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Wildflecken
Wildflecken: In Wald und Flur auf der Pirsch nach Elvis Presley
Mit dem King of Rock 'n' Roll gemeinsam auf einem Bild: Wie für begeisterte Fans in der Rhön dieser Traum Ende der 1950er Jahre in Erfüllung ging. Zwei Zeitzeugen erzählen.
Der King in der Rhön: Elvis Presley war 1959 in Wildflecken als Soldat der US-Army bei einer dreiwöchigen Übung.
Foto: Elfriede Hummel | Der King in der Rhön: Elvis Presley war 1959 in Wildflecken als Soldat der US-Army bei einer dreiwöchigen Übung.
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:00 Uhr

Eine besondere Hysterie grassierte 1959 im Raum Bad Brückenau, die Fans waren außer sich. Kein geringerer als Elvis Presley war als Fahrer bei einer dreiwöchigen Übung der US-Army auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken unterwegs. Für seinen Wehrdienst war Presley von 1958 bis 1960 in Hessen,  bei der 3. US-Panzerdivision in Friedberg, stationiert.

Schnell hatte sich im oberen Sinntal die Nachricht verbreitet, dass der Musiker in der Gegend erwartet würde.  "In der Schule war das natürlich Gesprächsthema", erinnert sich Jochen Gundelach an die unruhigen Tage. Es sei ein regelrechtes Jagdfieber ausgebrochen, sagt der heute 76-Jährige. Nicht nur die jungen Leute hätten die Gegend durchstreift, um ihr Idol aus der Nähe zu sehen.

Mit dem Fahrrad auf der Pirsch

"Jeden Tag bin ich mit dem Fahrrad von Bad Brückenau nach Wildflecken gefahren", schildert der Presley-Bewunderer seine damalige Begeisterung. Die Eltern von zwei Schulfreunden Gundelachs arbeiteten in dem 17 Kilometer entfernten Truppenlager. Heimlich - und nicht ganz ungefährlich - schlichen sich die jungen Fans dort auf das Gelände.

Doch den King of Rock 'n' Roll traf Gundelach dabei nicht. Aber den Jeep, mit dem der Sänger und Musiker unterwegs war, hatten die Schüler auf dem Kasernengelände schnell ausgemacht. "Wir kannten ja die Nummer", blickt Gundelach schmunzelnd zurück.

Fans unterwegs in Wald und Flur

Auch in Wald und Flur, wo die übenden US-Truppen unterwegs waren, hielt Gundelach, wie viele andere Fans, die Augen offen. Bei einem der Streifzüge hatte der glühende Verehrer doch noch Glück. Als er mit seinem Bruder bei Züntersbach unterwegs war, so schildert er, konnte er Presley in seinem Jeep entdecken. Zusammen mit zwei andere Soldaten, die gerade funkten. "Wir sind so nah rangekommen, dass wir das Namensschild auf seiner Uniform lesen konnten", erzählt der Rentner.     

"Er hat uns irgendwie ignoriert", beschreibt Gundelach die Reaktion des prominenten Soldaten. Bei allem Glück, eines konnte der junge Fan aus der Rhön lange Zeit nicht verwinden: "Ich hatte meinen Fotoapparat nicht dabei!" Schnell sei er heimgeradelt, um die Kamera zu holen. Aber als er zurückkehrte, sei Presley schon wieder in den Rhöner Wälder verschwunden gewesen.                

Dass Elvis Presley als Soldat in Wildflecken war, erfahren Radler an diesem Bahnhäuschen am Rhönradweg nahe des Ortes.
Foto: Ulrike Müller | Dass Elvis Presley als Soldat in Wildflecken war, erfahren Radler an diesem Bahnhäuschen am Rhönradweg nahe des Ortes.

Manche Fans hätten unterdessen versucht, den Aufenthalt des Stars in der Rhön zu versilbern. An den Schulen ringsherum sei ein schwunghafter Handel mit Autogrammkarten entstanden. "Die Unterschriften waren wohl gefälscht", vermutet Jochen Gundelach und hat einen Verdacht. Doch darüber schweige er sich besser aus, meint er. Der Aufenthalt des King of Rock 'n' Roll soll keinen bitteren Nachklang bekommen.

Legenden um den King: Geschichten zwischen Dichtung und Wahrheit

"Es gibt so viele Geschichten um Elvis Presley in Wildflecken", sagt auch Zeitzeuge Hubert Schumm.  Dabei sei der Grat zwischen Dichtung und Wahrheit schmal. Der heute 82-Jährige arbeitete seinerzeit als Küchenhilfe in einer der Offiziersmessen und war deshalb näher dran am Geschehen als viele andere.

Denn hier kehrte der Vorgesetzte immer wieder ein, dessen Fahrer Elvis Presley war. "Er war ein ganz normaler Soldat, der meistens in seinem Jeep sitzen blieb", erzählt Schumm über den Star. Als es ein offizielles Fotoshooting vor der Offiziersmesse zu dem Militärmanöver gab, nutzte der zivile Mitarbeiter die Gelegenheit und ließ sich mit Presley ablichten. "Die Bilder waren später stark gefragt", schwärmt Hubert Schumm noch heute. 

Tassen und Zigarettenkippen: Begehrte Souvenirs

Vor allem die Mädchen seien nach Elvis verrückt gewesen. Und Küchenmitarbeiter Schumm saß an der "Quelle" und besorgte das eine oder andere  Souvenir:  Tassen und Gläser, aus denen Elvis getrunken hatte, und selbst Stummel der Zigaretten, die er geraucht hatte, seien begehrte Souvenirs gewesen.

Was es nicht gab, waren Konzerte des Rock 'n' Rollers in der Rhön. Überhaupt hatte Presley für den Aufenthalt in Deutschland striktes Auftrittsverbot. Ein geschicktes Marketing sorgte aber dafür, dass der Star in seiner Heimat USA während der zweieinhalb Jahre Army-Dienst in Deutschland nicht in Vergessenheit geriet: Auch während seiner Militärzeit erschienen neue Singles.      

75 Jahre Main-Post

Am 24. November 1945 erschien im zerstörten Würzburg die erste Ausgabe der Main-Post. Zum Medienhaus gehören inzwischen auch das Schweinfurter Tagblatt, Volkszeitung und Volksblatt, der Bote vom Haßgau, das Haßfurter Tagblatt sowie das Obermain-Tagblatt. Der 75. Geburtstag der Main-Post ist ein Grund für die Redaktion, zurückzuschauen. Wir veröffentlichen deshalb das ganze Jahr Geschichten aus dieser Vergangenheit.
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