Petra Straub erlebte eine unerwartete Überraschung, als ihr für ihr 25-jähriges Engagement als Vorsitzende des Trägervereins des Stralsbacher Kindergartens das päpstliche Ehrenkreuz Pro Ecclesia et Pontifice ( lateinisch für „Für Kirche und Papst “) verliehen wurde. Diese besondere Auszeichnung wird von der katholischen Kirche für außerordentliche Verdienste vergeben.
Dabei wollte Petra Straub den Vorsitz im Kindergartenverein gar nicht übernehmen. „Mein Mann sollte das machen, aber er hat mich vorgeschickt“, erklärt sie. Da er bereits zwei Ämter innehatte, entschloss sie sich, die Aufgabe zu übernehmen. Sie war sich damals sicher, dass sie das Amt nur für wenige Jahre ausüben würde. „Ich dachte, nach ein paar Jahren höre ich wieder auf.“
Doch es kam anders: Selbst, nachdem ihre eigenen Kinder den Kindergarten verlassen hatten, blieb Petra Straub dem Amt und der Einrichtung treu. Die Auszeichnung freut sie sehr, da sie eine Anerkennung für die vielen Jahre im Kindergarten darstellt. Besonders stolz ist sie darauf, dass ein kleiner Landkindergarten wie der Stralsbacher für die Auszeichnung ausgewählt wurde.
Ehrung im Dom
Die Ehrung fand im Würzburger Dom im Rahmen eines Gottesdienstes statt, in dem Bischof Franz Jung die Auszeichnung überreichte. Obwohl Petra Straub zu dem Gottesdienst eingeladen wurde, wusste sie bis zum Schluss nicht, weshalb. „Ich war völlig baff, damit hatte ich nicht gerechnet.“
Das päpstliche Ehrenkreuz umfasst eine kunstvoll gestaltete Urkunde, einen Orden und eine Anstecknadel in einer eleganten Schatulle.
Gute Kontakte
„Ich mache das nicht für mich, sondern für die Kinder“, betont Straub. Von Anfang an setzte sie sich mit Herzblut dafür ein, dass der Kindergarten in Stralsbach langfristig bestehen bleibt – ein Anliegen, das nicht immer selbstverständlich war.
Während die Vorstandsmitglieder wechselten, blieb Petra Straub und sorgt bis heute für Kontinuität im Kindergartenalltag. Über die Jahre hat sie ein Netzwerk aufgebaut und pflegt gute Kontakte zu Institutionen wie der Caritas, der Kirchenverwaltung und der Gemeinde.
Personalverantwortung gehört dazu
„Es ist viel Arbeit im Hintergrund: Anträge stellen, Spendengelder organisieren, die Kommunikation mit dem Elternbeirat und die Organisation des Personals“, zählt Kindergartenleiterin Edeltraud Arnold auf. „Es ist wie die Führung eines Unternehmens.“ Letztendlich trägt Straub auch die Personalverantwortung für fünf Mitarbeiterinnen. Seit 25 Jahren arbeiten Edeltraud Arnold und Petra Straub erfolgreich zusammen.
Immer erreichbar
Zwar hat Petra Straub Routine in den täglichen Abläufen entwickelt, doch die Arbeit im und für den Kindergarten bringt stets neue Überraschungen und Herausforderungen mit sich. Sie ist täglich im Kindergarten anzutreffen. „Ich bin jeden Tag da und immer erreichbar, selbst im Urlaub.“
Viele Veränderungen
In den vergangenen 25 Jahren gab es viele Veränderungen, die gestaltet und organisiert werden mussten. 1999 gingen die Kinder zum Mittagessen noch nach Hause, doch der Bedarf an Mittagsbetreuung stieg, und der Kindergarten reagierte.
2005 wurden erstmals Kinder unter zwei Jahren aufgenommen, und zu dieser Zeit gab es noch keine Wickelkommode im Kindergarten. „Wir haben die Kinder im Büro gewickelt“, erinnert sich Edeltraud Arnold. Auch die Küche entsprach damals nicht dem heutigen Standard.
Mit Einführung des Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes kamen die Buchungszeiten. Petra Straub musste sich in die Details einarbeiten. „Wir mussten die Eltern aufklären.“ Für einen kleinen Landkindergarten wie Stralsbach gab es keinen vorgegebenen Berechnungsschlüssel, sodass Straub und Arnold die Zuschüsse selbst ausrechnen mussten.
Es wurde um- und angebaut
Der Stralsbacher Kindergarten erfreute sich zunehmender Beliebtheit bei Eltern und Kindern, sodass ein Anbau notwendig wurde. Ab 2012 begann eine arbeitsreiche Phase, in der die Kinder und Erzieherinnen vorübergehend in die alte Schule umzogen.
2014 wurde der Anbau eingeweiht und die Krabbelgruppe zog ein. Seitdem gehören ein Gruppenraum für Krabbelkinder, ein Wickelraum und ein Schlafraum zum Kindergarten Stralsbach . Außerdem wurde die Küche vergrößert und eine Spülmaschine angeschafft.
Der Ort profitiert vom Kindergarten
Auch nach Abschluss der Bauarbeiten blieb Petra Straub ihrem Ehrenamt treu. „Es ist wichtig, dass Stralsbach einen eigenen Kindergarten hat. Der ganze Ort profitiert davon.“ Besonders schön findet sie, wie sehr Eltern und Kinder ihr Engagement wertschätzen. „Wenn ich komme, rufen mich die Kinder schon von weitem beim Namen.“ Manche ehemaligen Schützlinge des Kindergartens haben mittlerweile selbst Kinder, die die Einrichtung besuchen.
Nach der Erweiterung riss die Arbeit nicht ab: Bildungsplan, Fördergesetz, Qualitätsmanagement, Anschaffungen, Spenden, Zuschüsse und schließlich die Pandemie mit ihren häufig wechselnden Auflagen und Vorgaben. „Das war eine intensive und aufreibende Zeit“, betont Straub und fügt hinzu, dass der Trägerverein in dieser Phase besonders mit steigenden Kosten für Desinfektionsmittel und Einmalhandschuhe zu kämpfen hatte.
Aktuell besuchen 27 Kinder die Einrichtung, und das Team besteht aus drei Erzieherinnen , einer Kinderpflegerin und einer Reinigungskraft.