Die Integration von Geflüchteten sei eine der größten Aufgabe der Stadt Bad Kissingen in den vergangenen Jahren. Das sagte Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) am Mittwoch im Ausschuss für Kultur, Bildung, Familie und Soziales. Mit einem Statement zu Migration und Integration in der Stadt leitete der OB das wichtigste Thema der Sitzung ein: die Verabschiedung der Bad Kissinger Erklärung.
Rund 1200 Menschen sind nach Bad Kissingen gekommen
"Die Integration ist noch lange nicht beendet, sie hat teilweise noch gar nicht begonnen", sagte Vogel. Allein in den vergangenen drei Jahren seien etwa 1200 Menschen aus dem Ausland in die Stadt gekommen. Die Auswirkungen seien in allen Einrichtungen der Stadt spürbar. Als Beispiel nannte Vogel Kindergärten und Schulen: "Es gelingt uns zwar, Plätze zur Verfügung zu stellen. Bei den Kapazitäten geraten wir aber an Grenzen." Das gelte auch für den Wohnungsmarkt.
OB Dirk Vogel: Alle Gruppen sind gefordert
Die Integration Geflüchteter sei eine staatliche Aufgabe, die bislang nicht die Bedeutung erhalten habe, die sie benötige, fuhr der OB fort. Neben Bildung und Wohnen sei das die Arbeit, wo die Zahl der Geflüchteten mit Job immer noch zu niedrig sei. Um diese Herausforderungen meistern zu können, so Vogel, seien alle gesellschaftlichen Gruppen in der Stadt gefordert.
Auch die Stadtverwaltung wird sich der Aufgabe stellen, wie Vogel versicherte. Der Ausbau der Kinderbetreuung wird fortgesetzt und es soll ab Herbst zusätzliche Integrationskurse bei der Volkshochschule geben. Daneben seien Vereine besonders wichtig, um Menschen aus anderen Ländern in die hiesige Gesellschaft zu integrieren.
Die Unterzeichner der Erklärung (siehe unten) bekennen sich dazu, intensiver zusammenzuarbeiten und ihre Anstrengungen in der Integrationsarbeit zu erhöhen.
Das Ziel der Bad Kissinger Erklärung
Mit der Erklärung will die Stadt Menschen zusammenbringen. Dabei helfen soll eine Kampagne mit Postern, auf denen Menschen aus Kissingen mit Migrationshintergrund sich vorstellen - auf Deutsch und in ihrer jeweiligen Muttersprache. Die Poster werden laut Vogel unter anderem in Kitas, Schulen und Vereinen aufgehängt. Sie dienen als Gesprächsangebot und als Angebot, sich auszutauschen und zusammenzukommen. Vogel: "Es ist eine Einladung, miteinander zu interagieren."
Den Slogan der Erklärung, #WirAlleSindBadKissingen, versteht der OB als "Aufforderung an beide Seiten" - Einheimische und Neubürger.
Vogel abschließend: "Es ist nicht alles easy, man darf aber auch nicht alles verteufeln. Wenn wir beide Seiten aktivieren, steckt eine riesige Chance darin und auch Prosperität. Es geht darum, unsere Stadt am Laufen zu halten."
Positive Reaktionen im Gremium
Die Bad Kissinger Erklärung, die den Ausschussmitgliedern wie gewohnt bereits im Vorfeld der Sitzung zugegangen war, nahmen die Anwesenden durchweg positiv auf. Dritter Bürgermeister Thomas Leiner (CSU): "Ich bin überzeugt von den Worten der Erklärung." Er habe an vielen Aktionen in der Stadt gesehen, wie Integration funktionieren kann. Leiner zeigte sich überzeugt: "Die Aktion kann nur von Erfolg gekrönt sein." Ähnliche Aussagen kamen von den Ausschussmitgliedern. Alexander Koller (DBK) ergänzte, dass Vereine, die bereits viel für Integration getan haben, weiter unterstützt werden sollten. Larissa Renninger (Grüne-BfU-ödp) sah Handlungsbedarf bei Schulen und der Berufsschule, wo teilweise keine Jugendlichen mehr angenommen würden, obwohl sie schulpflichtig seien. Andreas Kaiser (FW) betonte, dass "es gut ist, dass es nicht nur Worte sind, sondern auch Taten folgen".
Mittelschüler feiern ihre Vielfalt
Ein Beispiel für ein gutes Miteinander nannte Christina Scheit (SPD) aus ihrer Erfahrung als Elternbeirätin in der Mittelschule: "Es gibt 520 Schülerinnen und Schüler aus 40 Nationen. Natürlich kommt es zu Reibereien und es ist ein Kraftakt für die Schule. Aber es funktioniert. Bei einem Fest beschlossen die Schüler, Essen aus neun Nationen zu servieren, sie haben ihre Vielfalt gefeiert."
Die Kosten, nach denen Martina Greubel (DBK) fragte, belaufen sich laut OB Vogel auf etwa 2000 Euro. Ohne Gegenstimme verabschiedete der Ausschuss die Bad Kissinger Erklärung.
Wie soll es weitergehen?
OB Vogel kündigte an, mit Vertretern aus Politik, Organisationen, Wirtschaft und Ehrenamt einen Aktionsplan zu erarbeiten. Damit soll die Grundlage für ein gemeinsames und erfolgreiches Arbeiten in der Integration geschaffen werden. Über den Stand der Arbeit soll nach einem Treffen aller Beteiligten berichtet werden.
Die Bad Kissinger Erklärung im Wortlaut
Wer macht bei der Erklärung mit?
Die Stadt hat eine Reihe von Partnern für die Erklärung gefunden:
- Jobcenter
- Arbeitsagentur
- Polizeiinspektion
- Caritas
- Kidro - Niederschweillige Hilfen
- Solwodi
- Generationen-Netz
- Integrationsbeirat
Kommentar zur Bad Kissinger Erklärung: