
Wo immer der 67-Jährige Hammelburger seine Maschine an den Start bringt, findet sie ihre Fans. Die restaurierte WT 01 Wild Thing (Wildes Ding) sorgt für Glanz auf jeden Flugplatz. Dafür haben Heil und Dieter Bauer (Ramsthal) unzählige Stunden Pläne entworfen, Teile montiert und schließlich alles rundum poliert.
Als Wrack hatte der Zweisitzer einen bemitleidenswerten Anblick geboten. "Das Flugzeug war bis hinter die Türen kaputt", schildert Heil den Zustand. Die Rekonstruktion war Millimeterarbeit. Damit die Beplankung das Licht so spektakulär spiegelt, musste sie weitgehend erneuert werden. Dazu schnitten Heil und Bauer mittels Lasertechnik 0,4 Millimeter dicke Aluminiumbleche in Form. Hilfe leistete bei vielen Arbeitsschritten ein Computer mit 3-D-Konstruktionsprogramm. Insgesamt 8000 Nieten trieben die beiden Monteure durchs Leichtmetall.
Den Motor neu aufgebaut
Und dann war da noch der zerstörte Motor. Ihn baute Heil mit Unterstützung vom australischen Hersteller an dessen Deutschlandzentrale in Strausberg neu auf und optimierte ihn sogar. Eine Eigenkonstruktion ist der selbstentwickelte Wärmetauscher, der den Vergaser des Sechszylinders vor gefährlicher Vereisung bewahrt.
Nach zweieinhalb Jahren war das Werk 2018 vollendet. Diesen Erfolg wird dem Rentner so schnell keiner nachmachen. Schließlich ist Heil gelernter Luftfahrtschweißer. "Diese Zunft stirbt langsam aus", bedauert er. Es gibt immer weniger Fachleute, die mit Erfahrung und Fingerspitzengefühl Leichtmetalle für das besondere Einsatzgebiet sicher verbinden können.
Schon in Afrika Flugzeuge repariert
Anton Heil blickt auf ein bewegtes Berufsleben zurück. Der Kraftfahrzeug-Meister hat über 17 Jahre weltweit im Schiffsbau gearbeitet, meist in Fernost, Skandinavien und Afrika. Mit seiner WT 01 ist er auf besondere Weise verbunden. Denn für 18 Jahre baute er beim Hersteller ULBI in Haßfurt 70 Flugzeuge dieses Typs. Danach war er für Reparaturen in Europa und Afrika unterwegs. Dabei konnte er noch nicht ahnen, dass er einmal selbst als Eigentümer am Steuerknüppel von Werknummer 07 sitzen würde.
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Leichter machte es ihm den Erwerb, dass er die einst 80 000 Euro teure Maschine zum Schrottpreis bekam. Die Rekonstruktion des 300 Kilogramm schweren Teils hat er auch seinem Helfer zu verdanken. Doch auch der Kompagnon profitierte: "Ich habe viel gelernt", schmunzelt Dieter Bauer. Der 68-jährige Pensionär wollte für einen erfüllten Ruhestand eigentlich noch das Segelfliegen lernen.

Nachdem die beiden Ruheständler über die Liebe zur Fliegerei einen Draht zueinander haben, wollen sie sich beim Luftwandern gemeinsam die Gegend von oben anschauen. Mit 120 Stundenkilometern gibt Anton Heil die Reisegeschwindigkeit der Wild Thing an. Mangels Elektronik erlebt die Besatzung mit 120 PS unter der Haube das Fliegen in seiner ursprünglichsten Form. Das Leichtgewicht hat viele Qualitäten. Es steigt bei guter Thermik fast von alleine. Mit eingeklappten Flügeln kann es sogar auf dem Autoanhänger transportiert werden.
Einen Fallschirm an Bord
Rund 15 Flugstunden hat der Pilot mit der wiederbelebten Maschine inzwischen gesammelt. "Die letzten Tests laufen noch", berichtet Heil von seiner gewissenhafter Erprobung. So ist wohl kaum damit zu rechnen, dass er den elf Kilogramm schweren Rettungsschirm einsetzen muss, an dem das Ultaleichtflugzeug im Ernstfall zu Boden schweben soll.

Zu schätzen weiß Heil, dass im Rumpf der Maschine zwei Leute übernachten können. "Das habe ich schon ausprobiert", sagt er. So könne man auch schon mal länger bei befreundeten Clubs bleiben. Kaum zu erwarten ist, dass sich Anton Heil an Bord seines Alu-Schatzes auf seinen Luftschweißer-Lorbeeren ausruht. Demnächst steht für ihn wieder die alle zwei Jahre vorgeschriebene Überprüfung seiner Schweißkünste an. Rund 2000 Euro lässt er sich das jeweils kosten. Die Flugsportgruppe kann bei der Wartung ihres Maschinenparks also weiter dankbar auf das kompetente Mitglied bauen. Zu sehen sein wird der Silberpfeil der Lüfte auch beim traditionellen Familienfest am Vatertag.