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Bad Kissingen
Wie geht Wählen?
Wer posiert da auf dem Plakat? Und was haben die Parteien im Programm? Bei dem Bildungsprojekt "Juniorwahl" sollen Schüler erleben, wie Demokratie überhaupt funktioniert. Wie die Großen, setzen sie ein Kreuzchen - probeweise.
Salam Mushtaha und Melissa Steinert fühlen schon mal vor, wie es sein wird, wenn sie in zwei Wochen hinter dem Sichtschutz versteckt ihr Kreuzchen machen werden. Sie und ihre Klassenkameraden nehmen die Landtagswahl zum Anlass zu üben, wie man eigentlich wählt. Fotos: Carmen Schmitt       -  Salam Mushtaha und Melissa Steinert fühlen schon mal vor, wie es sein wird, wenn sie in zwei Wochen hinter dem Sichtschutz versteckt ihr Kreuzchen machen werden. Sie und ihre Klassenkameraden nehmen die Landtagswahl zum Anlass zu üben, wie man eigentlich wählt. Fotos: Carmen Schmitt
| Salam Mushtaha und Melissa Steinert fühlen schon mal vor, wie es sein wird, wenn sie in zwei Wochen hinter dem Sichtschutz versteckt ihr Kreuzchen machen werden.
Carmen Schmitt
 |  aktualisiert: 18.08.2022 17:00 Uhr

"Wahlbezirk: 603; Wahlraum: Aula". Die meisten der Mädels und Jungs sind gerade mal 14, wenn sie ihre Wahlbenachrichtigung für die anstehende Landtagswahl bekommen. Bevor der Wahlvorstand ihren Stimmzettel rausrückt, muss jeder seinen Schülerausweis vorzeigen. Am Ende der sechsten Stunde schließt das Wahllokal. Zum Schluss wird alles ausgezählt und versiegelt. Wie bei den Großen. An der Anton-Kliegl-Mittelschule in Bad Kissingen üben die Schüler, wie man wählt.

"Man weiß dann schon, wie es abläuft", sagt Jessi Snatovic. Bis ihre Stimme bei einer offiziellen Wahl wirklich mitgezählt wird, dauert es noch vier Jahre. Dass sie das ganze Prozedere jetzt schon mal durchprobieren kann, findet die 14-Jährige gut. Wie ihr Klassenkamerad Karl Weber wurde sie von der Klasse zum Wahlhelfer gewählt. Die Mittelschule macht bei dem Projekt "Juniorwahl" mit. Demokratie erleben lautet das Motto.

Verantwortung vermitteln

Die "Stunde Null" hat Andrea Beck erstmal verschoben. Die Nachkriegszeit muss warten. "Wenn sie selber aktiv werden, ist oftmals mehr gewonnen", sagt die Geschichts-Lehrerin. In den vier Wochen vor den Landtagswahlen schaut ihr Unterricht anders aus als normalerweise. Noten gibt es keine. Wichtiger ist ihr: "dass sie mitbekommen: Jeder ist gefragt. Meine Meinung ist wichtig und ich bin verantwortlich."

Dieses Jahr hat es geklappt: Schon bei den Bundestagswahlen wollte Andrea Beck , dass die Schüler bei dem Projekt "Juniorwahl" mitmachen und füllte den Bewerbungsbogen für die Aktion aus. Sich politisch einbringen, teilhaben, mitmachen, Demokratie erleben - dafür steht das Schulprojekt. "Es sollen die Wahlgrundsätze hängen bleiben", meint Rektor Hans Hanna. Bei allen und besonders bei den Flüchtlingskindern. "Frei seine Meinung äußern; offiziell und geheim; es wird nicht gemauschelt. Die Schüler sollen erleben, was Demokratie überhaupt ist."

Schulen im Landkreis dabei

Drei Tage bevor ihre Eltern ins Wahllokal gehen, sollen die Schüler der Anton-Kliegel-Schule zwischen dem Unterricht ihr Kreuzchen in den Wahlkabinen in der Aula setzen und ihren Stimmzettel in eine Urne werfen. Im Landkreis machen noch mehr Schulen mit: die Mittelschule und das Gymnasium in Hammelburg, die Kissinger Realschule sowie das Gymnasium und die Mittelschule in Münnerstadt.

Wahlbeteiligung erhöht sich

Dass das Projekt wirkt, wollen Wissenschaftler in Studien von Hochschulen und Universitäten erkannt haben: Sie folgern aus der Aktion eine Erhöhung der Wahlbeteiligung nicht nur unter jungen Erwachsenen, sondern auch bei deren Eltern. Ein weiterer Effekt: Die Diskussionen über Politik am Esstisch der Familie hat bei denen zugenommen, die bei den "Juniorwahlen" mitgemacht haben. Hauptsächlich profitieren nach dem Ergebnis der Wissenschaftler solche Schüler, die nicht gerade in einem Gymnasium an der Schulbank sitzen.

Karl erzählt, dass die Wahlen gerade nicht nur im Unterricht , sondern auch bei ihm daheim Thema sind. Mit seinem Vater bespricht er sich, erzählt der 15-Jährige. Ob er am liebsten jetzt schon richtig wählen würde? Besser ab 16, meint er. "Da ist man eher soweit, dass man gut überlegt, was man ankreuzt. Der Neuntklässler will auf jeden Fall wählen gehen, sobald er darf: "Es geht ja um unsere Zukunft - das betrifft auch uns!"

Was? Die sogenannte Juniorwahl ist ein Projekt zur politischen Bildung. Seit 1999 können Schüler probeweise wie die erwachsenen Wahlberechtigten vor den Landtags-, Bundestags- und Europawahlen ihre Stimme abgeben. Das Ergebnis der Juniorwahl wird am Wahlabend veröffentlicht. Sämtliche Schulen können sich bewerben, um bei der Aktion mitzumachen. Gedacht sind die Juniorwahlen für die Jahrgangsstufen 8 bis 12, der Schwerpunkt liegt auf den neunten und zehnten Klassen. Im Unterricht erarbeiten die Schüler mit ihren Lehrern Hintergründe zu den Wahlen. Übung: Am Ende des Projekts, kurz bevor die Bürger am Wahlsonntag ihre Kreuzchen setzen, dürfen auch die Schüler probeweise ihre Stimme abgeben und Wahlzettel in ihre Urnen werfen. Die Juniorwahl gilt als eines der größten Schulprojekte Deutschlands.

Wer? Hinter der Aktion "Juniorwahl" steckt der gemeinnützige und überparteiliche Verein Kumulus aus Berlin. Ziel dieses Vereins: die Demokratie und die politische Bildung von Jugendlichen fördern. Der Verein arbeitet unter anderem mit der Bundeszentrale für politische Bildung zusammen. Außerdem mit Institutionen, Stiftungen, Organisationen und Ministerien, die den Verein fördern und finanzieren. bcs

 
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