Spectaculum ist mit einem Mord(s)-Paukenschlag zurück. Mehr als zwei Jahre ins kulturelle Ödland verbannt, trat die Laientheater-Gruppe mit teils frischen Kräften und dem neuen Regisseur Markus Arneth mit Agatha Christies Romanwerk "Und dann gabs keines mehr" auf der Freilichtbühne von Schloss Saaleck auf.
Ein einsames, britisches Eiland, Soldier Island, ist der Handlungsort. Zehn Menschen sind hier zu einer Gala eingeladen. Bis auf das bedienstete Ehepaar, Ethel und Thomas Rogers, sind sie einander nie begegnet. Gastgeber sind unbekannterweise Mrs. und Mr. Oddey, die die Neugier und wahrscheinlich auch Spekulationen auf Geschenke oder merkantile Vorteile weckten. Soldier Island ist nur mit dem Boot zu erreichen. Typisch englisches Wetter verhindert eine Rückfahrt oder Flucht. Dazu gibt es kein Telefon auf der Insel. Es existiert keine Verbindung nach außen und die Gastgeber glänzen durch Abwesenheit. Unbehagen breitet sich aus, denn alle Geladenen hüten ein düsteres Geheimnis in ihrer Vergangenheit, das nie gesühnt wurde. Sind sie in eine Falle geraten?
Der Neue und die "Kriegerlein"
Es sei vorweggenommen. Die Gesamtleistung der Darsteller verdient hohe Anerkennung zumal Spectaculum seit drei Jahren nicht mehr auftreten konnte und mit Markus Arneth einer neuer Regisseur das Ruder in die Hand nahm, der erst einmal mit den Akteuren "warm" werden musste. Der Leiter des Jack-Steinberger-Gymnasiums, beileibe kein Frischling auf den Theaterbrettern, hatte dieses Hobby schon zu den Akten gelegt bis er einen Anruf der Hammelburger Spielerschar erhielt. Bei Arneth wurde das Theaterfeuer neu entfacht. Hinzu kam, dass Wolfgang Althoff als Akteur ausfiel, und Arneth selbst die Rolle des Butlers übernahm.
Das Kriminalstück ist dem Kinderreim "Zehn kleine Negerlein" entsprungen. Die Haupt-Protagonisten: Lydija Macek-Sollfrank als Vera Claythorne, die als Sekretärin der geheimnisvollen Oddeys engagiert wurde, Privatdetektivin Wilhelmina Blore alias Anne Rauschmann und der Abenteurer, Major Philip Lombard (Torsten Korff). Mit den umfangreichsten Textpassagen ausgestattet, zeigten sie sich als ambitionierte Schauspieler mit Erfahrung auf der Bühne.
Dazu Elisabeth Lamprecht in der Rolle der Lady Laura Wargrave hat den Ruf als gnadenlose Richterin, der "Gerechtigkeit" bis zum letzten Blutstropfen verpflichtet zu sein. Logisch, manipulierend und emotionslos zieht sie ihre Fäden. Sie ist es auch die, die den Namen des Gastgebers Norman Olick B. Oddey anhand eines Briefes dechiffriert - Mr. Nobody, die Stimme auf dem Tonband (Horst Sollfrank). Lamprecht war eine überaus treffende Wahl für diese Figur.
Carolin Brent (Sandra Eichelbrönner-Fickert) eine streng orthodoxe "alte Jungfer" und Antipod von Vera Claythorne glaubt ein reines Gewissen zu haben, obwohl sie ihre schwangere 17-jährige Bedienstete aus dem Haus warf, die daraufhin ins Wasser ging. Dr. Edith Armstrong (Stephania Eideloth) operierte im betrunkenen Zustand eine Frau, die danach starb. Mit dem Wechsel zur Nervenärztin will sie die Schandtat vertuschen. Beide Darstellerinnen überzeugten in diesen Rollen.
Dieter Moschinsky, dem der Part des Generals. a. D. John Gordon Mackenzie auf den Leib geschneidert war, sehnte seine verstorbene Frau zurück, deren Liebhaber er einst auf ein "Himmelfahrtskommando" schickte, von dem dieser nicht zurückkehrte. Anthony James Marston (Roger Jaguczak), ein junger Lebemann, ist ein Freund schneller Autos und des Whiskeys. Hatte er nicht mit überhöhter Geschwindigkeit zwei Kinder überfahren? Den immer jovialen und trinkenden Playboy, den er pointiert mimte, erwischte das Zyankali im Whiskey-Glas als erstes Opfer. "Zehn kleine Kriegerlein tranken in der Scheu'n, eins davon verschluckte sich, da waren's nur noch neun".
Und schließlich das Ehepaar Thomas und Ethel Rogers (Markus Arneth und Simone Knüttel), das extra engagierte Hauspersonal, das die Gäste versorgen sollte. Haben sie wirklich eine frühere Arbeitgeberin getötet, um an ihr Vermögen zu kommen? Trotz kurzzeitigen Einspringens von Regisseur Markus Arneth als Butler gelang das Zusammenspiel mit der ewig maulenden-unzufriedenen " Gattin " makellos. Assistentin Ulrike Korff übernahm den Regiestuhl. Den Part des Fährkapitäns Fred Narracot spielte Wolfgang Rompf.
Leichen stapeln sich im Keller
Nachdem sich eine Leiche nach der anderen im Keller des Hauses stapelt, war es die verzweifelte Vera Claythorne, die den vorletzten Überlebenden, Philip Lombard, mit dessen Pistole erschoss. Sie selbst erhängte sich. "Einem kleinen Kriegerlein war das Herz so schwer, es ging und erhängte sich und dann gabs keines mehr".
Wer war der blutige Rächer, der die zehn Gäste "bestrafte"? Nun, das kann jeder selbst erleben. Zwei Aufführungen von "Und dann gabs keines mehr" sind noch am Freitag, 15., und Samstag, 16. Juli auf der Schlossbühne zu sehen. Karten gibt es bei "taste & smell by Sasch" in der Kissinger Straße, Tel.: 09732/ 78 12 87, per mail bei horstsollfrank625@gmail.com oder an der Abendkasse.