
Als Alexander Richter mit ein paar Kollegen am Sonntag auf der Durchfahrt an der Gerodaer Tankstelle Station machte, fielen sie ihm gleich auf: blau-rote Plakate, Banner und Aufsteller, wie sie die Alternative für Deutschland ( AfD ) verwendet. Nur dass die Botschaften darauf der Partei kaum gefallen dürften, im Gegenteil: "Die AfD ist staatszersetzend" stand zu lesen. Und zwar auf nicht nur auf einem Banner unterhalb des Rathauses, sondern auch auf Aufstellern und an Gartenzäunen am Weg hinauf zur Kirche. Und auch den Ortseingang aus Richtung Schildeck zierte die Botschaft.
Doch wer hat sie dort angebracht? Unterschrieben war ein Aufsteller mit "unabhängige Gruppe von Personen aus Platz und Geroda ". Mehr Hinweise auf die Urheberschaft fanden sich nicht.
Auch Bürgermeister Alexander Schneider (UWG) weiß nicht, wer konkret die Plakataktion gestartet haben könnte. Am Sonntag war er nach eigenen Angaben noch im Urlaub, bekam davon zunächst nichts mit.
Vor Ort war Schneiders Stellvertreter Fred Hilsdorf. Und der handelte. Er ließ die Plakate, Aufsteller und Banner entfernen. Der Bürgermeister begründet das unter anderem damit, dass die Aktion weder bei der Gemeinde angemeldet noch die Standorte, zum Beispiel am Rathauszaun, abgesprochen waren. Mehr oder weniger sei der gemeindliche Grund zugepflastert worden.
"Gleiches Recht für alle", sagt Schneider mit Blick auf andere Parteien und Vereinigungen, die ordnungsgemäß angemeldet zum Beispiel an Straßenlaternen plakatieren.
Gerodas Bürgermeister teilt zwar die Meinung "Die AfD ist ein No-go". Dennoch findet er die anonyme Plakataktion nicht gut. "Wenn ich eine Meinung habe, kann ich die kundtun, muss aber klar erkennbar dazu stehen." So rätsele jeder im Ort, wer dahinter stehen könnte.
AfD-Bundestagskandidatin Ursula Lippold-Eggen sieht die Sache sportlich. "Wer das nicht aushält, darf nicht in die Politik." Sie gönne jedem seine Meinung, habe kein Problem damit, wenn er sie äußere. Sie wundere sich nur, wenn Zerstörungen von Plakaten bei anderen Parteien aufgegriffen würden, bei der AfD aber nicht. Und die gebe es reichlich.
Polizei noch ohne Hinweis auf die Urheber
Der Bad Brückenauer Polizei ist die Gerodaer Aktion, auch das Entfernen der Aufsteller, Plakate und Banner gemeldet worden.Thomas Vöth, der stellvertretende Inspektionsleiter, sagt: "Wir haben keine Hinweise auf den oder die Urheber, keine Reaktion von irgendwem", berichtet Vöth. Auch seien "keine Parallelfälle" aus dem restlichen Altlandkreis Brückenau bekannt. Die örtliche Polizeidienststelle habe die Kriminalpolizei in Schweinfurt informiert.
Laut Andy Laacke vom Polizeipräsidium Unterfranken in Würzburg, besteht der "Verdacht einer politisch motivierten Straftat ". Die Abteilung Staatsschutz der Kripo ermittle in diese Richtung.
Auch beim Landratsamt in Bad Kissingen ist keine Plakataktion angemeldet worden, schreibt Burkhard Lamer vom Büro des Landrates auf Nachfrage. Plakatwerbung sei aber auch Sache der jeweiligen Gemeinde. "Uns ist nicht bekannt, wer die Aktion initiiert hat."
Vorgänger-Aktion bei Wahl in Thüringen
Ganz neu ist die Idee, Plakate im AfD-Look mit der Linie der Partei ganz gegenteiligen Botschaften aufzuhängen, übrigens nicht. Vor der Landtagswahl in Thüringen 2019 wurden die Menschen hundertfach auf blau-rotem Grund auf der Straße mit peinlichen und menschenverachtenden Zitaten konfrontiert, die AfD-Politiker geäußert hatten. Das schreibt das Internetportal t-online.de. Allerdings waren dort die Urheber, die Gruppe " Hooligans gegen Satzbau", erkennbar. Aber auch andere Parteien wie die CDU waren schon Opfer von Nachahmungen.