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Hammelburg
Wie eine Umstellung auf eine erneuerbare Energieversorgung gelingen kann
Die ganzjährige Vollversorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien in den Sektoren Strom, Wärme und Mobilität sei alternativlos, machbar und nicht teurer als heute, so Manuela Rottmann und Hans-Josef Fell bei ihrem Vortrag im Bocksbeutelkeller.
Hans-Josef Fell stellte die Regionalstudie der Energy Watch Group vom März 2020 vor.  Foto: Hilmar Ruppert       -  Hans-Josef Fell stellte die Regionalstudie der Energy Watch Group vom März 2020 vor.  Foto: Hilmar Ruppert
| Hans-Josef Fell stellte die Regionalstudie der Energy Watch Group vom März 2020 vor. Foto: Hilmar Ruppert
Hilmar Ruppert
 |  aktualisiert: 17.08.2022 19:20 Uhr

Die ganzjährige Vollversorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien in den Sektoren Strom, Wärme und Mobilität sei alternativlos, machbar und nicht teurer als heute, argumentierten Dr. Manuela Rottmann und Hans-Josef Fell bei ihrem Vortrag im Bocksbeutelkeller. Stellvertretende Landrätin Monika Horcher und Stadträtin Elisabeth Assmann begrüßten die zahlreich erschienenen Gäste. Es sei nicht zuletzt Hammelburg zu verdanken, dass sich Photovoltaik und Windkraft durchgesetzt hätten, so Rottmann. Der Rhein-Hunsrück-Kreis versorge sich schon selbst und der Landkreis Bad Kissingen könne dies auch bewerkstelligen, was die Studie aufzeige. Woran es hake, sei ausschließlich der politische Wille. Das Ziel 100 Prozent Erneuerbare Energie müsse immer im Mittelpunkt stehen.

Hans-Josef Fell stellte die Regionalstudie der Energy Watch Group vom März 2020 vor. Die Untersuchung zeige, mit welchem Mix an Erzeugungs- und Speichertechnologien dies zu jeder Stunde des Jahres technisch und ökonomisch gelingen könne. Insgesamt blieben mit der Umstellung auf eine vollständig erneuerbare Energieversorgung auch die Haushaltsstrompreise bei rund 30 Eurocent pro Kilowattstunde. Damit lasse sich insbesondere der individuelle Mobilitätsbedarf günstiger als bisher decken.

Für den Landkreis Bad Kissingen bedeute dies den Bau von 48 fünf Megawatt-Windkraftanlagen (aktuell 33 Anlagen), den Ausbau von PV-Dachanlagen von 57,7 MW auf 200 MW, den Ausbau der PV-Freiflächenanlagen von 35,6 auf 413 MW und den Ausbau der Bio-KWK-Anlagen von heute drei auf zukünftig 81 MW. An Speicherkapazität benötige man 142 MWh Batteriespeicher, 812 MWh Wärmespeicher und 2898 MWh Wasserstoffspeicher.

Der Verkehrssektor müsse sowohl bei Pkw als auch ÖPNV auf elektrische Antriebe umgestellt werden. Die heutige Energieversorgung im Landkreis beruhe im Wärme- und Verkehrssektor im Wesentlichen auf Erdgas und Erdöl, der Stromsektor entspreche in etwa dem bundesdeutschen Strommix mit einem Ökostromanteil von 46 Prozent. Abgesehen von den bereits installierten Erneuerbare Energien-Anlagen importiere der Landkreis derzeit Energiemengen in Höhe von 325 bis 375 Millionen Euro jährlich, damit ginge viel Kaufkraft verloren. Der Zubau von großen Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen zur Nutzung von Bioenergie oder grünem Wasserstoff sei für die Studie auf 50 MW begrenzt worden. Diese könnten einerseits Heizkraftwerke für Bioenergie und andererseits Gas- und Dampfkraftwerke für die grüne Wasserstoffnutzung sein. Weitere Einsparmöglichkeiten bestünden in der Optimierung des Endverbrauchs. So könne mit einer effektiven Altbausanierung der Wärmebedarf erheblich reduziert werden.

In der sich anschließenden Fragerunde kam auf, ob nicht eine Busfahrt in den Hunsrück-Kreis organisiert werden könne, was Rottmann für eine gute Idee hielt. "Richtig, man muss rausfahren und sich Lösungen anschauen, die schon da sind", so Rottmann. Es brauche Landkreise, die bei der Energiewende vorangingen. Zu diesen müsse in Zukunft Bad Kissingen gehören.

Weitere Nachfragen, auch kritische, bezogen sich auf die Rohstoffgewinnung für Akkus, wie es sich bei Windrädern mit Artenschutz verhalte oder was zukünftig mit dem Klärschlamm passiere. Manuela Rottmann hat in Frankfurt sechs Jahre lang eine Großstadtverwaltung geleitet, mit Verantwortung für viele tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Themen Klimaschutz, Grünflächen, Personal und einiges mehr.

 
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