
Die Bürgerversammlung im Schulungsraum der Feuerwehr Oberwildflecken bot den Bürgerinnen und Bürgern einen umfassenden Einblick in die aktuellen Projekte, Herausforderungen und Zukunftspläne der Gemeinde Wildflecken. Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) führte durch die knapp zweistündige Versammlung und beschrieb immer wieder den Spagat zwischen finanziellen Zwängen, steigenden Kosten und der Notwendigkeit, Wildflecken zukunftsfähig zu machen.
Neben Themen wie der dringend erforderlichen neuen Kläranlage und der fortschreitenden Digitalisierung standen auch zahlreiche Fragen auf der Agenda, welche die Lebensqualität direkt vor Ort betreffen. Rathauschef Kleinhenz eröffnete die Versammlung mit einem detaillierten Überblick über die finanzielle Lage der Gemeinde.
Die gute Nachricht: Seit 2019 wurden keine neuen Kredite mehr aufgenommen, und die Verschuldung konnte weiter reduziert werden. Die letzten neuen Verbindlichkeiten stammen noch aus der Zeit der Schulsanierung. Die Gemeinde sieht sich jedoch mit massiv steigenden Ausgaben konfrontiert, insbesondere in den Bereichen Energie, Personal und Gebäudeunterhalt. Auch die Digitalisierung bindet zunehmend finanzielle und personelle Ressourcen.
Erfreuliche Entwicklungen
Trotz dieser Herausforderungen gibt es erfreuliche Entwicklungen: Die Gewerbesteuereinnahmen haben sich positiv entwickelt, und die Einkommensteueranteile der Gemeinde blieben über Jahre hinweg stabil. „Die solide Finanzpolitik der zurückliegenden Jahre ermöglicht uns, die großen Herausforderungen anzugehen, ohne die Gemeinde finanziell zu überfordern“, erklärte Kleinhenz.
Er erinnerte auch daran, dass kommende Großprojekte, allen voran die neue Kläranlage , finanzielle Belastungen für die Bürger mit sich bringen werden. Die neue Kläranlage , die seit Jahren auf der kommunalpolitischen Agenda steht, stellt mit geschätzten Gesamtkosten von über zwölf Millionen Euro das größte Infrastrukturprojekt der Gemeinde dar.
Infos zu Kläranlage in eigenen Versammlungen
Kleinhenz betonte, dass die Umsetzung unausweichlich ist: „Ich hätte mir gewünscht, dass wir schon mit dem Bau der neuen Kläranlage beginnen könnten.“ Derzeit laufen allerdings noch Messverfahren, um die endgültigen Einwohnerwerte und damit den genauen Bedarf der Anlage zu ermitteln. Erst danach können die genauen Kosten aufgeschlüsselt werden. Bis zur Klärung dieser Fragen und der Finanzierung werden keine Bescheide durch die Gemeinde erlassen.
Für die Bürgerinnen und Bürger wird es im kommenden Jahr Bürgerversammlungen geben, um die Finanzierung zu erläutern. „Wir wollen die Bevölkerung umfassend informieren, bevor erste Bescheide versandt werden“, versprach Kleinhenz. Der Versand dieser Bescheide ist frühestens im zweiten Halbjahr 2025 zu erwarten.
Ein weiteres zentrales Thema war die fortschreitende Digitalisierung in der Gemeinde. Der Bürgermeister hob hervor, wie digitale Prozesse die Verwaltung effizienter machen. So werden Gemeindestraßen und Baumarten mittlerweile digital erfasst, was gezielte Pflegemaßnahmen erleichtert. „Langfristig entlastet die Digitalisierung die Mitarbeiter und optimiert die Abläufe“, erklärte Kleinhenz.
2025 soll Glasfaserausbau starten
Auch der lange herbeigesehnte Glasfaserausbau in der Gemeinde wurde angesprochen. Noch rund 1500 Haushalte könnten an das Glasfasernetz angeschlossen werden. „Im kommenden Jahr soll es endlich losgehen“, kündigte der Bürgermeister an.
