Fußball ist wichtig für Ana Maria Benevides Werner, zumindest bei einem großen Turnier wie der Weltmeisterschaft jetzt. Da wehen vor dem Haus die Fähnchen und innen drin gibt es selbst für die zwölfjährige Hündin Laika ein Trikot. Die 58-Jährige Ana Maria (verheiratet, ein Sohn) ist studierte Sozialwissenschaftlerin, stammt aus Fortaleza im Nordosten des südamerikanischen Landes, lebt seit 1985 in Deutschland und seit Ende 1987 in Kissingen. Das Halbfinalspiel zwischen ihrem Heimatland Brasilien und ihrer zweiten Heimat Deutschland bei der Fußball-WM beschert ihr einen besonderen Abend. Im Gespräch mit der Main-Post kann sie sich als Fan schon mal warmlaufen fürs Spiel.
Ana Maria Benevides Werner: Unser Nationalgetränk ist zwar Caipirinha, aber er trinkt Bier, weil das erfrischender ist.
Benevides Werner: Wir haben praktisch zu jeder Feier Salgadinhos. Das sind kleine herzhafte Sachen, fast wie Kartoffelbällchen, die sind gefüllt mit Hähnchen oder Krabben.
Benevides Werner: Er schreit. Überhaupt ist es immer sehr laut. Man schaut ja in der Gemeinschaft und das mit sehr viel Stimmung und Gefühl.
Benevides Werner: Er schimpft und er weint. In Brasilien haben auch Männer kaum Hemmungen zu weinen. Aber am nächsten Tag sagen sie dann, ach was, wir gewinnen auch wieder. Insgesamt sind die Brasilianer schon positiver und optimistischer als die Deutschen.
Benevides Werner: Schauen Sie, das steht auch hier auf meinen Schuhen: Sou Brasilero, com muito orgulho, com muito amor. Ich bin Brasilianer mit viel Stolz und viel Liebe.
Benevides Werner: Gelb und grün natürlich.
Benevides Werner: Neymar, der ist so süß. Er ist zurzeit der Held in Brasilien.
Benevides Werner: Thomas Müller find' ich sehr gut. Özil gefällt mir auch. Vor ein paar Weltmeisterschaften sind wir mal der ganzen deutschen Nationalmannschaft begegnet. Da bin ich gleich hingelaufen und habe mir Autogramme geben lassen. Ich habe von allen eins gekriegt, nur von Oliver Bierhoff nicht.
Benevides Werner: Da habe ich ein Bild vorbereitet. Von Pelé und von mir. Den habe ich 1987 oder 1988 mal beruflich in der Schweiz getroffen. Das ist ein ganz Netter, sehr sympathisch.
Benevides WErner: Garrincha, der hatte ein schweres Schicksal.
Benevides Werner: Ich würde sagen Holland. Weil ich schon lange weg bin aus Brasilien und hier als Sprecherin des Integrationsbeirats mit Migranten arbeite, ist für mich die Konkurrenz mit Argentinien nicht mehr so groß.
Benevides Werner: Deutschland, na klar.
Benevides WErner: Ich glaube, der Zusammenhalt ist jetzt, wo Neymar verletzt ist, noch größer. Die Mannschaft will jetzt noch stärker sein.
Benevides Werner: Das Schicksal. Jedes Spiel ist doch mal Glück, mal Pech.
Benevides Werner: Es wird sehr knapp. Ich würde sagen 4:3 im Elfmeterschießen für Brasilien.
Benevides Werner: Die Einschränkungen durch die FIFA nicht. Aber ich finde, dass durch die Kritik an Einschränkungen in Stadien wenigstens der Welt bewusst wird, dass man bei einer Weltmeisterschaft jedes Land seine typischen Sachen verkaufen lassen muss. Durch die Kritik, dass zu viel Geld in den Bau von Stadien geflossen ist, anstatt in Bildung und Gesundheitswesen, steigt auch der Druck auf die Regierung.