
Die Gücker des TSV Rannungen haben den Spaß am Fasching-Machen nicht verloren und beherrschen es immer noch aus dem FF. Das bewiesen sie am Samstagabend beim Online-Gückerfasching, der von Rannungen aus in die ganze Welt übertragen wurde.
Wegen der Corona-Pandemie müssen auch dieses Jahr die weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannten und beliebten Faschingsabende in der Mehrzweckhalle ausfallen. Schon letztes Jahr waren die Macher des TSV deshalb auf das Internet ausgewichen. Etwa 1000 Tickets wurden dieses Jahr für den Online-Gückerfasching verkauft, nicht nur an Faschingsfreunde in Rannungen und der nächsten Umgebung, sondern in die ganze Bundesrepublik und auch ins Ausland bis in die USA und nach Australien.
Sitzungspräsident Frank Kilian, der schon voriges Jahr durch das Programm geführt hatte, meisterte diese Aufgabe auch 2022 perfekt und mit viel Humor. Zahlreiche Mitwirkende, die in früheren Jahren auf der Bühne standen, waren auch diesmal mit dabei. Das Programm, die bewährte bunte Mischung aus Sketchen, Büttenreden und Gardetänzen, war in den letzten Wochen in einer eigens dazu umfunktionierten Scheune zu 90 Prozent neu produziert worden, die restlichen zehn Prozent waren Aufzeichnungen aus den letzten Jahren.
" Helau , ihr Leut‘, es ist soweit, der Gücker wieder online schreit" - so begrüßte Frank Kilian die Gäste, die alle zu Hause vor dem Fernseher oder dem Computer-Bildschirm saßen und "Ihr bleibt daheim und geht nit raus, wir kommen zu euch nach Haus ... Es wird ne super-tolle Schau, auch mit dem Digital-Helau".
Zunächst gab er den Startschuss für einen Auftritt der Juniorengarde in der Gücker-Scheune. Die zehn jungen Damen, trainiert von Katharina Stahl, Manuela Erhard und Lena Berninger, hätten den Beifall der Zuschauer in einer großen Halle verdient. Dann gab der Sitzungspräsident die Bühne frei "für ein Mädchen, das es wirklich nicht leicht hat".
Nachwuchs-Büttenrednerin Marie Gessner, gerade einmal zehn Jahre alt, schüttete den Zuschauern ihr Herz aus: "Heuer stehe ich zum dritten Mal in der Bütt. Da macht man das mit. Im letzten Jahr stand ich ganz allein bei meiner Büttenrede im Sportheim. Und die Sitzung heuer, es ist zum Graus, fällt schon wieder in der Mehrzweckhalle aus". Sie klagte über die Vorschriften daheim: "Mach dies, mach das, aber lass das sein. Die Großen sind ja so gemein". Ihr Fazit: "Als junges Mädchen hat man‘s schwer, ach wenn ich doch nur älter wär".
Die Kindergruppe unter der Leitung von Tina Gessner und Michelle Hess präsentierte sich "frech, wild und wunderbar". Die zwölf Mädchen und Buben wirbelten über die Bühne unter anderem nach Titeln wie "Hurra, hurra die Schule brennt".
Gückerfasching ohne Alfred Erhard in der Bütt als Bajazz mit Latern? Undenkbar! Das "Rannunger Urgestein" hatte ein ganzes Jahr lang Augen und Ohren offengehalten. "Fasching tut einfach gut und macht nebenbei auch noch Mut" rief er den Zuhörern in aller Welt zu und "ihr wollt auch wieder mal was Anderes sehen als Drosten und Lauterbach von früh bis spät". Auch klagte er "der kleine Autofahrer, also die allermeisten, kann sich so einen Spritpreis bald nicht mehr leisten". Er wurde auch hochpolitisch: "wer mit Springerstiefeln durch unsere Straßen marschiert, der hat von Demokratie nicht viel kapiert". Seine "ultimative Lösungsidee": Diese Leute sollten sich zum ersten Flug der NASA zum Mars anmelden, ohne Rückflug natürlich.
Nach dem Showtanz "ich wär so gerne Millionär" und anderem wirbelten die jungen Damen der Jugendgarde, geleitet von Pia Fleckstein und Lena Erhard, über die Bühne der Scheune.
Einen Vorgeschmack auf das schon zweimal verschobene Planfest, dass nun endlich im Oktober stattfinden soll, gab Stefan Erhard in seinem Sketch "Planfestlied".
Ludwig Büttner kam als Radfahrer auf die Bühne und präsentierte "Liebe, Ehe und andere Katastrophen". Er hatte noch ein ganz normales Fahrrad mit dabei, denn "E-Bike ist das neue vegane Reiten". Für Opa und Oma, die zum 85. Geburtstag noch ein E-Bike geschenkt bekommen, ist der Oberschenkelhalsbruch vorprogrammiert, da ist sich Ludwig Büttner ganz sicher. "Eine Spitzen-Bütt von einem Spitzen-Büttner" lobte der Sitzungspräsident.
Bei der Familie Nöller geht es, wen man dem Sketch "next Generation" glaubt, immer recht turbulent zu. Die Söhne Luca und Jona, Mutter Bettina und Vater Marco haben ganz unterschiedliche Ansichten vom Leben und von der Zukunft, einschließlich Umweltschutz.
Der Elferrat präsentierte auch dieses Jahr einen Film. Voriges Jahr war es ein Krimi, dieses Jahr der Gruselfilm "die unglaublichen Abenteuer in der Gückerhöhle" mit seltsamen Krabbeltieren und einem überdimensionalen Höhlenwurm. Verantwortlich dafür zeichnen Ramona Markert, Fabian Düring, Mario Stefan und Richard Fleckstein.
Die Sketchgruppe "am Stammtisch" mit André Kilian, Christian Keller und Frank Kilian traf sich in einem Gasthaus, dessen Wirt gerade im Home-Office ist. Kein Problem, das Bier kam digital, die Haxen auch. Als sie jedoch das Lokal verlassen wollten, kam aus dem Lautsprecher die Durchsage "Stopp ihr Schlawiner, erst wird die Zeche bezahlt".
Ganz zum Schluss war dann die Gückergarde, geleitet von Jennifer Markus, an der Reihe. Sie tanzte sehr anmutig die Geschichte von der Loreley vom Rhein, die mit ihrem Gesang die Besatzungen der Schiffe in den Tod zog.
Insgesamt über 120 Akteure haben auf und hinter der Bühne dafür gesorgt, dass der Online-Gückerfasching des TSV Rannungen auch dieses Jahr ein Erfolg war. Wer ihn versäumt, aber nun Appetit darauf bekommen hat: am Samstag, 26. Februar , ab 19.11 Uhr wird er nochmals per Internet übertragen. Tickets gibt es hier .