Das ist das Schöne am Abschlusskonzert des Kissinger Sommers: Man weiß, dass er damit nicht zu Ende ist, sondern dass er noch eine kleine, aber gewichtige Fortsetzung hat: im Kissinger KlavierOlymp. Heuer findet der Wettbewerb der etwas anderen Art, der schon vor ein paar Jahren in der internationalen Beachtung angekommen ist, zum 16. Mal statt, und zwar von Donnerstag, 4., bis Sonntag 7. Oktober.
Wieder treten im Rossini-Saal sechs Kandidatinnen und Kandidaten gegeneinander an, um den Gewinner zu ermitteln, der im nächsten Jahr Solist eines großen Orchesters mit hohem Aufmerksamkeitswert ist. Aber auch die, die nicht das Glück - oder auch Können - haben, gehen nicht leer aus. Auch sie werden wieder zum Kissinger Sommer zu Klavierrecitalen eingeladen und auch wieder von einem Mentor in einem Meisterkurs betreut - wie das vor ein paar Wochen Menahem Pressler getan hat und im vergangenen Jahr Herbert Schuch, der Gewinner von 2005.
Internationale Mischung
Die Mischung ist auch dieses Mal wieder international, auch wenn die russische Schule heuer nicht vertreten ist: Aus Deutschland kommen Marie Sophie Hauzel, Samira Spiegel und Aris Alexander Blettenberg, Martin James Bartlett stammt aus England, Juan Pérez Florestán aus Spanien und Lukasz Krupinski aus Polen. Damit setzt der KlavierOlymp seine Tradition fort, den Wettbewerb klein und überschaubar zu halten, fast ein bisschen elitär. Aber die Ergebnisse sind Bestätigung. Marie Sophie Hauzel: Die Eröffnung am Donnerstag, 4. Oktober, 19.30 Uhr (alle Konzerte finden im Rossini-Saal statt) spielt die Jüngste in der Runde: Marie Sophie Hauzel wurde 2000 in Merseburg geboren und erhielt mit vier Jahren Klavierunterricht. Von 2007 bis 2009 war sie Schülerin von Rosa Masferer am Konservatorium von Girona, seit November 2009 war sie Jungstudentin am Mozarteum und Schülerin von Andreas Weber . Seit 2017 hat sie Unterricht bei Andreas Groethuysen. Sie ist Preisträgerin internationaler Wettbewerbe, gewann 2013 den Hans von Bülow Wettbewerb, 2015 den Carl Bechstein Wettbewerb im Bereich Kammermusik in Berlin. Sie gab Konzerte in Deutschland, Österreich, Slowenien, China, USA, Litauen und Dänemark. Sie besuchte Meisterklassen bei Lang Lang und Rudolf Buchbinder. Und sie wurde Stipendiatin der Deutschen Stiftung Musikleben sowie der Carl Bechstein Stiftung. Seit 2016 absolviert Marie neben der Schule das Bachelor-Studium im Konzertfach Klavier an der Universität Mozarteum. Marie Sophie Hauzel spielt Werke von Albeniz, Beethoven, Ligeti, Debussy und anderen. Martin James Bartlett (Freitag, 5. Oktober, 19.30 Uhr), 1996 in London geboren, war 2014 Sieger bei BBC Young Musician oft the Year, was ihm Solisteneinladungen zu vielen der führenden britischen Orchester brachte. 2017 war er Finalist beim Van Cliburn-Wettbewerb in Fort Worth/Texas. Martin James Bartlett hat nicht nur in den großen Londoner Konzertsälen und in Birmingham gastiert, sondern gab bereits Konzerte in Frankreich, Italien, Deutschland, Serbien und in den USA. In der letzten Spielzeit gab er sein Japan-Debüt. Bartlett begann seine Ausbildung im Alter von sechs Jahren, zuerst mit dem Klavier und zwei Jahre später mit Fagott und Blockflöte. 2014 begann er - neben Physik - sein Klavierstudium bei Vanessa Latarche am Royal College of Music in London, wo er ein Stipendiat der Stiftung ist. Sein Debüt bei den Proms gab er 2015. James Martin Bartlett spielt Werke von Bach, Hamelin, Rachmaninow und Prokofiew.
