorbei auf einem Treuhandkonto zu parken, um dann die Forderungen der Versorger daraus zu bedienen. Auch der Schritt der Mietminderung werde geprüft.