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Landkreis Bad Kissingen
Corona-Rückblick: Wie lokale Firmen die Pandemie gemeistert haben
Der Beginn der Corona-Pandemie ist fünf Jahre her. Manche Firmen im Landkreis Bad Kissingen hatten damals besonders viel zu tun. Wie blicken sie auf diese Zeit zurück? Wie geht es ihnen heute?
Gut besucht ist die Schnelltest-Strecke von Laboklin in der Steubenstraße.       -  Während der Corona-Pandemie war die Schnelltest-Strecke von Laboklin in der Steubenstraße gut besucht.
Foto: Thomas Pfeuffer | Während der Corona-Pandemie war die Schnelltest-Strecke von Laboklin in der Steubenstraße gut besucht.
Angelika Despang
 |  aktualisiert: 08.04.2025 09:56 Uhr

Laboklin aus Bad Kissingen, ein veterinärmedizinisches Diagnostiklabor, hat ab Beginn der Pandemie amtliche PCR-Tests für mehrere Landkreise durchgeführt. „Wir haben das angeboten, weil wir die Voraussetzungen hatten und keine extra Genehmigung zur Durchführung der Tests brauchten“, erzählt Geschäftsführerin Elisabeth Müller. Zu dieser Zeit konnten die Proben nicht wie bisher nach Hessen geschickt werden, da die Labore dort bereits überlastet waren.

Arbeiten in Vollschutz

Herausfordernd waren die Arbeitsbedingungen, da anfangs keine Impfungen für die Mitarbeiter möglich waren und sie trotzdem die hohen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten mussten: „Um zu testen, musste in besonderen Laborräumen und nur mit Vollschutz gearbeitet werden. Da waren die Mitarbeiter wie Astronauten verkleidet“, erinnert sich die Unternehmerin.

Laboklin Bad Kissingen       -  Mitarbeiter in Vollschutz im Labor von Laboklin während der Pandemie.
Foto: Christoph Beitzinger | Mitarbeiter in Vollschutz im Labor von Laboklin während der Pandemie.

Zudem war das Testmaterial aufgrund der weltweit hohen Nachfrage häufig knapp. „Wir standen öfters auf dem Hof und haben gespannt auf das Taxi mit den Test-Kits gewartet.“

Später kam der Betrieb von Schnellteststrecken als weitere Aufgabe hinzu. „Als auch in Unternehmen Personal regelmäßig getestet werden musste, haben wir erst eine öffentliche Teststrecke auf unserem Gelände eröffnet und dann eine zweite im Innenhof des Rathauses.“

Zusätzliche Arbeit hat sich gelohnt

Ziemlich viel Arbeit, zusätzlich zu den tiermedizinischen Aufgaben des Labors. „Das war ein ordentlicher Berg obendrauf, denn kranke Tiere gab es ja weiterhin“, so Müller. Es musste rasch zusätzliches Personal gefunden und eingearbeitet sowie viel Organisationsarbeit geleistet werden.

Selbst an Heiligabend blieb das Handy von Elisabeth Müller nicht still: „Ich saß am Weihnachtsbaum und hatte gerade die Bibel aufgeschlagen, um die Weihnachtsgeschichte vorzulesen, als sich ein Herr nach seinem Testergebnis erkundigen wollte“, erinnert sich die 66-Jährige amüsiert.

Das Mehr an Aufgaben brachte mehr Umsatz ein, doch die Investitionen nutzten dem Unternehmen auch nach der Pandemie. „Wir haben viel digitalisiert und waren danach sehr gut aufgestellt. Das hat auch in der Zusammenarbeit mit unseren Zweigstellen in Europa geholfen.“

Push für die Digitalisierung

Das Bad Kissinger IT-Unternehmen Bitfire hatte vor fünf Jahren richtig viel zu tun: Der Bedarf von zu Hause aus zu arbeiten stieg von heute auf morgen rasant. „Selbst in Branchen, wie das Finanz- oder Bankenwesen, wo es früher undenkbar war, war das jetzt möglich“, berichtet Geschäftsführer Holger Fries.

Notebooks waren in kürzester Zeit vergriffen, der Bedarf an Knowhow und Kundenberatung war groß. „Wir haben den Schulen kostenlos Support angeboten und Kinder und Lehrer angelernt – das haben wir als unseren Beitrag an der Gesellschaft angesehen.“

Kunden, die bereits über eine Cloud verfügten, hatten keine Probleme, aus dem Homeoffice zu arbeiten. Damit habe sich die Strategie des Unternehmens, nämlich auf Cloud-Lösungen zu setzen, bestätigt – „das war ein positives Erlebnis für uns.“

Bitfire Bad Kissingen       -  Holger Fries, Geschäftsführer von Bitfire, erzählt, wie sich Online-Meetings seit der Pandemie etabliert haben.
Foto: Simon Schittko | Holger Fries, Geschäftsführer von Bitfire, erzählt, wie sich Online-Meetings seit der Pandemie etabliert haben.

