Einen Aufnahme-Stopp hat es noch nicht gegeben bei der Schiedsrichter-Gruppe Bad Kissingen. Wird es auch nicht, wie Alexander Arnold lachend bestätigt. „Es hören ja auch immer wieder Schiedsrichter aus Altersgründen auf oder springen aus privaten Gründen ab. Schiedsrichter kann man daher nie genug haben“, weiß der Obmann.
Es ist höchst bemerkenswert, was sich in der Zunft in jüngster Zeit ereignete. Waren in der Vergangenheit Neulings-Lehrgänge regelrechte Ladenhüter, freuen sich Arnold und seine Kollegen über einen großartigen Boom. Um die 40 Teilnehmer haben in den vergangenen 18 Monaten die Schiedsrichter-Prüfung abgelegt. „Im selben Zeitraum wären es früher vielleicht um die 15 gewesen“, so Arnold. Zog sich die Ausbildung samt Prüfung früher über acht Wochen hin, werden diese längst in kompakter Form angeboten, an zwei bis drei Wochenenden, teils auch online und nach Absprache mit den Teilnehmern.
Das alles gewöhnlich beim SV Ramsthal, wo der für die Ausbildung verantwortliche Gruppen-Lehrwart Anton Muthig ein Heimspiel hat. „Der Sportverein unterstützt diese Kurse extrem“, freut sich der 20-Jährige, der es als einer von nur wenigen Schiedsrichtern ins Nachwuchsleistungszentrum des Bayerischen Fußballverbandes geschafft hat, zuletzt in die Landesliga „aufstieg“ und auch in der Junioren-Bundesliga oder als Assistent in der Herren-Regionalliga zum Einsatz kommt. Aufgrund der regionalen Nähe kommen auch regelmäßig Anwärter aus den Landkreisen Schweinfurt und Rhön-Grabfeld ins Weindorf.
„Wir haben viel Werbung gemacht, auch aktiv mit dem Info-Abend in Waldfenster oder mit dem Verteilen von Flyern bei Relegationsspielen. Schritt für Schritt hat sich daraus eine unglaubliche Eigendynamik berichtet. Und die, die zum Beispiel als Assistenten in der Bezirksliga ins kalte Wasser geworfen wurden, fanden das richtig cool“, staunt Anton Muthig, der mit zwölf Jahren dieses Hobby für sich entdeckte. „Das ist ein gutes Einstiegs-Alter, wenn man in der Schiedsrichterei weit kommen will“, so der Student der Psychologie. Selbst in der momentanen Fußball-Pause würden sich viele junge Kollegen von sich aus melden und sich für Einsätze anbieten. „Die haben richtig Spaß. Das sind wir so nicht gewohnt.“
Über die Neulings-Kurse hinaus bietet Muthig gemeinsam mit Konstantin Schaab alle sechs Wochen auch sogenannte „Fördertreffen“ in Ramsthal an, mit Theorie- aber auch Praxis-Einheiten auf dem Sportplatz – und gemütlichem Pizza-Essen nach getaner Arbeit. Ein weiterer wichtiger Baustein zur Schiedsrichter-Gewinnung bleibt die Kooperation mit dem Schönborn-Gymnasium Münnerstadt, wo unter Lehrer Daniel Karch seit nunmehr zehn Jahren schon über 30 Schüler zu Unparteiischen ausgebildet wurden.
Auch junge Spieler des TSV Großbardorf lassen sich ausbilden
Unter den aktuellen Neu-Schiedsrichtern finden sich interessante Namen und Konstellationen. So legte der ehemalige Rannunger Spielertrainer Benjamin Kaufmann mit seinem Bruder ebenso die Prüfung ab wie der Fuchsstädter Marco Böse samt seinem Sohn oder der in Hammelburg lebende Enkel von Johann Slabsche, dem ehemaligen Rhöner Spielleiter. „Zuletzt waren auch viele junge Spieler vom TSV Großbardorf dabei“, ergänzt Alexander Arnold.
Nicht von ungefähr, wie Andreas Lampert bestätigt. „Wir bewerben die Neulings-Lehrgänge aktiv und machen dafür Werbung auf unseren Kanälen und bei den Trainern. Wer unschlüssig ist, kann bei unserem Gallier-Cup auch mal in dieses Metier reinschnuppern“, sagt Großbardorfs Sport-Vorstand – dessen Filius ebenfalls bereits einen Schiedsrichter-Schein besitzt, „weil man damit auch sein Taschengeld aufbessern kann.“
Dass es damit einen Engpass bei den „Paten“ gibt, ist ein Luxus-Problem. „Um eine kleine Förderung über den BFV zu bekommen, muss jeder Neuling dreimal bei einem Spiel betreut werden. Diesen Obolus nutzen wir für die Erstausstattung der Jung-Schiedsrichter mit Stutzen, Hose, Trikot und einem Mäppchen mit einer Pfeife sowie Gelber und Roter Karte“, so Arnold.