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Maßbach
Wenn die Märchen sich in Maßbach verzwirbeln
Paul Maar stellte mit zwei Musikerkollegen in einer Generalprobe sein neues, skurriles Buch "Schiefe Märchen & schräge Geschichten" im TIP vor.
Das 'Schräge Trio' mit Paul Maar (Mitte), Wolfgang Stute (rechts) und Konrad Haas im 'TIP' sorgten mit jazzig-fröhlichen Tönen und Maars in eine witzig-skurrile Schieflage gebrachten Märchen und Gedichten für einen umwerfend komischen schrägen Nachmittag. Foto: Ahnert       -  Das 'Schräge Trio' mit Paul Maar (Mitte), Wolfgang Stute (rechts) und Konrad Haas im 'TIP' sorgten mit jazzig-fröhlichen Tönen und Maars in eine witzig-skurrile Schieflage gebrachten Märchen und Gedichten für einen umwerfend komischen schrägen Nachmittag. Foto: Ahnert
| Das "Schräge Trio" mit Paul Maar (Mitte), Wolfgang Stute (rechts) und Konrad Haas im "TIP" sorgten mit jazzig-fröhlichen Tönen und Maars in eine witzig-skurrile Schieflage gebrachten Märchen und Gedichten für einen ...
Gerhild Ahnert
 |  aktualisiert: 19.08.2022 19:30 Uhr
Das Theater Maßbach lud zur öffentlichen Generalprobe ein, und alle kamen. Na ja, nicht ganz alle, aber solche Mengen von Besuchern, dass Intendantin Anne Maar geschickt sortieren musste, damit sie die vielen Erwachsenen und Kinder unterbringen konnte. Zu einer Lesung mit Musik zur Vorstellung des in diesem Herbst erschienen neuen Buches ihres berühmten und nicht nur bei kindlichen Lesern beliebten Vaters Paul Maar, "Schiefe Märchen und schräge Geschichten" hatte sie ins Maßbacher Jugendtheater, das "Theater im Pferdestall", kurz TIP, geladen. Für die Premiere am gestrigen Abend im Berliner Schlossparktheater hat er sich mit zwei Jazzmusikern und Komponisten zusammengetan, dem Gitarristen und Perkussionisten Wolfgang Stute und Konrad Haas an Keyboard, Synthesizer, Querflöte und Saxophon.


Dichtes Arrangement

Dieses "Schräge Trio" hat aus der Präsentation von sechs der Märchen und Geschichten einen kleinen Musiktheaterabend gemacht, denn die beiden Instrumentalisten spielen nicht nur ausgezeichnete Gute-Laune-Jazz-Zwischenmusiken, etwa beim Duett mit Stute an der Schlitztrommel und Haas mit Querflöte und Keyboard. Sie liefern auch witzig-realistische Soundeinwürfe wie beim "Telefongespräch der schlaflosen Prinzessin mit der Fee", die ihren Haarföhn in ein Telefon verzaubert hat, oder den schauerlichen Background für das Schauergedicht "Wenn", sie spielen auch in kleinen Dialogen, geben drei der sieben Zwerge oder singen den "Skaterkater Adelbert"-Song.

Paul Maar führte seine Zuschauer schon zu Beginn in seine verzwirbelte Welt aus Menschen und Märchengestalten mit seiner Version dieses "Gestiefelten (S)Katers" Kater Adelbert, der mit seinen Fahrkünsten sein Frauchen finanziell unterstützt, aber so gerne die von ihm angebetete Siamkatze Ramira erringen würde, wozu er zum "Gestiefelten Kater" werden und in der heutigen mühlenlosen Zeit einen Müllersohn auftreiben muss.


Kein Handynetz für Gretel

Bei Maars komplett auf den Kopf gestellten "Hänsel und Gretel"-Geschichte scheitert das ganze Unternehmen, weil es leider keinen Handy-Empfang gibt im "tiefen dunklen Wald". Und bei "Der Föhn, der Herd und die Milch" führt die ganz realistisch beginnende Geschichte vom hier allerdings königlichen Vater, der sein Töchterchen, die Prinzessin, mit einer Geschichte zum Einschlafen bringen will, in eine Märchengeschichte, in der ein Märchenkönig seine Tochter mit der Geschichte vom "Goldenen Haarföhn" zum Einschlafen bringen will, die wiederum in die Geschichte des Oberhofkochs vom Küchenherd führt, der so sehnsüchtig einmal ins Kino möchte.


Völlig verwirrte Zwerge

In "Schneewittchen" werden die Zwerge durch das hübsche Mädchen, das da vor ihnen liegt, so sehr verwirrt, dass der siebte Zwerg die Frage preisgibt, die das echte Märchen immer verschweigt. Und im "Rumpelstilzchen" von Paul Maar bekommt endlich einmal der Titelheld die Prinzessin. Wie in einem Kaleidoskop wirbelt Paul Maar altehrwürdige Volksmärchen (Rumpelstilzchen, Schneewittchen), Märchenmotive (sprechende Dinge wie Föhn oder Küchenherd) und ganz reale Alltagsgeschichten umeinander, würzt sie mit seinem skurrilen Humor und baut daraus ein vor lauter fantasievollen Ideen und überraschenden Pointen glitzerndes Mosaik aus Bekanntem und Überraschendem. Die Zuschauer bedankten sich mit heftigem Beifall beim schrägen Trio, und Paul Maar bedankte sich beim Publikum mit drei witzigen Abzählreimen zu Märchenthemen: "Schneeweißchen und Rosenrot", "Rapunzel"und "Rotkäppchen".

Die Publikumsreaktionen beim Generalprobennachmittag gaben seiner Ankündigung in der Begrüßung Recht, dass er nicht nur für Kinder schreibt, denn sowohl Kinder als auch Erwachsene glucksten, grinsten und amüsierten sich bei diesem etwa 70 Minuten dauernden kurzweiligen Musik-Theaternachmittag. Dieser bildet aber nur den ersten Teil seiner eigentlich zwei Lesungen der insgesamt 18 Texte von "Schiefe Märchen und schräge Geschichten".

Es wird noch einen zweiten nur für Erwachsene geben, für den man nicht nach Berlin fahren muss. In der Rathausdiele in Schweinfurt präsentiert das "Schiefe Trio" seinen nicht ganz so kindergeeigneten Teil am 17. November, 19.30 Uhr, vor einem erwachsenen, aber hoffentlich genauso jung und fantasievoll verspielt gebliebenen Publikum.
 
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