273 Jahre ist die Zeitlofser Kirche jetzt alt. Zeit ihres Bestehens war sie evangelisch. Aber die meisten Zeitlofser kennen sie unter einem eher katholischen Namen: Dreifaltigkeitskirche. Pfarrerin Barbara Weichert hat sich auf die Spuren dieses Rätsels begeben. Sie fand heraus: Die Namensänderung vollzog sich – fast unmerklich – Mitte der 1970er Jahre.
1553 führten die Patronatsherren von Thüngen in ihrem Herrschaftsgebiet – der Thüngenschen Cent – den evangelisch-lutherischen Glauben ein. Die umliegende Gegend blieb katholisch.
1736 war die alte Zeitlofser Kirche zu klein für die immer mehr werdenden Einwohner des Ortes geworden. Sie wurde abgebrochen.
Im Jahr darauf begann der Bau des neuen, barocken Gotteshauses. Am 23. November 1740 wurde es eingeweiht.
Pfarrerin Weichert kennt die Geschichte der drei Brüder, unter ihnen Philip Christoph Dietrich von Thüngen, die damals gesagt haben sollen: „Wir sind drei und sind uns einig. Gott sind auch drei und sind sich einig. Lass uns eine Dreieinigkeitskirche bauen.“
Andererseits: Seitdem Weichert 2004 nach Zeitlofs kam, kennt sie ihr Gotteshaus als Dreifaltigkeitskirche. Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit oder Trinität bezeichnet in der christlichen Theologie die Wesenseinheit von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist. Sie werden nicht als eigenständige Gottheiten aufgefasst, sondern als drei Erscheinungsweisen ein und desselben. Oder wie Barbara Weichert sagt: „Unser Gott ist 3D.“
Als Erstes gibt es da den Schöpfer von Mensch und Natur, dann die historische Gestalt, den fleischgewordenen Jesus Christus. Und schließlich umgibt nach dessen Tod und Auferstehung der Heilige Geist die Menschen auf all ihren Wegen.
So weit die grobe Definition. Doch laut Weichert existieren bei Dreieinig- und Dreifaltigkeit feine, historisch gewachsene Unterschiede.
Dreifaltigkeit soll von alters her eher dem katholischen Sprachgebrauch entstammen. Es werden die drei Arten, wie Gott den Menschen begegnet, hervorgehoben.
Die Dreieinigkeit betont, dass diese drei Arten ein und denselben Gott repräsentieren. Den Begriff verwenden wohl mehr die Protestanten.
Wenn dem so ist: Warum trägt die evangelische Zeitlofser Kirche einen katholischen Namen?
In zwei Jahren feiert die evangelische Gemeinde 275-jähriges Bestehen ihres Gotteshauses. Aus diesem Anlass forschte die Pfarrerin in alten Dokumenten nach.
Sie fand heraus, dass Pfarrer Johannes Münderlein das Haus immer Dreieinigkeitskirche nannte. Münderleins wirkte in Zeitlofs von 1959 bis 1971.
Doch aus der Zeit von Pfarrer Hans-Herbert Josch (1972 bis 1978) stammen Tauf- und Konfirmationsurkunden, die einen Wechsel belegen: „Das muss zwischen 1974 und 1977 gewesen sein“, sagt Weichert.
Unter Pfarrer Hans Henning (1979 bis 1986) hieß die Kirche Zur Heiligen Dreifaltigkeit. Und seit Pfarrer Hermann Horndasch (1987 bis 2003) ist sie schlicht als Dreifaltigkeitskirche bekannt.
Barbara Weichert will weiterforschen und dem Gotteshaus seinen ursprünglichen Namen zurückgeben, „wenn sich keine zwingenden Gründe und offiziellen Belege für den Namenswechsel finden lassen“. Dazu will sie im Landeskirchlichen Archiv stöbern.
Die Namensänderung strebt Pfarrerin Weichert nicht an, um die Katholiken zu ärgern. Es geht ihr nur um die Thüngensche Gründungslegende.
Egal ob Dreieinig- oder Dreifaltigkeit: Der Trinitas-Chor der Zeitlofser Kirchengemeinde wird seinen Namen behalten – obwohl er aus der lateinischen Bezeichnung der Kirche und einem Lied abgeleitet ist.
