Crossover-Projekte sind beliebt - kombinieren sie doch das vermeintlich Beste zweier Kulturwelten, um etwas Neues zu schaffen. Auch der Kissinger Winterzauber öffnete sich diesem Genre mit "Breakin´ Mozart ", einer Verschmelzung von Mozarts klassischen Werken mit Stilmitteln aus Hip-Hop, Technobeats und Breakdance - interpretiert durch die "DDC Breakdancer" aus Schweinfurt.
Eine Bühne, ein betanzbarer Boden und eine entsprechende Musikanlage - mehr sind eigentlich nicht erforderlich für die akrobatischen Tanzeinlagen der Breakdance-Community. Von daher passte der Max-Littmann-Saal im Bad Kissinger Regentenbau für die zehn Akteure der Schweinfurter Breakdancer, die weit über die Grenzen ihrer Heimatstadt hinaus bekannt sind und auch in Bad Kissinger ihre Fans haben - ausverkauftes Haus unter Corona-Bedingungen heißt halt: es sind nur 250 Gäste zugelassen.
Natürlich gehört mehr dazu, um einen Abend zu füllen - und dieses Mehr wurde inspiriert durch Christoph Hagel am Klavier und als Ideengeber von "Breakin´ Mozart " sowie Darlene Ann Dobisch, die als Sopranistin die Arie der Elektra aus der Oper "Idomeneo" oder die Arie de Königin der Nacht "Der Hölle Rache" aus der "Zauberflöte" beisteuerte.
Ausrucksstarke Artistik
Die optischen Glanzlichter im ausgereiften Lichterglanz setzten die sechs Tänzer Marcel Geißler, Alexander Pollner, Gregory Strischoewsky, Raphael Götz, Michael Lamprecht und Malicki Krzysztof sowie die beiden Tänzerinnen Kira Lefebre und Felice Aquilar. Dabei liegt auch die Choreografie in den Händen der DDC-Truppe, die mit ihrer grenzverschiebenden Beweglichkeit, ihrer ausdrucksstarken Artistik und ihren synchronen Bewegungsabläufen zurecht Breakdance-Weltmeister geworden sind.
" Mozart wie Sie ihn kennen, aber auch nicht kennen" lautete die Ankündigung zu Beginn "unserer letzten Show des Jahres 2021" - verbunden mit dem Dank an den Veranstalter für das "Nicht-Absagen" und dem Versprechen an die Gäste: "Wir geben heute nochmals 150 Prozent!" Und dieses Versprechen erfüllte das DDC-Ensemble in ihrer 2013 aufgelegten Show "Breakin´ Mozart ", die ihren musikalischen Reiz durch die Verbindung klassischer Musik mit wummernden Beats und Hip-Hop-Rhythmen bekommt und damit den Rahmen für typischen Körperbewegungen bilden, die sich auf den Straßen New Yorks entwickelt haben und mittlerweile eine weltweit anerkannte Tanzform mit eigenen stilistischen Ansätzen ist.
Rivalität und Imponiergehabe
Für "Breakin´ Mozart " wählten die Ideengeber das klassische Konzept der Rivalität, die sich aus Imponiergehabe oder dem Umwerben einer Person - meist weiblich - ergibt. Dabei räuberten sie im reichhaltigen Repertoire von Wolfgang Amadeus Mozart und adaptierten Klaviersonaten und Sinfonien, die Ouvertüre zu "Figaros Hochzeit", " Eine kleine Nachtmusik " oder "Papapapa" aus "Zauberflöte".
Entstanden ist ein musikalischer Crossover als Plattform für den choreographischen Ideenreichtum und die tänzerischen Qualitäten des DDC-Ensembles, das unter der Regie eines blaugewandeten Mozart als Solisten, als Paare oder in voller Personalstärke alle Stilrichtungen des Breakdance auf der Bühne präsentierte.
Das sogenannte "Top Rocking" als Tanzen im Stehen, das die Formation in perfekter Synchronisation darbot, wurde ergänzt durch "Footworks" als Tanzen auf dem Boden mit artistischen Einlagen wie einarmiger Handstand oder der Beinkreisel, die nicht nur die Fitness der Akteure sondern auch ihre Körperbeherrschung zeigte.
Powermoves und Head Spin
Spektakulär auch die schnellen Drehbewegungen, die als "Powermoves" bekannt sind und mal auf dem Rücken liegend, mal als "Head Spin" auf dem Kopf ausgeführt werden und meist in einer eingefrorenen Bewegung ("Freeze") enden. Daneben gab es aber auch klassische Elemente aus dem Ballett zu bestaunen, artistische Einlagen erinnerten an das Varieté oder den Zirkus , humorvolle Sequenzen sorgten für den augenzwinkernden Spaßfaktor der Show.
Die Gäste honorierten die 90-minütige abwechslungsreiche Darbietung mit Szenenapplaus für die gesanglichen wie tänzerischen Leistungen und steigerten sich auf "150 Prozent" Begeisterung beim stehenden Schlussapplaus nach dem tollen Finale zur Sinfonie C-Dur DV 551 aus "Jupiter".