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Wieder entdeckte Märsche begeisterten
hammelburg Seit über 40 Jahren besteht das Heeresmusikkorps 12 aus Veitshöchheim. Es ist sozusagen das Haus-Musikkorps der hier stationierten Truppenteile. Zum ersten Mal traten sie nun in der Bayerischen Musikakademie auf.
Von unserem Mitarbeiter Peter H. Miecke
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Die Deutsche Gesellschaft für Militärmusik tagte in Hammelburg. Sie befasst sich mit der Quellenforschung über die Militärmusik. Wieder entdeckte und neu bearbeitete Stücke sollen wieder zur Aufführung kommen. Diesem Wunsch kam der Leiter des Heeresmusikkorps 12, Oberstleutnant Wilhelm Bruckhaus, in vollem Umfang nach. Mit seinen gut disponierten Musikern intonierte er Stücke, die hier nur selten oder noch nie zu hören waren. Moderator Hanns-Helmut Schnebel führte mit sachkundigen Details durch das Programm mit Militärmusik aus Bayern, Preußen und Schweden.

Als erstes Stück erklang der Milanollo-Marsch, komponiert von Johann Valentin Hamm, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters Würzburg. Die Geschwister Milanollo waren gefeierte Violinvirtuosen, die bei einem ihrer Auslandsgastspiele auch nach Würzburg kamen und dabei dem Konzertmeister Hamm ein musikalisches Motiv lieferten, das dieser für seinen Marsch verwendete.

Aus der Feder von Friedrich Wilhelm Wieprecht stammt der Parademarsch aus der Preußischen Armeemarschsammlung III, 54. Wieprecht war Kammermusiker in Leipzig und Berlin, zuletzt Violinist und Trompeter in der Königlichen Hofkapelle. Er gilt als Organisator der Preußischen Militärmusik, die Vorbild im ganzen Reich werden sollte. Ihm ist auch der Große Zapfenstreich zu verdanken, der erstmals 1838 in Berlin aufgeführt wurde.

Franz Schubert war als Opernkomponist recht erfolglos. Auch die Schauspielmusik zu Rosamunde wäre heute vielleicht neu zu entdecken, hätten nicht Militärkapellen und Blasorchester in den damals so beliebten Standkonzerten die daraus stammenden Musikstücke zu gern gehörten Melodien gemacht. Die Heeresmusiker verliehen den so meisterhaft gefühlvoll komponierten und ins Ohr gehenden Weisen der Ouvertüre einen soliden Glanz.

Als schwungvolle und mit vielen musikalischen Einfällen versehene Marschkompositionen erwiesen sich auch die folgenden Beiträge. Der Bronzeller Marsch von Leonhard Baumann erinnert an ein Scharmützel im Jahr 1850. Anstatt die aufständischen Hessen niederzuringen, bekämpften sich die herbeigerufenen preußischen und bayerischen Verbündeten gegenseitig. Freudiger Anlass für den Marsch: das Gefecht währte nur kurz, bis man den fatalen Fehler einsah, Tote waren nicht zu beklagen. Der Kgl. Preuß. Musikdirektor Eduard Ruscheweyh komponierte während des Ersten Weltkriegs unter Verwendung der Einsatzsignale für die Sanitäter den Marsch Unter dem roten Kreuz. Der Theatermusiker Hermann Blankenburg, 1876 in Thüringen geboren, hat annähernd 1000 Marschkompositionen hinterlasen. Sein Marsch Im Sturm erobert zeigte den versierten Schöpfer dieses Genres. Auch ein bayerischer Marsch sollte nicht fehlen: der Fanfarenmarsch Unter Bayerns Rautenbanner von Georg Fürst.

Die Anwesenheit von zwei schwedischen Armeeangehörigen wurde mit Beifall bedacht, als sie von Oberstleutnant Bruckhaus begrüßt und vorgestellt wurden. Major Per-Eric Jansson vom Musikzentrum der schwedischen Streitkräfte ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Militärmusik, Johanna Lundgren ist Musikfeldwebel und hat schon zusammen mit den Veitshöchheimer Heeresmusikern gespielt. Aus ihrem Land erklang der Södermanlands Infanterieregimentsmarsch.

Der 1. Vorsitzende der Gesellschaft, Dr. Hans Freese, Leverkusen, dankte den Ausführenden und ihrem Leiter für die Darbietungen. Den Musikern überreichte er einen erst kürzlich aufgefundenen und auf Anregung der Gesellschaft arrangierten Marsch von J. V. Hamm mit dem Titel Künstlergruß an Johann Strauß. Man darf mit Spannung die Aufführung durch das HMK 12 erwarten und hoffen, auch das eine oder andere Stück dieses Konzerts wieder zu hören. Wenn auch manche versunkene Komposition vom Staub der Geschichte zu Recht bedeckt bleibt, die hier ausgesuchten brauchen die Öffentlichkeit gewiss nicht zu scheuen. Die begeisterten Zuhörer erklatschten sich eine Zugabe: den Wittelsbacher Fanfarenmarsch. Mit der Nationalhymne setzte das Korps einen würdigen Schlusspunkt.

 
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