Wenn der Wald brennt, dann haben es die Feuerwehren ganz besonders schwer. Das hatte sich im vergangenen Jahr anlässlich eines größeren Waldbrandes bei Miltenberg herausgestellt. Grund genug, um jetzt in einer Großübung die Zusammenarbeit von zwei Dutzend Wehren unter der Einsatzleitung der Kreisbrandinspektoren Marco Brust und Harald Albert zu proben. Kreisbrandrat Benno Metz und Kreisbrandinspektor Peter Sell leiteten die Übung.
Schon morgens um 8.30 Uhr waren etwa 30 Feuerwehrautos aus dem gesamten Landkreis Bad Kissingen ausgerückt. Beobachter der Feuerwehren aus den Landkreisen Rhön-Grabfeld und Main-Spessart fanden sich ebenfalls am nördlichen Ortsende von Neuwirtshaus ein. Auch zwei Schleppergespanne der ansässigen Landwirte mit großen Wasserbehältern reihten sich ein.
Gemäß dem vorgegebenen Übungsszenario brannte es virtuell und zum Teil auch wirklich in den Staatswaldabteilungen des Neuwirtshauser Forstes Lenzenbrunn und Flossbrunn. Das gemeindefreie Waldgebiet hat etwa 250 Hektar Größe und liegt zwischen der B 27 und der nach Schönderling führenden Willkommstraße.
Im Einsatz war laut Szenario auch ein Löschhubschrauber, der in den Wald abstürzte. Doch gab es den Absturz nicht wirklich. Aber ein ausgeliehener Hubschrauber-Übungstorso der Bundeswehr konnte vor Ort geschafft werden, der dann in Rauchschwaden eingehüllt war. Die Einsatz-Kommandozentrale hatte sich in einer Parkbucht an der B 27 eingerichtet. Mitten im Wald hingegen war das Zentrum der rund 50 Szenario-Helfer und Komparsen anzutreffen. Man hatte einiges inszeniert, um den restlichen rund 200 übenden Feuerwehrleuten den Einsatz gezielt zu erschweren. „Wir haben uns einige Gemeinheiten einfallen lassen“, ließen die Übungsbrandstifter wissen.
Dazu gehörten zum Beispiel auch umgefallene Bäume, die den Weg versperrten. Nicht extra vorbereitet werden mussten die abseits der befestigten Wege im sumpfig weichen Waldboden eingesunkenen Einsatzfahrzeuge, die von anderen Feuerwehrautos mit dem Abschleppseil aus ihrer misslichen Lage befreit werden mussten. Ein weiteres Problem können auch an den Wegen abgestellte Privatautos sein, etwa von Spaziergängern oder Pilzsuchern. Da haben breite Löschfahrzeuge ein Problem, an diesen vorbeizufahren.
Als zunächst verwirrend erwies sich die Orientierung im Staatswald. Zwar gab es einen detaillierten Plan vom Einsatzgebiet und den darin befestigten Schotterwegen. Diese größeren Wege haben auch Namen wie zum Beispiel Naßwaldweg, Kegelbahn, Seufzigweg oder Schmierweg. Aber die Namensschilder sucht man vor Ort vergebens. Die Namen stehen nur auf dem Plan und nach einiger Zeit sehen alle Waldwege ähnlich aus.
Zufriedenstellend wurde das Problem der superlangen Schlauchstrecke gelöst. Zwischen dem Hydranten in Neuwirtshaus und den Einsatzorten mitten im Staatswald galt es, einige Kilometer Schlauch zu verlegen und Pumpen zu installieren. Auf die Wasserentnahme aus den naturgeschützten Biotopen verzichteten die Floriansjünger nach Weisung der Naturschutzbehörde. Vor Ort war auch die Wasserkanone aus Oberthulba mit ihrem großen Tank. Mittags gab es zur Stärkung der Übungsteilnehmer eine Schüssel Gulaschsuppe aus der kulinarischen Suppenkanone vom Baujahr 1962, die der Landkreis aus den NVA-Beständen der ehemaligen DDR nach dem Mauerfall erworben hatte.
Kreisbrandrat Benno Metz war im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Übungsablauf, wenn es auch hie und da noch Anregungen und Verbesserungsvorschläge gab. Zum Einsatz kam auch das Rote Kreuz, waren doch einige Verletzte – laut Szenario zum Beispiel aus dem abgestürzten Hubschrauber – zu retten.
Als Beobachter zeigten sich Vertreter des Technischen Hilfswerkes, des Bundesforstes, des Landratsamtes und der Integrierten Leitstelle (ILS) Schweinfurt präsent. Auch Tim Eichenberg, Abteilungsleiter „Sicherheit und Ordnung“ beim Landratsamt Bad Kissingen, sowie die Bürgermeister Jürgen Karle (FWG) aus Wartmannsroth und Gotthard Schlereth (FWG) aus Oberthulba waren beeindruckt von dieser Großübung.
Gunter Hahner von der Leitung des Staatlichen Forstbetriebes Hammelburg, Mittelsinn und Lohr: „Hier handelt es sich um 250 Hektar Kernwaldgebiet, das für das Biosphären-Reservat stillzulegen ist.“ Dort werde es in einigen Jahren viele Kahlflächen geben, durch welche die öffentliche Willkommstraße gehe. Dass es zu Waldbränden in diesem Bereich kommen könne, sei nicht unwahrscheinlich. Ortskenntnis und eine überschaubare Koordination der Einsatzfahrzeuge seien wichtig. Hahner: „Sonst sind die Wege blockiert und die Feuerwehr behindert sich selbst.“
Der bayerische Staatswald stellt laut Hahner einen Vermögenswert von insgesamt 25 Milliarden Euro dar und sei allein schon aus diesem Grund schützenswert. „Heute habe ich erkannt, wie wichtig solche Übungen auch im Wald sind“, bedankte sich Wartmannsroths Bürgermeister Jürgen Karle bei den Floriansjüngern.