Samira Spiegel hat die kürzeste Anreise (Samstag, 6. Oktober, 11 Uhr). 1994 in Bad Kissingen geboren und in Sulzthal aufgewachsen, hat es sie längst in die weitere Welt hinausgezogen. Als V ierjährige bekam sie ihren ersten Klavierunterricht und lernte auch Geige zu spielen. Und beides tut sie heute noch. Sie wurde Jungstudentin für beide Instrumente an der Hochschule für Musik in Würzburg, wo sie auch ihr Bachelorstudium abschloss - 2016 Violine, 2017 Klavier nach ihrem Studium bei Bernd Glemser . In Detmold studiert Samira Spiegel zurzeit im Master Violine bei Eckhard Fischer und Klavier bei Silke-Thora Matthies . Im Oktober wird sie auch als Pianistin mit dem Masterstudiengang beginnen. Samira Spiegel ist eine vielfach ausgezeichnete Preisträgerin bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Sie gewann als Violinistin den 3. Preis beim Young Paganini Wettbewerb in Polen, den 1. Preis sowie Publikumspreis beim Louis-Spohr Wettbewerb in Kassel und als Pianistin den Steinway Förderpreis sowie mehrere Preise beim Münchner Klavierpodium. Außerdem ist sie Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes, der arteMusica Stiftung Frankfurt und mit ihrer Duo-Partnerin Nina Scheidmantel wurde sie in die Yehudi Menuhin Stiftung aufgenommen. Samira Spiegel spielt Werke von Beethoven, Brahms, Ajax und Debussy. Aris Alexander Blettenberg (Samstag, 6. Oktober, 15.30 Uhr), 1994 in Mülheim/Ruhr geboren, studiert Klavier bei Antti Siirala und Dirigieren bei Bruno Weil in München und Salzburg. Seit seinem Gewinn beim Hans-von-Bülow-Wettbewerb 2015 konzertiert er im In- und Ausland als Solist, Dirigent und Kammermusiker bei Festivals und in den wichtigen Konzertsälen. Wichtige Impulse erhielt er von Gerhard Oppitz , Andreas Groethuysen, Matti Raekallio, Rudolf Buchbinder, Vladimir Jurowski, dem Münchner Kammerorchester und dem Chor des Bayerischen Rundfunks. Er gastierte unter anderem bei den Duisburger Symphonikern und der Meininger Hofkapelle und spielte Kammermusik mit Arabella Steinbacher , Maximilian Hornung und Julia Fischer , mit der er seit einem Jahr ein Duo bildet. Seit 2015 ist Aris Alexander Blettenberg Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Bei seinem Recital im Rossini-Saal spielt er Werke von Bach, Mozart, Ligeti und Franck. Juan Pérez Floristán (Samstag, 6. Oktober, 19.30 Uhr), 1993 in Sevilla geboren, gewann 2015 den internationalen Wettbewerb Paloma O'Shear im baskischen Santander und den Berliner Steinway-Wettbewerb. Er gab seine Debüts in der Wigmore Hall London, der Philharmonie St. Petersburg, der Laeiszhalle Hamburg und dem Auditori Barcelona.
