
Geballtes Wissen, geballte Erfahrung und geballter Fotoreichtum über Schönderling und ehemalige Gemeindeteile sind nun in einem Buch gebündelt zu finden. Matthias Elm und Jürgen Hüfner haben das Häuserbuch "Heimat Schönderling " herausgebracht, "das den einen oder anderen Schönderlinger überraschen dürfte", so Jürgen Hüfner.
Der 47-Jährige hatte in den letzten Jahrzehnten schon viele alte Fotos gesammelt und die Namen und Familienverhältnisse der abgebildeten Personen bewahrt. Informationen über die Personen, die auf den Fotos posieren, sind den jüngeren Generationen heute womöglich gar nicht mehr bekannt. Genau dies ist jedoch für ein Häuserbuch, das die Familien in den Mittelpunkt rückt, unerlässlich.
Ergänzung zur Chronik
"Das Häuserbuch ist als Ergänzung zur bereits vorhandenen Chronik zu sehen. Mit allgemeinen Daten zur Ortsgeschichte waren wir zurückhaltend", so Elm. Hüfner sorgte so für eine Datengrundlage, die Matthias Elm in verschiedenen Archiven zu vertiefen wusste.
So trafen sich zusammen mit Layouter Karl Hahn drei Koryphäen auf ihrem jeweiligen Gebiet. Mit dem Erfahrungsschatz der vergangenen Buchveröffentlichungen wusste Hahn auf Bewährtes, wie die richtigen Schriften oder Farben, zurückzugreifen. Lernte der Mediengestalter bisher bei der Layout-Arbeit auch gerne historisches Wissen über die hiesige Gegend, so wurde er im Zuge der Entwicklung beim Schönderlinger Häuserbuch "in die Kindheit zurückversetzt". Seine Mutter kam aus Schönderling und er hat noch so manche Erinnerung an verschiedene Ecken im Dorf. "Daher habe ich viel Herzblut in das Projekt gesteckt".
752 Bilder und Karten
Verlassen konnte er sich auf Jürgen Hüfner, der als Rhönfotograf bestens mit Fotomaterial umzugehen weiß. Bei so mancher alter verschmutzter oder geknickter Fotografie retouchierte Hüfner "viele viele Abende lang" die Mängel weg, so dass Hahn die Bilddatei nicht mehr bearbeiten musste - für den Brückenauer eine enorme Zeiteinsparung bei insgesamt 752 Bildern und Karten. Mit dem Wissen, wie Bilddateien für den Digitaldruck vorbereitet werden müssen, arbeitete er nur wenig nach.
In Hüfners Datenbank gibt es "so viele schöne Bilder, die unbedingt in das Buch rein mussten". Da sie teilweise nicht bestimmten Häusern zuzuordnen waren, finden sie sich in einem Dorfrundgang wieder. Nach Straßen geordnet runden die Fotos das Buch ab. Zusammen mit Luftansichten können nicht nur Einheimische, sondern auch Außenstehende Schönderling kennen lernen.
Das Herausragende an Schönderling ist für Jürgen Hüfner die gelebte Dorfgemeinschaft. Der Ort hat "einen großen Zusammenhalt und ein reges Vereinsleben". So wie das Dorf in die Rhöner Landschaft eingebettet ist, "ist die Lage fantastisch". Die Dorfansicht vom Hegkopf aus lieferte so das Titelbild. Da lag der Buchtitel nahe: "Heimat Schönderling " ist in seiner Kürze nicht nur griffig, sondern spiegelt die Familien und die Dorfgemeinschaft wieder.
Aus Sicht des Hobby-Historikers gibt es Wissenswertes aus den alten Schriften. So fand Matthias Elm eindeutige Hinweise, dass Schönderling nicht von Beginn an im Besitz des Klosters Thulba war, wie bisher angenommen. Die erste urkundliche Erwähnung 1317 steht in einem hennebergischen Verzeichnis, 1392 zahlten die Schönderlinger Einwohner den Zehnt an die Herren von Thüngen und 1439 gehörte es zu den Besitztümern von Thulba. Es war damals für große Herrschaften üblich, bei Finanznöten kleinere Besitztümer zu "verleihen", was nicht eine Art Pacht, sondern vielmehr einen Besitzerwechsel bedeutete.
Einmaliges Zeitzeugnis
Einer mündlichen Überlieferung nach hat Schönderling seine Ursprünge im Osterrain. Dieses Terrain wurde 2017 mittels einer Magnetometer-Prospektion genauer untersucht. Gefunden wurden über 200 Oberflächenfunde und mehrere Hausgrundrisse, die zeitlich im Mittelalter angesiedelt wurden. Da Schönderling schon immer eine Streusiedlung war, dient das nicht als Beweis für dessen Ursprung. Womöglich waren es nur einzelne Höfe, die im Laufe der Zeit wüst gefallen sind.
Wie sich die Dörfer verändert haben, machen amtliche Karten und Luftbilder von 1850, 1945 und 2019 deutlich. "Die Qualität, gerade von 1945, ist nicht optimal. Es ist aber ein einmaliges Zeitzeugnis", betont Matthias Elm.
Den Buchdruck gab Elm "mit Bauchschmerzen" in Auftrag, denn die Papierpreise waren stark angestiegen. Dennoch sind alle Beteiligten froh, das Ergebnis ihrer Recherchen und Mühen nun in Händen halten zu können, um die alten Zeiten für die Zukunft greifbar zu machen.
Das Buch: Das Häuserbuch "Heimat Schönderling - Häuser- und Familienbuch Schönderling mit Ober- und Untergeiersnest, Schmittrain und Münchau" (387 Seiten) behandelt alle Gebäude, die im Grundsteuerkataster von 1849/1850 aufgelistet sind, Einwohnerverzeichnisse und die Auswanderung nach Ungern und Amerika. Einleitende Kapitel erklären, wie die einzelnen Häuser- und Familienbücher der Orte zu lesen sind.
Das Buch kann in der Physioscheune Hüfner in Schönderling , Birkenstraße 31, zwischen 9 und 16 Uhr erworben werden. Bei Buchversendungen melden sich Interessierte bei Matthias-Elm@gmx.de.