"Ohne Frauen und Männer der Reserve zur Unterstützung der aktiven Truppe geht es nicht", machte der Kommandeur des Landesregiments, Oberst d. R. Stefan Helmut Berger , bei einem Besuch in der Rhön-Kaserne deutlich. Mit dem Pilotprojekt, das im Dezember 2018 begann und noch bis Ende 2021 fortgesetzt wird, wollen die Verantwortlichen unter anderem prüfen, ob es effektiv ist, Regionale Sicherheits- und Unterstützungskräfte (RSUKr) in der Struktur eines Regiments zu führen.
Bei einem Gespräch mit dieser Zeitung, an dem auch der Wildfleckener Kommandeur und Standortälteste, Oberstleutnant Roman Jähnel teilnahm, schilderte Berger Auftrag und Herausforderungen im Hinblick auf die "in der Bundeswehr aktuell einzigartige Aufgabe". Das Landesregiment Bayern soll den Heimatschutz sicherstellen.
Zusammenarbeit mit Zivilisten
Das bedeutet laut Berger konkret, dass die beorderten Reservisten die aktiven Soldaten bei Verteidigung, Sicherung oder Schutz von Bundeswehr-Einrichtungen und -Liegenschaften oder kritischer Infrastruktur im Inland unterstützen. Außerdem ginge es darum, bei Großschadenslagen wie Naturkatastrophen oder Anschlägen gemeinsam mit den sogenannten Blaulichtkräften die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Wichtig sei dabei die enge Zusammenarbeit zwischen militärischen und zivilen Personen, die von den jeweiligen Verbindungskommandos koordiniert wird.
Deutschland müsse sich nach Bergers Einschätzung auf Grund der allgemeinen Lage zwar wieder intensiver mit der Landes- und Bündnispolitik auseinandersetzen. Bei aller Beobachtung der internationalen Herausforderungen werde das Landesregiment Bayern den Blick aber vor allem nach innen richten.
Die Kooperation mit dem Standort Wildflecken , da sind sich Berger und Jähnel einig, biete einen erfolgversprechenden Ansatz. Denn die Reserve brauche unbedingt eigene regionale Ausbildungseinrichtungen. Unter diesem Aspekt verfüge der Stützpunkt in der Rhön über fast ideale Voraussetzungen, um reibungslose Abläufe zu gewährleisten. Im Detail nannten die Offiziere unter anderem das vorhandene Gerät, die Simulationsausstattung, die topographischen Gegebenheiten und die Liegenschaften, in denen die Reservisten untergebracht werden können. Als großen Vorteil erachten beide darüber hinaus den "praktisch vor der Haustür" liegenden Truppenübungsplatz sowie die moderne Standortschießanlage.
Und noch einen ganz wichtigen Aspekt, der bei der Entscheidung für Wildflecken eine große Rolle gespielt habe, führten die Verantwortlichen ins Feld. Reservistinnen und Reservisten würden eine Ausbildungseinrichtung mit kurzen Anfahrtswegen benötigen, wo bis auf Kompanieebene geübt werden könne. Es dürfe nicht sein, dass die Kameradinnen und Kameraden erst durch halb Deutschland reisen müssten, um beispielsweise nur ein Wochenende am Übungsort zu verbringen. Deshalb habe man bei diesem Pilotprojekt großen Wert darauf gelegt, die Ausbildungsstützpunkte für das Landesregiment Bayern nach einem regionalen Konzept zu installieren.
Sehr positiv bewerten Berger und Jähnel die Tatsache, dass sich gerade in der hiesigen Region Arbeitgeber sehr aufgeschlossen zeigen, wenn ihre Beschäftigen an Reserveübungen unterschiedlicher Länge teilnehmen müssen.
Gefühl der Sicherheit
Und noch etwas haben die beiden Offiziere gerade in der jüngsten Vergangenheit mit Wohlwollen festgestellt. "Die Zeiten sind vorbei, in denen wir uns als Uniformträger in der Öffentlichkeit schämen mussten", so ihre Beobachtung. Ganz im Gegenteil, die Soldaten würden allein mit ihrer Anwesenheit, beispielsweise auf den Bahnhöfen oder in den Zügen, der Bevölkerung ein gewisses Gefühl der Sicherheit vermitteln.