Er gastierte beim Sinfonieorchester des Spanischen Fernsehens und anderen spanischen Orchestern, den St. Petersburger Philharmonikern, dem BBC Philharmonic Orchestra , war Solist und Partner von Jesús López Cobos, David Afkham, Marc Soustrot, Lorenzo Viotti, Pedro Halffter, Mitgliedern des Casals-Quartetts, dem Fine Arts Quartet und andern. Unterrichtet wurde er von seiner Mutter Maria Floristán, später von Galina Eguiazarova an der Musikhochschule Reina Sofia in Madrid und von Eldar Nebolsin an der Hochschule für Musik " Hanns Eisler " in Berlin. Impulse bekam er unter anderem von Daniel Barenboim und Elisabeth Leonskaja. Juan Pérez Floristán spielt Werke von Beethoven, Ligeti und Mussorgsky. Lukasz Krupinski, der Älteste in dem Sextett kommt zum Schluss (Sonntag, 7. Oktober, 11 Uhr). Er wurde 1992 in Warschau geboren. 2016 gewann er in San Marino (wo er auch sämtliche Sonderpreise bekam). 2017 war er Finalist bei "Ferruccio Busoni" in Bozen und Sieger in Hannover sowie, bereits 2016, in Aachen. Im Oktober 2015 kam er bis ins Halbfinale des 17. Internationalen Chopin-Wettbewerbs in Warschau. Seinen ersten Wettbewerb gewann er 2011: den Stanislaw-Moniuszko-Wettbewerb für Slawische Musik in Minsk.
Er gastierte in West- und Ost-Europa, in Russland, China, Südkorea, Japan, Australien und in den USA. 2015 wurde er Stipendiat der Krystian-Zimerman-Stiftung. Nachdem er sein Studium an der Frédéric-Chopin-Universität in Warschau bei Alicja Paleta-Bugaj und Konrad Skolarski abgeschlossen hatte, wechselte er zu Arie Vardi an die Musikhochschule Hannover. Lukasz Krupinski spielt Werke von Mozart, Skrjabin, Chopin, Rachmaninow und anderen.
Abschlusskonzert Wie in jedem Jahr kommen die sechs Teilnehmer zum großen Abschlusskonzert am Sonntag, 7. Oktober, um 18 Uhr im Rossini-Saal zusammen, in dem jeder sich noch einmal vorstellt. Anschließend haben die Besucher, die alle sechs Teilnehmer gehört haben, die Gelegenheit, mit einem Stimmzettel den Gewinner oder die Gewinnerin des Publikumspreises zu wählen. Und natürlich gibt die Jury bekannt, wer im nächsten Jahr den begehrten Platz als Solist mit einem der großen Orchester bekommen wird. Aber es kommen ohnehin alle wieder. Der Bayerische Rundfunk schneidet das Konzert wieder mit.
Jury Eine personelle Änderung gibt es bei der Jury: Michael Stallknecht, freier Journalist aus München, kann aufgrund seiner zeitlichen Beanspruchung nicht mehr kommen. An seine Stelle tritt Mario-Felix Voigt. Er lebt als freischaffender Journalist in Berlin und ist unter anderem als fester freier Autor für das Klaviermagazin "Pianist", für "Crescendo" und die Berliner Morgenpost tätig. Die anderen vier Jury-Mitglieder sind weiterhin im Boot: Intendant Dr. Tilman Schlömp, Ulrich Hauschild, Musikchef des Palais des Beaux-Arts in Brüssel, die Berliner Künstlermanagerin Xenia Xien-Yue Groh-Hu und Thomas Ahnert (Saale-Zeitung, Bad Kissingen ).
Proben Auch in diesem Jahr gilt wieder: Wer einen einigermaßen gestimmten und gut spielbaren Flügel zu Hause hat und den einem der sechs KlavierOlympioniken zum Üben zur Verfügung stellen will (und damit auch die Nachbarn verblüffen will), meldet sich unter E-Mail kko@badkissingen.de de beim Organisationsbüro des Kissinger Sommers.
Karten An der Kartenstruktur und den Preisen hat sich nichts geändert: Es gibt Einzelkarten, ein Gesamtabonnement für die sechs Einzelkonzerte und das Abschlusskonzert (mit Stimmkarte für den Publikumspreis) und Familienkarten. Es gelten die üblichen Ermäßigungen. Schüler, Studenten und Auszubildende können kurz vor Beginn der Konzerte die 3-Euro-Karten erwerben. Karten gibt es bei der Tourist-Info, Arkadenbau, Tel.: 0971/804 84 44.