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Bad Kissingen
Wer nicht tanzte, klatschte mit
Das Kurorchester und die Band "Trading Force" begeisterten das Publikum im Großen Saal. Die Zuhörer forderten gleich zwei Zugaben.
Das Publikum hielt es nicht lange auf den Stühlen.  Foto: Klaus Stebani       -  Das Publikum hielt es nicht lange auf den Stühlen.  Foto: Klaus Stebani
| Das Publikum hielt es nicht lange auf den Stühlen. Foto: Klaus Stebani
Redaktion
 |  aktualisiert: 19.08.2022 12:45 Uhr
Sollte es das Ziel der scheidenden Orchesterchefin Elena Iossifova sein, dem Bad Kissinger Publikum möglichst lange positiv im Gedächtnis zu bleiben, so dürfte sie diesem Ziel einen entscheidenden Schritt näher gekommen sein. In dem "Pop meets Classic" betitelten Konzert im Großen Saal des Regentenbaus verbanden das Kurorchester und die Band "Trading Force" auf äußerst unterhaltsame und professionelle Art klassische Musik mit bekannten und beliebten Pop- und Rock-Songs.


Ein Glücksgriff

Dass das Bad Kissinger Kurorchester aus Profis besteht, ist hinlänglich bekannt. Doch dasselbe gilt auch für die fünfköpfige Formation "Trading Force". Es handelt sich um angehende beziehungsweise aktive Berufsmusiker, die vor einem Jahr an der Berufsfachschule für Musik in Regensburg zusammenfanden. Sie haben als Jazz-Quintett begonnen, können aber stilistisch alles. Sie spielen aus Spaß an der Freude auf Geburtstagen und Straßenfesten und erwiesen sich als Glücksgriff für die Bad Kissinger Musik-Fans. Zustande gekommen ist der Kontakt mit dem Kurorchester über Bandmitglied Marek Stibor (E-Bass und Trompete), er stammt aus Oberthulba und ist mit dem Bad Kissinger Jugendmusikkorps groß geworden.
Es wäre schon fast unfair, einzelne Musiker herauszugreifen, doch das gilt nicht für Sängerin Annika Fischer. Ihre volle, wandlungsfähige Stimme dominierte den Abend. Und sie hat wirklich alles drauf, vom sanften, lyrischen Gesang über Soul und Blues bis hin zur knallharten "Rock-Röhre". Ihre Stimme ist für "Purple Rain" von Prince ebenso geeignet wie für ABBA-Interpretationen und Songs von Lady Gaga. Erwähnenswert aber auch die perfekten Gitarren-Soli von Günter Wein. Doch zunächst hatte "Trading Force" Pause. Das Konzert begann mit Mozarts Kleiner Nachtmusik, interpretiert allein vom Kurorchester, rhythmisch aufgepeppt und mit Drum-Set begleitet. Es klang ein bisschen wie ein Stück von "Rondo Veneziano", nur mit mehr Power und ohne den etwas langweiligen, durchgehenden Einheits-Rhythmus , wie ihn "Ronde Veneziano" pflegt. Ein gelungener Einstieg in eine "mega große Musikparty", wie Elena Iossifova eingangs betont hatte.
Bei "Mamma Mia" von "ABBA" stieg "Trading Force" mit ein. E-Bass und Bass-Drum ließen schon mal den Boden des ehrwürdigen Konzertsaals vibrieren, später besorgten das die Beine der vor der Bühne tanzenden Konzertgäste. Seien es der Song "Back to Black" von Amy Winehouse, das etwas eigenwillig aber sehr reizvoll arrangierte "Eleanor Rigby" von den Beatles oder Madonnas "Like A Prayer", das Publikum ging begeistert mit. Wenn sich dann unvermittelt der Radetzkymarsch und die Polka "Unter Donner und Blitz" von Johann Strauss zwischen zwei Pop-Songs mischten, dann tanzte das Publikum halt Polonaise. Und wer nicht tanzte, der klatschte mit.


Bunter Stil-Mix

Der bunte Stil-Mix passte jedenfalls und heizte die Stimmung eher noch an. Wofür auch die Gesamtleiterin des Konzerts, Elena Iossifova, und Sängerin Annika Fischer immer wieder sorgten. Ihr Spaß an der Musik sprang von Beginn an wie der so oft zitierte Funke auf das Publikum über.
Sogar auf der Empore hielt es etliche Zuhörer nicht auf ihren Sitzen, sie verlangten nach rhythmischer Bewegung oder sie schwenkten Taschenlämpchen, Feuerzeuge und Handys im Takt der Musik. Dass sich selbst ältere Semester auf die Tanzfläche wagten, sprach ebenfalls für die Qualität des Gebotenen.
Mal spielte das Kurorchester alleine, mal die Band für sich, meist beide zusammen. Und es war schon erstaunlich, wie perfekt die beiden Formationen miteinander harmonierten, trotz der zeitlich sehr beschränkten gemeinsamen Probe-Möglichkeit. Profis eben. Professionell gerieten übrigens auch die Ton-Abmischung und die Light-Show. Kurorchester und "Trading Force" spielten ohne Pause durch. Am Schluss forderte das Publikum energisch eine Zugabe, die es mit "Hound Dog" von Elvis Presley auch bekam. Doch das war den rund 600 Zuhörern immer noch nicht genug, so dass noch einmal ein Song von "ABBA" den Großen Saal füllte. Einen derart langen Schlussapplaus wird der Saal wohl nur selten erleben. Man darf auf die Hommage auf Rio Reiser gespannt sein, die am 8. Juli um 22 Uhr in der Wandelhalle stattfinden wird. Dann werden der ehemalige Keyboarder von "Ton Steine Scherben", Martin Paul, sowie der Schauspieler und Sänger Michael Gerlinger zu Gast beim Kurorchester sein. kmt
 
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