Seife sicher zu greifen, unter Kontrolle zu bringen oder ihre Bestimmung auszunutzen zum Zwecke von Sauberkeit und guten Geruchs gehört zum Leben. Die „Tenside“ oder allgemeiner, die „waschaktiven „Substanzen“, aus denen der uralte Reinigungsstoff hergestellt wird, verlieren aber auch bei der Zweckentfremdung als Mittel der Kunst nicht ihre Wirkung. Sei es bei der Ideenfindung oder der handwerklichen Bearbeitung, am Ende natürlich auch in der Ausstrahlung.
Das „Rhöner Künstlerinnen-Kollektiv“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, dass Menschen, die sich mit Gestaltungsvariationen, vor allem beruflich befassen, aus ihrer Nische herauskommen können und in einem geeigneten Rahmen ihre Werke präsentieren können. Es ist „ein loser Haufen“ (else!-Leiterin Mia Hochrein), der sich in Bischofsheim, rund um die Berufsfachschule für Holzbildhauerei, gefunden hat, um vielfältige Kunstproduktionen mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen.
Dass so etwas nach wie vor in kleinen Schritten vorangeht, soll das Symposium „Zu kurz gekommen“ im else!-Waschsalon veranschaulichen. Maria Boldt, Dozentin an der Berufsfachschule und als Mitglied des Künstlerinnen-Kollektivs begründet als aktuelle Projektleiterin das Vorhaben in der Münnerstädter Popup Galerie als eine Art Minimalismus, mit dem Kunst ständig umgehen muss. „Jede und jeder möchte sich mit Kunst und den Menschen dahinter schmücken, aber die materielle und gerade die immaterielle Leistung wird zu wenig wertgeschätzt.“
Spartanisch bis hin zum Fingerfood
„Wir wollen das heute an einem Produktionsprozess zeigen, an dem alles klein gehalten wird, das kleine Stück Seife entspringt aus dem Waschsalon-Thema, der Platz in der Galerie ist für zwölf Arbeitende äußerst begrenzt, die Produktionszeit auf 90 Minuten beschränkt, plus zehn Minuten Umbau zur Ausstellung, mit anschließender spartanischer Vernissage inclusive einzelner Erdnusskerne als Fingerfood.“
Maria Boldt sagt auch, dass so ein Vorhaben bereits seit zwei Jahren im sogenannten harten Kern des Kollektivs diskutiert wird und erst nach dem Angebot aus Münnerstadt umgesetzt werden konnte. „In Bischofsheim hätten wir das nicht geschafft.“
Kunstförderung ist schwierig
Wenn man dem „Kern“ um Maria Boldt so zuhört, dann kommen Johanna Barth, Johanna Helle, Claudia Fink aus Bischofsheim und Sonja Wiesner aus Eichenzell schnell auf die Zuversicht, die sie mit ihren Vorhaben verbinden. Schwierig ist eine Kunstförderung von offiziellen Stellen „wegen des losen Haufens“, was Mia Hochrein veranlasst, auf das Dach des Altstadtvereins hinzuweisen, unter dem else! sich hervorragend entwickeln konnte. „Wir suchen und finden die Partner auf Veranstalterseite“, meinen dazu die Kollektiv-Frauen übereinstimmend. Bisherige Kunst-Stationen in Fulda, Wechterswinkel und in Meiningen haben das bestätigt.
Dr. Anette Roggatz, auch Dozentin an der Holzbildhauer-Fachschule, übernimmt in kurzen Sätzen die Analyse der Arbeiten, die in zwei kleinen Vitrinen Platzgefunden haben. „Sie haben 90 Minuten Zeit verbracht, sie haben geschnitzt, gebohrt, gewässert mit glitschiger Seife “. Und sogar eine „Reflexions-Ebene“ zur Betrachtung und Eingebung wird geschaffen.
Draußen, vor dem Waschsalon wird die Wäsche auf der Trockenleine zum X-ten Mal nass. Die Kunst drinnen feiert sich an neuen Ergebnissen, jedoch der ernste Hintergrund des Symposiums sollte „nicht zu kurz kommen“, damit der nicht wie die Seifenblasen über den Vitrinen schlicht zerplatzt.