„Mein Vater sitzt eh nur besoffen da und schreit meine Mutter an.“ „Ich tue mir selbst weh, um einen kurzen Moment Ruhe zu empfinden.“ „Der Verweis ist mir egal, meine Eltern interessieren sich eh nicht für mich.“ Es sind Zitate, die unter die Haut gehen. Zitate von Schülerinnen und Schülern, die resigniert haben, für sich keine Perspektive mehr sehen – oder sogar über Suizid nachdenken, wie es in einer Pressemitteilung der Jugendsozialarbeit an Schulen heißt .
„Manchmal ist es fünf vor zwölf – aber dank der präventiv ausgerichteten Jugendsozialarbeit an Schulen kann die Unterstützung meist schon viel früher unterstützen“, sagt Georg Schulz-Hertlein. Er koordiniert für das Jugendamt des Landkreises Bad Kissingen die Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS), vernetzt Träger und Fachkräfte und entwickelt das Angebot weiter. „Auch nach zehn Jahren erschüttert es mich noch immer, mit welchen Problemen die Kinder und Jugendlichen zu kämpfen haben: Ängste, Armut, Missbrauch, suchtkranke Eltern oder psychische Gewalt – das ist leider die gesellschaftliche Realität, mit der die Lehrkräfte und damit auch unsere Fachkräfte regelmäßig konfrontiert werden“, erklärt er.
Konflikte, familiäre Probleme
Im Jahr 2002 startete in Bayern das Förderprogramm „Jugendsozialarbeit an Schulen“. Der Landkreis Bad Kissingen stieg 2013 als einer der letzten Landkreise im Freistaat ein.
Im Jahr 2022 wurden insgesamt 1022 Schülerinnen und Schüler durch die JaS erreicht, davon hatten 31 Prozent einen Migrationshintergrund. Am häufigsten benötigten Kinder und Jugendliche zwischen zehn und zwölf Jahren Unterstützung. Hauptanlass waren Konflikte mit Mitschülerinnen und Mitschülern , gefolgt von familiären und psychischen Problemen. Meist wurden die jungen Menschen auch außerhalb der Jugendhilfe weiter unterstützt, am häufigsten durch Ärzte und Psychologen, Angebote der Ganztagsschule oder den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst (MSD).
„Die JaS bildet sozusagen gemeinsam mit den Lehrkräften, Schulpsychologinnen und -psychologen sowie Beratungslehrkräften eine pädagogische Hausgemeinschaft. Dadurch entsteht eine Vernetzung von Kompetenzen, die ein Netz an Hilfen bietet, das direkt dort wirkt, wo junge Menschen sich gemeinhin häufig aufhalten – in der Schule“, erklärt Thorsten Ukena von der Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration, gfi gGmbH. Sie war der erste JaS-Träger im Jahr 2013 – und ist es bis heute geblieben.
Zu den Schulpionieren gehört neben der Staatlichen Berufsschule die Saaletalschule. Dort benötigen die Schülerinnen und Schüler ganzheitliche Förderung, „und auch die Eltern und Lehrkräfte erhalten von der JaS Unterstützung“, erläutert die stellvertretende Schulleiterin Stefanie Lösch. „Lern- und Lebenssituationen können verbessert werden, außerdem können wir Krisen schnell begegnen und Unterstützung anbieten. Durch ein hervorragendes Netzwerk können zudem weitere Fachdienste zeitnah kontaktiert und involviert werden.“