Für Liesel Kleinheinz ist es ein großer Tag. Die Wildfleckenerin hat den Namen des Rhönexpress Bahn-Radwegs vorgeschlagen. Aber eigentlich, so betont sie, habe sie ihn nicht erfunden, sondern nur wiederbelebt. Als Schülerin ist sie mit der Eisenbahn zur Schule nach Bad Brückenau gefahren. "Das Bähnle hieß schon immer Rhönexpress", sagt sie.
Zwischenzeitlich wollten die Planer dem neuen Radweg die Abkürzung "Rhöx" verpassen - was vor allem die Narren beim Fasching zu Höchstleistungen anspornte. Dieses Unwort fällt bei der Eröffnung am Freitagnachmittag nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Bürgermeister und Jugendliche des Mountainbike-Pools der Bad Brückenauer Realschule - auch die Radsportgruppe des Gymnasiums und das Team Schwarze Berge aus Geroda sind vertreten - tragen T-Shirt mit Logo und Namen des neuen Radwegs.
Bitte um unfallfreies Fahren
Es ist ein Bürgerfest. Das Deutsche Fahrradmuseum hat einige Exponate mitgebracht, ein örtlicher Fahrradhändler stellt für die Ausfahrt zur Eröffnung des Stadtfestes in Bad Brückenau Gefährte zur Verfügung. Bürger testen ein hölzernes Laufrad. Die Ehrengäste durchschneiden ein Band, die Kirche bittet um Segen und unfallfreie Fahrt. Für die vier Bürgermeister an der Strecke ist das Fest der Abschluss zäher Verhandlungen mit der Deutschen Bahn und Fördermittelgebern. Die Freude darüber, dass das Projekt endlich umgesetzt wurde, ist ihnen anzusehen.
Einen "Meilenstein für die touristische und wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinden im Sinntal", nennt Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) den Radweg. Die Geschichte der Bahn soll an der Strecke entlang erzählt werden. Für die Umsetzung dieser Idee übergab Walter Fürst vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt die Förderzusage in Höhe von 95.868 Euro. Insgesamt rechnet die Rhönallianz mit Kosten von rund 190.000 Euro für die Inszenierung des Weges. So wird die Erinnerung an die Sinntalbahn zumindest ein wenig bewahrt.
Bahnbetrieb seit dem Jahr 1891
Ein Rückblick: Eröffnet wurde die Bahnstrecke von Jossa nach Bad Brückenau am 9. Oktober 1891. Die Verlängerung nach Wildflecken folgte im Jahr 1908. Mit dem Siegeszug des Automobils nahm die Bedeutung der Eisenbahn jedoch schleichend ab. Im Jahr 1988 gab die Deutsche Bundesbahn den Personenverkehr auf der Strecke offiziell auf. Güterverkehr rollte noch bis 2002 auf den Gleisen.
Stillgelegt wurde die Strecke am 31. März 2005. Erste Überlegungen, auf der Trasse einen Radweg anzulegen, habe es schon im Jahr 2002 gegeben, erinnert sich Wolfgang Illek aus Wildflecken , der sich stark für den Radweg eingesetzt hat. Zwei Jahre später sei man in die Arbeit eingestiegen. Doch die Verwirklichung verzögerte sich mehrfach, da unterschiedliche Interessensgruppen den Bahnbetrieb reaktivieren wollten. Erst im Herbst 2016 wurde die Freistellung der Strecke vom Eisenbahnzweck rechtskräftig, der Rückbau der Schienen durch die Firma Meißner Gleisrückbau begann unmittelbar.
Übrigens, ein Redakteur unserer Zeitung hat den neuen Radweg getestet .