Man muss das wohl eine Krise nennen: Die Werbegemeinschaft Pro Bad Kissingen steht seit Dienstag nur noch unter kommissarischer Führung. Vorsitzender Heiko Grom und sein Stellvertreter Michael Pal, erklärten bei der Jahreshauptversammlung, dass sie nicht erneut zur Wahl antreten. Neue Bewerber für die Ämter fanden sich nicht. So führen Grom und Pal die als eingetragenen Verein organisierte Gemeinschaft von Kissinger Einzelhändlern bis auf Weiteres kommissarisch weiter.
Grom begründete seinen Rückzug mit dem Umbruch, den der Modehandel zurzeit durchlaufe. Vor diesem Hintergrund fordere ihn sein eigener Betrieb genug. Allerdings entwickelten sich auch manche Dinge zäher „als sie sollten“. In diesem Zusammenhang verwies er unter anderem auf den aus seiner Sicht schleppenden Austausch mit der Stadt, etwa beim Thema Beschilderung an Stadteingängen. Pal bilanzierte eine gute Zeit im Tandem mit Grom. Dennoch sei „ein bisschen die Luft raus“. Zudem stünden bei ihm „räumliche Veränderungen“ an.
Groms Rückschau auf das Arbeitsjahr war positiv ausgefallen. Auch finanziell hat die Werbegemeinschaft keine Probleme. Kritisch sieht der scheidende Vorsitzende aber die Entwicklung in der Werbegemeinschaft. Mehrfach beklagte er die hohe Zahl der nicht erschienenen Mitglieder. Bei der Versammlung war nicht einmal ein Viertel der rund 80 Mitgliedsbetriebe vertreten.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Problemsituation entwickelte sich, als die Versammlung bereits förmlich beendet war, unter den Mitgliedern eine Diskussion darüber, ob die Organisationsform der Werbegemeinschaft als Verein mit ehrenamtlicher Führung noch zeitgemäß sei. Zu einem (Ent-)Schluss brachten sie das Thema jedoch nicht.
Magnetbetrieb
Konfliktpotenzial mit der Stadt deutete Grom auch mit Blick auf städtische Pläne an, am Parkplatz Tattersall eine Art Geschäftszentrum anzusiedeln. Ein erster Anlauf in diese Richtung war wegen Insolvenz des damaligen Entwicklers im Sande verlaufen. Mittlerweile, so Grom, gibt es aber einen neuen Interessenten. Was er von dessen Planungen wisse, überzeuge ihn nicht, dass dadurch zusätzliche Kaufkraft in die Stadt gelockt werde. Ähnlich wie Pal befürchtet er eher, dass so ein Projekt dem bestehenden Einzelhandel in der Stadt Umsätze wegnimmt.
Wirtschaftsförderer Michael Wieden hielt dem entgegen, das Projekt sei noch in einem sehr frühen Stadium. Die neue Firma habe sehr gute Ansätze in Sachen Innenstadtanbindung, auch die Anbindung eines Busbahnhofs lobte er. Darüber hinaus achte die Stadt auf verträgliche Ansiedlungen dort. Zudem werde man immer mit Pro Bad Kissingen reden.