Einst rollten über die Rote Brücke Panzer vom Bahnhof zum Truppenübungsplatz. Heute schließt der Übergang eine Lücke für Fußgänger und Radfahrer bei der Runde um das Dorf über die Sinn und die östliche Ortszufahrt. Doch Mitte Juni versuchte die Bima, diese Verbindung zu kappen - vergebens.
Denn solch einen Schritt wollten sich manche Wildfleckener nicht bieten lassen. Die Situation eskalierte. "Nahezu täglich wurde die Absperrung vorsätzlich beschädigt und unbefugt geöffnet", heißt es rückblickend aus der Pressestelle der Bima in Bonn. Gewaltsam durchtrennten Unbekannte Ketten und Schlösser. Wegen Sachbeschädigung und Diebstahls hat die Behörde sogar Anzeige erstattet.
Brüstungen sind zu niedrig
Die Sperrung hat einen Grund, der zunächst schwer ersichtlich ist: "Bei der jährlichen Sicherheitsprüfung ist dieses Jahr erstmals beanstandet worden, dass die Brüstungshöhe mit knapp einem Meter zu niedrig ist", teilt die Bima auf Nachfrage dieser Redaktion mit. Dies stelle einen schwerwiegenden Mangel dar, weil Absturzsicherungen bei Benutzung durch Fußgänger und Radfahrer mindestens 1,20 Meter hoch sein müssen. Unter dem Eindruck dieser fehlenden Verkehrssicherheit verrammelte die Bima die Brücke komplett mit Warnbaken und Schrankenzäunen.
Unschöne Beleidigungen
"Das Thema schlug hohe Wellen", bestätigt Bürgermeister Gerd Kleinhenz. Auch er bekam den Unmut zu spüren. Zwar schließt er sich Kritik an der überraschenden Brückensperrung durch die Bima weitgehend an. "Aber das war dann doch ein bisschen zu rabiat", bewertet er den Umgang mit den Hindernissen. Auch sei es zu unschönen Beleidigungen kommen.
Bei aller Betroffenheit hätte man mit dem Thema anders umgehen müssen, findet Kleinhenz. Argumente gebe es reichlich. Der Weg wird von den Einheimischen stark frequentiert. Er sei darüber hinaus eines der wenigen touristischen Angebote am Ort. Der Bund habe nach dem Truppenabzug zwar einzelne Vorhaben unterstützt, spielt er auf die Schaffung der Altort-Runde an anderer Stelle an. Die Sperrung der Roten Brücke sei kontraproduktiv zu jenen Bemühungen.
Spalier aus Bauzäunen
Um den Brückenstreit zu lösen, hat die Gemeinde nun schließlich eine Einigung mit der Bima erzielt. Sie stellte auf der Mitte der Brücke ein Spalier an Bauzäunen auf. Ohne den zu niedrigen Brüstungen zu nahe zu kommen, können Radfahrer und Fußgänger die Konstruktion seit Anfang Juli wieder überqueren. 2000 Euro hat sich die Kommune dies kosten lassen.
Damit herrscht erst einmal Ruhe. Äußerlich zumindest. Hinter den Kulissen dürften die Diskussionen über die Zukunft des Bauwerkes weitergehen. Denn: "Die Bima möchte die Brücke nicht mehr haben", weiß Bürgermeister Kleinhenz.
Aber die Gemeinde hat kein Interesse an einer Übernahme. "Wir wollen die Brücke nicht", spielt Kleinhenz auf den damit verbundenen Bauunterhalt an. Jedes Jahr ist eine Sichtprüfung erforderlich, alle drei Jahre eine einfache Prüfung und alle sechs Jahre eine Hauptprüfung.
Andere Erwartungen hat hingegen die Bima zur Trägerschaft über die Brücke: "Wir wollen in Kürze Gespräche mit der Gemeinde führen", heißt es von dort. Die Lösung mit dem Bauzaun sei ein erster Kompromiss. Grundsätzlich scheint die Brücke in einem guten Zustand. Laut der letzten Hauptprüfung hatte sie 2019 nur kleine Mängel beim Bewuchs und Fugenmaterial, die aktuell keine Auswirkungen auf die Statik haben, so die Bima.
Stabil müsste sie eigentlich sein, denn im Grunde ist sie ja für eine ganz andere Belastung gebaut worden: Seit 1937 rollten darüber Panzer, auf ihrem Weg vom Bahnhof zum Truppenübungsplatz. Seit etwa zehn Jahren wird sie nicht mehr militärisch genutzt. 2013 war sie mit einfachen Baken und Schildern für Kraftfahrzeuge gesperrt worden. Doch weil manche Autofahrer diese Regelung missachteten, stellte die Bima 2017 sogenannte Beton-Lego-Steine in den Weg. Jetzt also gilt bis auf Weiteres das Provisorium mit den Bauzäunen.
wo "alle Staatsgewalt geht vom Volke aus" umgeschrieben wird in "alle Staatsgewalt geht von der Verwaltung aus"...
Den Jungs und Mädels ist es teilweise so egal, was ihre Akte für die Allgemeinheit bedeuten, dass es einfach nur wehtut. Kann man denen nicht auch einfach z. B. mal eine fette Absperrung in den Weg zur Kantine stellen oder nutzt das nix, weil sie eh "durcharbeiten" (= den Tag im Halb- bis Tiefschlaf auf dem Sessel verbringen)?
(Jaa - ich weiß, sowas ist diskriminierend, und es soll auch Behördenleute geben, mit denen man was anstellen kann - s. etwas rustikale aber funktionierende Lösung der Gemeinde Wildflecken - aber im hier zitierten Beispiel kann ich schwerlich seitens der BImA einen auch nur annähernd konstruktiven Ansatz erkennen.)