Schon seit dem Mittelalter gelten Schornsteinfeger als Glücksbringer, schützten sie doch durch das Kehren der Kamine die vielfach aus Holz gebauten Häuser vor Feuer. Obwohl sich das Berufsbild in moderner Zeit gewandelt hat, sind Schornsteinfeger noch heute erfahrene Brandschutzexperten und werden ihrem Ruf als Glücksbringer gerecht. Deshalb rief der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks anlässlich des Tages des Schornsteinfegers am 15. Oktober bundesweit unter dem Motto "Triff das Glück in deiner Nähe" zu einem Wettbewerb in den sozialen Netzwerken auf und sammelt Spenden zugunsten krebs- und schwerst erkrankter Kinder, in diesem Jahr vor allem für Kinder mit Williams-Beuren-Syndrom.
Die Glückstour-Aktion des Schornsteinfegerhandwerks gehört nach Aussage des Bundesverbandes mit Spenden im Gesamtwert von über zwei Millionen Euro zu den größten privaten Hilfsaktionen Deutschlands. Mit den Spenden wurden schon viele Initiativen, Elternvereine und Kliniken unterstützt sowie Forschungsprojekte ermöglicht.
Das Leben der Mitmenschen zu bewahren und sie vor Kamin- und Hausbränden zu schützen, gehörte über Jahrhunderte zu den wichtigsten Aufgaben eines Schornsteinfegers. Er brachte Sicherheit und damit Glück ins Haus. Seitdem gilt er bei vielen Menschen als Glücksbringer. Etwas Ruß oder eine Berührung der goldenen Knöpfe an seiner schwarzen Montur sollen Glück bringen. "Darf ich Sie mal kurz anfassen?" Diesen Satz hört auch Bezirksschornsteinfeger Andreas Binder (51) aus Poppenroth, dessen Kehrbezirk von Aura und Oberthulba bis nach Oerlenbach reicht, noch heute gelegentlich.
In moderner Zeit hat sich das Berufsbild des Schornsteinfegers stark gewandelt. Durch den Einsatz von Öl- und Gasheizungen hat sich sein Arbeitsbereich vom Dach mehr in den Heizungskeller verlagert, wo er mit modernem elektronischen Gerät die Verbrennungsqualität und den Wirkungsgrad der Heizungsanlage misst oder bei Holz- und Pellet-Heizungen den Feinstaub . Die Messwerte überträgt er unmittelbar in das Software-Programm seines Handys. Entsprechend steht heutzutage nicht so sehr das Kehren des Schornsteins im Vordergrund dieses Handwerksberufs, sondern vielmehr der wissenschaftliche Aspekt des Umwelt- und Klimaschutzes .
Binder: "Viele von unserer Zunft haben heute eine Zusatzausbildung." So ist er selbst seit 2002 zertifizierter Energieberater, hilft seinen Kunden bei benötigten Dokumentationen und beim Ausfüllen von Förderanträgen, wenn eine neue energie- und umweltschonende Heizungsanlage eingebaut werden soll.
Obwohl heutige Schornsteinfeger also nicht mehr so oft aufs Dach steigen wie ihre Kollegen im Mittelalter, ist dies doch immer noch notwendig. Deshalb empfiehlt Andreas Binder als erfahrener Ausbilder allen Schulabsolventen als Voraussetzung für diesen Beruf Schwindelfreiheit und eine gewisse sportliche Fitness: "Wir sind den ganzen Tag auf den Beinen." Außerdem sollten Berufsanwärter kommunikativ veranlagt sein und keine Berührungsängste im Umgang mit fremden Menschen haben. Denn sicher wird auch der Azubi als vermeintlicher Glücksbringer irgendwann mal gefragt werden: "Darf ich Sie mal kurz anfassen?
Der Tatsache, von vielen noch heute als Glücksbringer angesehen zu werden, ist sich Bezirksschornsteinfeger Andreas Binder nicht nur bewusst, sondern sieht es auch als Verpflichtung, bei der diesjährigen Spendensammel-Aktion mitzumachen. Deshalb wird auch er bei der vom Kissinger Kollegen Felix Keßler organisierten Foto-Challenge "Triff das Glück in deiner Nähe" am kommenden Freitag (15. Oktober) in Bad Kissingen zwischen 11 und 16 Uhr vor dem Alten Rathaus sowie von 17 bis 21 Uhr vor der Spielbank zeitweilig dabei sein und sich für eine kleine Spende gern im Kreis seiner Berufskollegen fotografieren lassen. "Natürlich darf man mich dann auch mal anfassen."
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