Dass seine Firma Pro Care Management (siehe ) es vom Start-Up zum Marktführer schaffen würde, hätte Udo Reppert Ende der 1990er Jahre nicht gedacht. Zu der Zeit arbeitete er als Einkaufsleiter in einer Rehaklinik in Bad Kissingen und erledigte den Wareneinkauf für die Klinikküche. Reppert machte sich selbstständig und gründete 1998 mit Partnern zunächst eine Einkaufsgemeinschaft. Diese sollte für Kliniken und Seniorenheime den Lebensmitteleinkauf erledigen und die Preise mit den Lieferanten verhandeln - die Idee dahinter: Wenn mehrere Küchen zusammen größere Mengen bestellen, werden die Konditionen besser und der Einkauf unterm Strich für jeden günstiger. Die Idee hatte Erfolg, und aus der Einkaufsgemeinschaft ging zwei Jahre später das Unternehmen Pro Care Management hervor.
Für die Küchen - egal ob in der Klinik, im Pflegeheim oder im Mitarbeiter-Rrestaurant - war es damals mit viel Aufwand verbunden, die Produkte mehrerer Lieferanten gegenüberzustellen. "Damals gab es noch kein Programm, mit dem Großverbraucher die Preise hätte vergleichen können", sagt der Gründer und Geschäftsführer. Darum hat sich Pro Care Management im Kern gekümmert: Entstanden ist eine Software, in der 1,5 Millionen Artikel von 1200 Lieferanten gelistet sind. Die Kunden können daraus jeweils tagesaktuell am Bildschirm auswählen, was sie bestellen.
Wichtig sei es insbesondere Markttransparenz herzustellen.
"Die Preisersparnis ist mittlerweile nicht mehr der einzige Grund für eine Kaufentscheidung", sagt Marcellus Scheefer, ebenfalls Geschäftsführer bei Pro Care Management . In Kliniken, Heimen und insbesondere in Mitarbeiterrestaurants, gehe es nicht mehr nur darum, billig zu kaufen. Für regionale Backwaren zum Beispiel seien viele bereit, mehr Geld auszugeben.
Nachhaltigkeit als Kriterium bei Einkauf
Ohnehin richten sich inzwischen mehr Kunden nach Aspekten wie Regionalität, Tierwohl, Nachhaltigkeit, Ressourcenverbrauch und Müllvermeidung, Tendenz steigend. "Die Kunden können sich anzeigen lassen, welchen CO2-Fußabdruck ein Lebensmittel oder ein Menü hat", erklärt er. Daten zu den verschiedenen Anforderungen sind ebenfalls in der Software hinterlegt. "Anfangs haben wir gedacht, das ist mehr eine Marketing-Geschichte, es gibt jetzt immer mehr, die sich sehr ernsthaft damit beschäftigen."
Grundsätzlich klagen viele Gastronomen über die hohen und weiter zunehmenden bürokratischen Anforderungen, die sie zu bewältigen haben. Gerade der Wareneinkauf sei inzwischen sehr komplex und binde viel Zeit. "Je mehr der Gesetzgeber reglementiert, umso mehr sind die Küchen überfordert", meint Reppert. Ein weiteres wichtiges Geschäftsfeld neben dem Einkauf ist es, den Küchen bei der Bürokratie zu helfen. Ein Beispiel: Erstellt ein Koch den Wochenplan für die Mitarbeiterküche, liefert das Programm automatisch eine Liste mit sämtlichen enthaltenen Allergenen und Inhaltsstoffen, die auf der Menükarte zu deklarieren sind.
Die Software "easy suit" besteht aus verschiedenen Modulen, die den kompletten Ablauf in der Küche organisieren und automatisieren sollen. Das fängt an bei der Menüplanung und der Kalkulation, wie viele Lebensmittel benötigt werden. Dann geht es über die Bestellung weiter zum Laster, der auf den Hof fährt und zum Arbeiter, der die Ware ins Lager räumt. Die Rechnungen und Lieferscheine werden digital verarbeitet, bis am Ende der Koch die Ware verarbeitet und auf dem Teller anrichtet.
Wo viele Daten anfallen, lässt sich auch einiges analysieren. Welche Lebensmittel sind saisonal gefragt, welche kommen beim Gast nicht gut an, welche Vorlieben haben unterschiedliche Gästegruppen, wie entwickeln sich Kosten? "Insbesondere die Krankenhäuser sind dabei, da intensiver darauf zu achten", berichtet Scheefer. Die Daten würden letztlich jedoch nicht nur von den Küchen genutzt, sondern geben auch den Lebensmittelherstellern und Lieferanten aufschlussreiche Hinweise.
Firma will weiter wachsen
Wirtschaftlich steht Pro Care Management gut da. "Wir hatten eine Produktidee, die es damals noch nicht gab und sind sehr bodenständig gewachsen", sagt Gründer Reppert aus Geroda. Unter den mehr als 90 Mitarbeitern befinden sich Programmierer, Bürokaufleute, Vertriebsmitarbeiter, Diätassistenten und einige Auszubildende. Den Wachstumskurs will das Unternehmen beibehalten. In Deutschland gebe es allein 2000 Krankenhäuser sowie 10 000 Senioreneinrichtungen. "Das ist ein Markt, der noch lange nicht gedeckt ist", meint Scheefer.
In der Kurhausstraße ist es bereits vor Corona zu eng geworden. Aktuell haben sich die Platznöte wegen der hohen Home-Office-Quote zwar entspannt, für die nächsten Jahre ist jedoch geplant, sich zu erweitern und umzuziehen.