Wie die ersten Wochen der Pandemie in Erinnerung geblieben sind? „Wir haben mehr gearbeitet als sonst, das war zwar anstrengend, aber wir haben gewusst, dass wir gebraucht werden. Das hat auch Spaß gemacht“, erinnert sich Holger Fries, der Bitfire 1999 mitgegründet hat.

Inzwischen haben sich Online-Meetings, flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Arbeit in vielen Firmen bewährt. „Da hat die Pandemie ein Sprung in der Transformation gebracht.“ Das IT-Unternehmen, das in den letzten Jahren stetig gewachsen ist, konnte einen positiven Effekt der Zeit verzeichnen.

Beitrag zu sicherem Impfstoff

Das Labor LS aus Großenbrach hatte während der Pandemie die Aufgabe, mit zahlreichen Prüfungen nachzuweisen, dass die Coronaimpfstoffe mikrobiologisch sicher und verkehrsfähig sind. „Die gesamte Pharmaindustrie stand damals vor großen Herausforderungen, denn alle haben auf eine funktionierende Impfung gewartet“, erinnert sich Ingo Grimm.

Das Labor betreute die Qualitätskontrolle, um einen stabilen und sicheren Impfstoff zu erhalten, der dann zugelassen werden konnte. „Wir waren plötzlich Teil der kritischen Infrastruktur und haben zum ersten Mal im Rahmen einer Krise für die Gesellschaft gearbeitet.“

LS Bad Kissingen       -  Das Labor LS aus Großenbrach hat während der Pandemie Impfstoffe geprüft.
Foto: Labor LS SE & Co. KG | Das Labor LS aus Großenbrach hat während der Pandemie Impfstoffe geprüft.

Alle Projekte, die mit Corona zu tun hatten, seien sprunghaft gewachsen, doch fast alles, was mit der breiten Arzneimittelversorgung zu tun hatte, sei weggebrochen. „Deshalb hat sich unser Geschäft in der Summe die Waage gehalten“, so Ingo Grimm, der für den kaufmännischen Bereich zuständig ist.

Er habe damals erfahren, wie vernetzt die Welt und wie durchlässig Systeme seien, „doch wir haben gelernt, dass wir als Team in der Lage sind, gemeinsam eine schwierige Situation zu meistern.“

Gefragte Produkte für Post-Covid

Lungenfunktionsdiagnostik ist der Schwerpunkt des Bad Kissinger Unternehmens Geratherm Respiratory. Genau das Richtige in der Corona-Pandemie? „Das dachten viele“, so Geschäftsführer Manuel Heinz, „doch dieser Bereich wurde in Kliniken und Praxen wegen der entstehenden Aerosole auf ein Minimum beschränkt. Dadurch wurde der Vertrieb unserer Produkte schwierig.“ Doch beim Verkauf gab es keine Einbrüche, da das Unternehmen international agiert.

Die Produkte zu Lungenfunktionsdiagnostik des Bad Kissinger Unternehmens Geratherm Respiratory, hier Geschäftsführer Manuel Heinz (links) und Florian Dassel, waren während der Pandemie gefragt.       -  Die Produkte zu Lungenfunktionsdiagnostik von Geratherm Respiratory, hier Geschäftsführer Manuel Heinz (links) und Florian Dassel, waren während der Pandemie gefragt.
Foto: Benedikt Borst/Archiv | Die Produkte zu Lungenfunktionsdiagnostik von Geratherm Respiratory, hier Geschäftsführer Manuel Heinz (links) und Florian Dassel, waren während der Pandemie gefragt.

Später im Verlauf der Pandemie waren die Geräte zum Messen der Lungenfunktion im Bereich Post-Covid gefragt, um herauszufinden, was genau die Atmung des Patienten beeinträchtigt. „Das hat uns einen großen Schub gegeben“, berichtet Manuel Heinz, der seit 2021 zusammen mit Florian Dassel das Unternehmen führt.

„Ausgebremst haben uns nur die Lieferengpässe beim Produktionsmaterial“, ergänzt Florian Dassel. Das habe sich aufgrund der vielen aufeinanderfolgenden Krisen bis heute nicht geändert. „Wir können nicht so schnell liefern, wie Aufträge hereinkommen. Doch wir wachsen kontinuierlich.“ Seit der Pandemie müsse mit mehr Unwägbarkeiten gerechnet werden.

 

 

 
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