Die Diskussion über die Infrastruktur offenbarte, dass viele Straßen und Gebäude der Gemeinde stark sanierungsbedürftig sind. Besonders die Thüringer Straße in Oberwildflecken wurde von den Bürgern thematisiert. Neben der maroden Fahrbahn bereiten die hohen Geschwindigkeiten von Transportfahrzeugen, trotz der geltenden Tempo-30-Beschränkung, erhebliche Probleme.
Die Schlesierstraße in Oberwildflecken stellt die Gemeinde vor besondere Herausforderungen. Dort müssen in naher Zukunft Kanal, Wasserleitungen und die Straße komplett saniert werden. Das Problem: Die Abwasserkanäle verlaufen derzeit über Privatgrundstücke, was rechtlich geklärt werden muss. Die Trinkwasserleitungen und der Kanal im Gartenweg sollen im kommenden Jahr saniert werden. Für den Hochbehälter Oberbach ist eine Sanierung in den nächsten zwei Jahren geplant. Nicht zuletzt steht das Feuerwehrhaus in Oberwildflecken auf der Liste der dringenden Aufgaben. Das Dach ist stark sanierungsbedürftig und soll im kommenden Haushalt berücksichtigt werden.
Alle Kindergärten in der Hand der Kirche
Ein entscheidender Schritt steht im Bereich der Kinderbetreuung an: Alle Kindertagesstätten der Gemeinde werden künftig von der katholischen Kirchenstiftung betrieben. „Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entstehen dadurch keine Nachteile“, versicherte Kleinhenz. Gleichzeitig profitiere die Gemeinde vom großen Netzwerk der Caritas, das den Betrieb und die Verwaltung unterstützt.
Die Zukunftsfähigkeit Wildfleckens sieht der Bürgermeister als Daueraufgabe. Er bedauerte, dass viele gemeindliche und private Anwesen in allen Ortsteilen sanierungsbedürftig seien.
„Wir müssen Wildflecken zukunftsfähig gestalten“, forderte er. Ein Stabilitätsfaktor bleibt die Bundeswehr , die mit 730 militärischen und 287 zivilen Dienstposten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region ist. „Der Standort stand oft auf der Kippe, aber zum Glück ist er erhalten geblieben“, so Kleinhenz. Die Bedeutung des Truppenübungsplatzes ist zuletzt auch durch die Ausbildung ukrainischer Soldaten in den Fokus gerückt worden. Mit Stolz blickte er auf das Jubiläumsjahr zum 500. Bestehen der Gemeinde zurück. „Das fulminante Festwochenende hat Wildflecken in ein positives Licht gerückt“, betonte er. Die Organisation durch Tim Weikard und die Beteiligung zahlreicher Vereine und Helfer hätten das Jahr zu einem Erfolg gemacht. „Ich bin mir sicher, dass dieses Fest in sehr guter Erinnerung bleiben wird“, so der Bürgermeister.
Die Anliegen der Bürger
Zum Abschluss der Versammlung konnten Fragen gestellt werden. Dabei wurden vor allem Oberwildfleckener Anliegen thematisiert. Der marode Brunnen am Kriegerdenkmal und die unklare Zukunft der sanierungsbedürftigen Thüringer Straße sorgten für Diskussionen. Auch die Sanierung des defekten Daches an Feuerwehrhaus in Oberwildflecken wurde erneut angesprochen.
Abschließend bedankte sich der Bürgermeister bei Gemeinderat, Bauhof und Verwaltung für die gute Zusammenarbeit. „Ohne die engagierte Unterstützung aller Beteiligten wäre vieles nicht möglich gewesen“, sagte Kleinhenz. Auch die Vereine und Feuerwehren in den drei Ortsteilen wurden für ihren Einsatz gewürdigt.